Markt-Update: Jüngste Euphorie findet Ende, Dax gibt deutlich ab – Vortagsgewinner werden zu Verlierern, Hypoport und Grand City unter Druck

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Die jüngste Euphorie an den Aktienmärkten hat zur Wochenmitte ein Ende gefunden. Nach zwei starken Börsentagen gab der deutsche Leitindex Dax am Mittwoch gegen Mittag um 1,2 Prozent auf 14 637 Zähler nach.

Am Vortag hatte die Nachricht, dass Russland die Kampfhandlungen bei Kiew drosseln will, die Märkte stark angetrieben. Ob die Maßnahme Russlands von Dauer sein wird, müsse sich erst noch zeigen, mahnte die Landesbank Helaba. „Noch geht der Krieg weiter und es gibt Sorgen vor einem Lieferstopp für Energie aus Russland“. An den Rohstoffmärkten legte der Ölpreis wieder zu.

Der MDax der mittelgroßen Börsentitel sank um 1,5 Prozent auf 31 377 Zähler. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 lag mit 0,9 Prozent im Minus bei 3966 Punkten.

Der russische Teilrückzug sei „wohl weniger als Friedensangebot, sondern mehr als militärstrategische Operation zu werten“, schrieb Investmentanalyst Uwe Streich von der Landesbank LBBW. Auch habe der US-Außenminister Antony Blinken keine wirklichen Fortschritte in den Gesprächen der Kriegsparteien erkennen können. Die Anleger hätten am Vortag „wohl zu optimistisch“ reagiert.

Gegenwind gibt es derweil auch von der Inflation. So sind in mehreren deutschen Bundesländern die Verbraucherpreise im März kräftig gestiegen. Zudem haben die „Wirtschaftsweisen“ wegen der Folgen des Krieges in der Ukraine ihre Konjunkturprognose für Deutschland 2022 kräftig gesenkt. Der Sachverständigenrat erwartet nun nur noch ein Wachstum von 1,8 Prozent. Im November hatte die Prognose noch auf 4,6 Prozent gelautet.

Gewinner werden zu Verlierern

Im Dax waren die Gewinner vom Vortag die Verlierer. Die Aktien von Delivery Hero , Zalando , Continental , Mercedes-Benz und BMW verloren überdurchschnittlich.

Im MDax verloren die Papiere des Logistikspezialisten Kion gut drei Prozent. Die Bank of America und die Societe Generale strichen die Kaufempfehlung für die Papiere.

Im SDax der kleineren Börsenwerte zählten Takkt und Encavis zu den größten Gewinnern mit jeweils etwa acht Prozent. Anleger reagierten erfreut auf die mittelfristigen Ziele des Büroaustatters Takkt und auf die Prognosen für 2022 des Solar- und Windparkbetreibers Encavis.

Die Anteile des Tech-Unternehmens Basler und des In-vitro-Diagnostikers Stratec gerieten dagegen nach den Geschäftszahlen der Unternehmen unter Druck. Beide Aktien büßten mehr als sechs Prozent ein.

Hypoport unter Druck – Metzler-Ziel entfernt sich weiter vom Kurs

Die Aktien des Finanzdienstleisters Hypoport sind am Mittwoch im MDax zum größten Verlierer geworden. Nach verhaltenem Start weiteten sie ihr Minus bis zur Mittagszeit auf 8,3 Prozent aus. Damit erreichten sie das niedrigste Niveau seit zwei Wochen, die Erholungsgewinne vom Vortag wurden vollständig abgegeben. Inmitten des Geschehens fiel eine pessimistische Studie des Bankhauses Metzler auf.

Der Metzler-Analyst Jochen Schmitt bestätigte nicht nur seine Verkaufsempfehlung für die Hypoport-Aktien, er entfernte sich mit einem neuen Kursziel von 310 Euro auch noch weiter vom aktuellen Kurs, nachdem er bisher ein Ziel von 320 Euro hatte. Der Experte sieht nun immer noch ein fast zehnprozentiges Abwärtsrisiko. Er äußerte sich kritisch zur Entwicklung in den einzelnen Kernsparten wegen der Plattformen im Immobilien- und Versicherungsbereich. Letzteres Segment habe offenbar mehr Schwierigkeiten als bisher gedacht, die Gewinnschwelle zu erreichen.

Grand City unter MDax-Verlierern – JPMorgan: Anderswo mehr Chancen

Die Aktien von Grand City Properties haben am Mittwoch zu den schwächsten Werten im MDax gezählt. Eine Abstufung auf „Neutral“ durch die einflussreiche US-Bank JPMorgan ließ den Kurs um 3,5 Prozent auf 17,86 Euro sinken. Damit erreichten sie den niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Damals waren sie im Zuge des Corona-Crashs sogar bis auf 13,82 Euro gefallen, was das niedrigste Niveau seit 2015 bedeutete.

JPMorgan-Analyst Tim Leckie stufte die Papiere des Immobilienunternehmens von „Overweight“ auf „Neutral“ ab und senkte das Kursziel von 26 auf 23 Euro. Er reduzierte wegen einer steiler werdenden Zinskurve seine Prognosen für das Kapitalwachstum und geht von höheren Kapitalkosten aus. Bei anderen Immobilienwerten wie beispielsweise LEG sieht er nun größeres Aufwärtspotenzial. LEG-Aktien gaben am Mittwoch in etwa wie der MDax um 1,3 Prozent nach. Immobilienwerte gerieten mit dem Gesamtmarkt allgemein wieder etwas unter Druck.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: bluebay / Shutterstock.com

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