Markt-Update: Dax dämmt Verluste nach Inflationsdaten etwas ein - Just Eat Takeaway brechen ein, H&M punktet mit starken Zahlen, Europäischer Immobiliensektor von BofA-Studie belastet

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Zwar dominierten nach wie vor Sorgen vor einer weltweiten Rezession an den Aktienmärkten, da Experten von einem anhaltend hohen Inflationsdruck ausgingen. Doch die Stimmung hellte sich etwas auf. Der Dax stand am Nachmittag 1,2 Prozent im Minus bei 13.132 Punkten, nachdem er zuvor bis zu 2,2 Prozent eingebüßt hatte. Der EuroStoxx50 halbierte seine Verluste. An den Anleihemärkten gab die Rendite für die zehnjährigen Bundespapiere auf 1,566 von zuvor 1,639 Prozent nach. "Es ist zwar noch zu früh, um vom Wendepunkt zu sprechen. Den müssten die nächsten Monate bestätigen", sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Es sei aber zumindest möglich, dass der Höhepunkt bei der Inflation erreicht worden sei. Anfang der Woche hatten Inflationsängste die Renditen um rund 200 Basispunkte nach oben getrieben.

Der Preisauftrieb in Deutschland verlangsamte sich im Juni etwas. Nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes lagen die Verbraucherpreise um 7,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Fachleute hatten im Schnitt mit 7,9 Prozent gerechnet.

"Es ist eine kleine Erleichterung für die Verbraucher", sagte der Chefökonom des Vermögensverwalters HQ Trust, Michael Heise. Allerdings handele es sich wohl eher um eine Atempause und nicht um einen Wendepunkt in der Inflation. "Der Rückgang ist vor allem auf die staatlichen Entlastungsmaßnahmen wie Tankrabatt und 9-Euro-Ticket zurückzuführen", so der Volkswirt.

Ambivalente Daten in Europa – was macht die EZB?

Der Euro machte anfängliche Verluste wett und pendelte mit 1,0521 Dollar um seinen Vortagesstand. Während die Inflation in Deutschland überraschend sank, beschleunigte sich der Preisauftrieb in Spanien mit 10,2 Prozent deutlicher als gedacht und war erstmals seit April 1985 im zweistelligen Bereich. Die Commerzbank hält deswegen trotz der deutschen Daten an ihrer Euroraum-Prognose von 8,4 Prozent fest. Auch in Deutschland hätten eine Reihe von Sonderfaktoren eine Rolle gespielt, hieß es von den Ökonomen der Bank. "Und da nach wie vor erhebliche Material- und Lieferengpässe bestehen, rechnen wir in den kommenden Monaten mit weiterhin hohen Inflationsraten."

Das und die sich eintrübende Konjunktur bringen die Europäische Zentralbank (EZB) in die Bredouille. Sie will im Kampf gegen die Teuerung erstmals seit 2011 ihren Leitzins anheben und im September nachlegen. Dadurch steigen die Kreditkosten für Verbraucher wie Unternehmen, worunter Konsum und Investitionen leiden dürften. Das wiederum könnte der ohnehin schwächelnden Konjunktur weiter zusetzen.

Just Eat Takeaway brechen ein

Geplatzte Spekulationen auf einen Verkauf der US-Tochter Grubhub ließen die Aktien von Just Eat Takeaway.com (JET) um bis zu 22,3 Prozent auf ein Rekordtief einbrechen. Der Chef von Grubhub sagte einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge, dass ein Verkauf der US-Tochter nicht unmittelbar bevorstehe. "Diese Ankündigung enttäuscht den Markt, denn jeder will, dass Just Eat Takeaway sich komplett von Grubhub trennt", sagte Bryan-Garnier-Analyst Clement Genelot.

H&M punktet mit starken Zahlen

Dagegen erfreute die Anleger ein überraschend starkes Ergebnis von H&M. Die Titel des schwedischen Modehändlers stiegen in der Spitze um 6,8 Prozent. Die Nummer zwei hinter der Zara-Mutter Inditex habe ermutigende Ergebnisse im zweiten Quartal geliefert, urteilten die Analysten von Jefferies. Damit würden die Sorgen um die Produktionskosten vermutlich nachlassen. Nach dem Wegfall der Corona-Beschränkungen strömten die Kunden wieder in die Läden und bescherten den Schweden einen Gewinnsprung.

Europäischer Immobiliensektor von BofA-Studie belastet

Aktien europäischer Immobilienunternehmen gerieten nach einer negativen Analystenstudie der Bank of America deutlich unter Druck. Der entsprechende Branchenindex Stoxx Europe 600 Real Estate war mit einem Abschlag von 4,1 Prozent der schwächste in Europa. "Die Bond-Party ist vorbei", titelten die Analysten in ihrer Studie und sagten der Immobilienbranche einen "perfekten Sturm" angesichts massiv steigender Zinsen und einer womöglich drohenden Stagflation voraus. Am deutschen Aktienmarkt verloren beispielsweise Vonovia im Dax 2,7 Prozent und Aroundtown im MDax 6,5 Prozent.

Deutsche Börse leicht im Plus

Die Anteile der Deutschen Börse profitierten mit plus 0,6 Prozent von Aussagen auf einer Kapitalmarktveranstaltung. Der Börsenbetreiber bekräftigte erwartungsgemäß die Ziele für 2022 und 2023, die Details der Präsentation zu der Veranstaltung kamen aber gut an.

Fresenius lotet Fusion von Geschäftsbereich aus

Fresenius SE lotet offenbar die Fusion seines Klinikgeschäfts mit einem Wettbewerber aus. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise berichtete, zieht der Dax-Konzern derzeit einen Zusammenschluss der Option eines Verkaufs einer Beteiligung an Finanzinvestoren vor. Die Papiere legten vorne im Dax um 0,7 Prozent zu.

Vantage Towers unter Druck

Vantage Towers sanken um 3,9 Prozent, nachdem JPMorgan die Titel von "Neutral" auf "Underweight" abgestuft hatte. Analyst Akhil Dattani sieht die Auswirkungen steigender Zinsen und höherer Bonitätsaufschläge auf die Telekombranche trotz hoher Verschuldung zwar nicht als Risiko. Vantage schätzt er aber am schwächsten ein. Die Papiere seien zudem im Vergleich zu anderen Mobilfunkmasten-Unternehmen zu teuer.

Fuchs Petrolub legen zu nach Kapitalmarkttag

Nach einer Kapitalmarktveranstaltung von Fuchs Petrolub am Vortag hat sich am Mittwoch eine freundliche Kurstendenz der Aktien durchgesetzt. Die Anteilsscheine gewannen in einem schwachen Börsenumfeld ein Prozent auf 26,40 Euro. Am Vortag waren sie zunächst um gut drei Prozent gestiegen, hatten die Gewinne dann aber fast vollständig wieder abgegeben. Das neue Ziel für den operativen Gewinn (Ebit) im Jahr 2025 sei ambitioniert, schrieb die Bank of America. Mit 500 Millionen Euro liege es um ein Fünftel über der Konsensschätzung. Ein Aktienrückkauf von bis zu 200 Millionen Euro sei ferner ein Ausdruck von Zuversicht. Die Bank Oddo-BHF wies auf eine um 40 Prozent unter dem fünfjährigen Mittel liegende Bewertung der Aktien hin. Das laufende Jahr werteten indes beide Banken als herausfordernd und mit Risiken behaftet.

onvista/dpa-AFX/reuters

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