FTSE All World vs. MSCI World

Für welchen ETF-Anleger eignet sich welcher Weltindex?

onvista · Uhr

ETFs bilden für viele Anleger den Kern des Depots –oft wird dabei zum MSCI World geraten. Doch eignet sich der Rivale FTSE All World vielleicht eher? Wir machen den Vergleich.

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Quelle: HNK/Shutterstock.com

ETFs sind für viele Anleger zum Anlagevehikel der Wahl aufgestiegen. Investments in KI, High Tech, Rüstung, Windkraft, Automobile, für alles gibt es einen ETF. In den USA sind mittlerweile mehr ETFs als Einzelaktien gelistet, berichtete Bloomberg im August unter Verweis auf Daten des Fondsspezialisten Morningstar.

Einer der am meisten genutzten Indizes für ETFs ist der MSCI World. Damit kaufen sich Anleger direkt in 23 Länder und über 1.300 Firmen ein – damit ist der Index praktisch der Goldstandard für passive Investmentfonds. 

Die einzige Wahl ist er aber nicht. Für manche Anleger könnte es bessere Alternativen geben. So stellt der US-Finanzdatenanbieter MSCI einerseits diverse alternative Formen des Weltindizes bereit, wie den MSCI ACWI. Mit dem FTSE All World gibt es auf der anderen Seite auch einen Konkurrenten aus einem anderen Haus.

Der große Konkurrent: Der FTSE All World

Hinter dem Rivalen steht – wie die Namensverwandschaft zum britischen Leitindex FTSE 100 vermuten lässt – der Anbieter FTSE Russell aus dem Vereinigten Königreich. Das Unternehmen ist Teil des Börsenkonzerns LSEG, welcher auch die Londoner Börse betreibt.

Auf den ersten Blick gibt es zwischen den Indizes doch einige Unterschiede, wie etwa die Zahl der Indexmitglieder. Der FTSE All World beinhaltet mehr als dreimal so viele Aktien wie der MSCI World, die zudem aus einem breiteren Korb an Ländern stammen. Selbst der Schwesterindex des MSCI World, der MSCI ACWI, vereint nur etwas mehr als die Hälfte der Aktien, die im FTSE All World vertreten sind.

Weniger überraschend: Die Performance der Indizes weicht kaum voneinander ab. In den vergangenen zwölf Monaten schlug der FTSE-Index die beiden MSCI-Konkurrenten haarscharf. Die annualisierten Renditen der vergangenen Jahre wiederum liegen praktisch gleichauf, der MSCI World hat hier die Nase minimal vorne, was an der starken Gewichtung von US-Titeln liegen dürfte.

Die machen im MSCI World nämlich über 70 Prozent aus, auf dem zweiten Platz folgt weit abgeschlagen Japan, mit 5,5 Prozent. Der FTSE All World (wie auch der MSCI ACWI) ist ein Stück ausgewogener aufgestellt, mit nur 63 Prozent US-Aktien. Das am zweitstärksten gewichtete Land ist hier ebenfalls Japan, mit 5,8 Prozent.

Im FTSE-Index sind Tech-Werte stärker gewichtet

Erstaunlich ist indes, dass bei den Branchen der FTSE All World trotz seiner breiteren Aufstellung sogar stärker in Tech-Werte gewichtet ist als der MSCI World – 29,9 Prozent im FTSE All World gegen 26,3 Prozent im MSCI World. Industriewaren und -dienstleistungen folgen mit 11,7 Prozent, wohingegen im MSCI World Finanzwerte mit 17,2 Prozent den zweitgrößten Anteil ausmachen.

Womöglich sind dafür schlicht unterschiedliche Definitionen verantwortlich. Banken kommen im FTSE-Index auf nur knapp acht Prozent, Finanzdienstleister sind jedoch separat mit einem Indexgewicht von 4,9 Prozent ausgewiesen. Zusammen würden diese beiden Branchen also auf einen größeren Anteil kommen als Industrieaktien. Im MSCI World sind diese beiden Wirtschaftszweige zusammengefasst.

Die Top-Einzelwerte wiederum sind praktisch deckungsgleich, beim FTSE-Index aber etwas weniger hoch gewichtet. Der einzige Unterschied in den zehn größten Positionen: Der MSCI World enthält hier die Großbank JPMorgan auf dem 10. Platz, im FTSE All World taucht hier der Halbleiterfertiger TSMC auf.

Die zehn größten Werte im MSCI ACWI wiederum sind deckungsgleich mit dem FTSE All World. Kein Wunder, beinhaltet erstgenannter Index eben auch Länder wie Taiwan, die im MSCI World fehlen. Deshalb landet in diesen Indizes TSMC mit 1,45 Billionen Dollar Börsenwert statt JPMorgan (nur 867 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung).

Fazit: Es gibt wenige, aber wichtige Unterschiede

Angesichts der Ähnlichkeit beider Indizes scheint es so, als sei die Wahl letztlich egal. Das stimmt aber nur, wenn es um den FTSE All World und den MSCI ACWI geht.

Zum MSCI World besteht der entscheidende Unterschied, dass die Ländergewichtungen anders sind. Denn der Flaggschiff-Index von MSCI ist zu fast drei Vierteln ein US-Index. Der MSCI ACWI besteht zu weniger als zwei Drittel aus US-Aktien, und den niedrigsten US-Anteil hat der FTSE All World.

Wer eine breitere Streuung will, und womöglich ohnehin beliebte US-Aktien wie Nvidia, Microsoft oder Meta kauft, sollte daher den FTSE All World oder den MSCI ACWI vorziehen.

Da die US-Börsen der größte, liquideste, und, in vielen Jahren, auch der rentabelste Aktienmarkt der Welt sind, kommen Anleger natürlich nicht um ihn herum, mit keinem der Indizes. Zugleich sollten Anleger vermeiden, unbewusst Klumpenrisiken aufzubauen.

Mit ETFs auf den FTSE All World und den MSCI ACWI lässt sich das zumindest etwas besser vermeiden als mit dem MSCI World, weil ihr Anteil an US-Aktien geringer ist. Zugleich beinhalten sie auch Titel aus Schwellenländern, weshalb sie "echte" Weltindizes sind. Mit Investments in FTSE All World oder MSCI ACWI sparen sich Anleger also, für Schwellenlandinvestments noch ein weiteres Vehikel kaufen zu müssen.

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