IG-Metall fordert Lohnverzicht bei VW-Management
Berlin (Reuters) - Angesichts der aktuellen Krise bei Volkswagen fordert IG-Metall-Chefin Christiane Benner den Vorstand des Autokonzerns zu einem Lohnverzicht auf.
"Will der Vorstand Lohnkürzungen durchsetzen, dann könnte er doch mit gutem Beispiel vorangehen", sagte Benner den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagausgaben) laut Vorabbericht. Sie äußerte Verständnis für den Unmut vieler Beschäftigter über geplante Kürzungen bei Jubiläums-Boni, während Vorstandschef Oliver Blume als bestbezahlter Dax-Manager gelte. Selbst wenn die Beschäftigten einen zehnprozentigen Lohnverzicht akzeptieren würden, reiche das nicht aus, um die Verluste aus den Managementfehlern der Vergangenheit auszugleichen. Benner verwies auf den Dieselskandal, der VW mindestens 32 Milliarden Euro gekostet habe. "99,99 Prozent der Beschäftigten konnten dafür nichts. Sie sollen jetzt aber bluten, weil niedrige einstellige Milliardenbeträge fehlen? Das ist nicht zu erklären." Die IG-Metall-Chefin plädierte für kreative Lösungen zur Erhaltung der Werke und Arbeitsplätze, ohne dabei "gleich mit der Brechstange" zu kommen.
Eine Reform des VW-Gesetzes lehnte sie mit Verweis auf die historische Verantwortung des Unternehmens ebenso ab wie die von der Linkspartei geforderte Rückzahlung von Dividenden durch Großaktionäre. Hinsichtlich möglicher chinesischer Übernahmen deutscher Automobilwerke zeigte sich Benner hingegen offen: "Aktuell würde ich sagen: Lieber Chinesen als Elon Musk." Sie verwies auf positive Erfahrungen mit chinesischen Investoren und betonte die Notwendigkeit von Kapital in der Industrie. "Mit chinesischen Investoren haben wir auch gute Erfahrungen gemacht, als die anfingen, kleinere Mittelständler aufzukaufen. Da haben wir gut verhandelt." Jetzt müsse Kapital in die Industrie. "Wenn die Chinesen das nach Deutschland bringen, würde ich das nicht für schlecht halten. Da würde es mir eher darum gehen, die lokale Wertschöpfungskette dadurch auch absichern zu können, um auch die Zulieferer zu stabilisieren."
(Bericht von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)