Preise für Friseur-Besuch deutlich gestiegen
KÖLN/WIESBADEN (dpa-AFX) - Für einen Haarschnitt beim Friseur müssen Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland deutlich tiefer in die Tasche greifen als noch vor einigen Jahren. Frauen zahlten im September laut Statistischem Bundesamt gut 28 Prozent mehr als im Jahr 2020, Männer und Kinder jeweils knapp 31 Prozent. Woran liegt das? Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Was kostet ein Haarschnitt?
Die Preisspanne ist nach Branchenangaben groß - und sie wächst weiter. Frauen zahlen für Waschen, Schneiden und Föhnen im Schnitt gut 54 Euro, Männer 33 Euro. Das zeigt eine Umfrage des Friseur- und Kosmetikverbands NRW unter Betrieben. Ein einfacher Haarschnitt ist günstiger. Besonders stark verteuert haben sich Strähnen und Färben. Barbershops nahmen an der Befragung nicht teil.
28 Prozent der Menschen in Deutschland zahlen beim Friseur in der Regel 15 bis 29 Euro, wie aus einer YouGov-Umfrage hervorgeht. 20 Prozent geben demnach 30 bis 49 Euro aus, 14 Prozent mehr. 8 Prozent kommen mit weniger als 15 Euro aus, während 26 Prozent gar kein Geld für einen Haarschnitt ausgeben. Männer zahlen deutlich weniger als Frauen. Das Meinungsforschungsinstitut hat Ende Oktober knapp 2.900 Erwachsene repräsentativ zum Thema befragt.
Warum sind die Preise gestiegen?
Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks führt die höheren Preise vor allem auf gestiegene Personalkosten, teurere Energie und Materialien sowie auf die allgemeine Inflation zurück. Auch der andauernde Fachkräftemangel mache vielen Betrieben zu schaffen, sagt der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Holger Stein. Rund 55 bis 60 Prozent der Gesamtkosten entfallen in der Branche auf das Personal.
Wie ist die Stimmung in der Branche?
Nicht gut. Viele Friseurbetriebe spüren die Preissensibilität der Verbraucher. "Kundinnen und Kunden halten sich weiterhin mit Ausgaben zurück, was die Auslastung vieler Salons drückt", sagt Verbandsvertreter Stein. Der Umsatz sei zuletzt nur noch gestiegen, weil die Preise angehoben wurden. Im vergangenen Jahr lagen die Gesamterlöse des Friseurhandwerks laut einer Prognose bei 7,67 Milliarden Euro. 2025 dürfte es Stein zufolge etwas weniger sein. Die Betriebe erwarten weniger Kundschaft und Aufträge.
Auch die Folgen der Corona-Pandemie sind Stein zufolge weiter zu spüren. Viele Menschen gehen demnach seltener zum Friseur, "weil sie es sich nicht mehr leisten können oder wollen".
Während der Pandemie waren Friseursalons zeitweise geschlossen. Viele Haushalte haben sich in dieser Zeit Haarschneider zugelegt, sagt Thilo Heyder vom Marktforschungsunternehmen NIQ. Zwischen Oktober 2019 und September 2020 stieg die Zahl der verkauften Geräte um 12 Prozent, im Jahr darauf noch einmal um 27 Prozent auf 2,4 Millionen Geräte. Anschließend ging der Absatz zurück - wohl auch weil viele Menschen inzwischen schon mit einem Haarschneider ausgestattet sind.
Wie viele Friseure gibt es in Deutschland?
Die Zahl der Friseurbetriebe sinkt nach Verbandsangaben seit Jahren. 2024 waren 80.363 registriert. Etwa ein Fünftel davon seien Barbershops, schätzt Stein. In der gesamten Branche arbeiteten im vergangenen Jahr knapp 150.000 Menschen - etwa 300 weniger als 2023.
Die schwierige Wirtschaftslage bedrohe das Friseurhandwerk, sagt Stein. Eine Erholung sei erst zu erwarten, wenn sich die Situation deutlich bessert.
Welche Themen beschäftigen die Branche?
Klassische Friseursalons erhalten zunehmend Konkurrenz von Barbershops. Sie haben sich vor allem im urbanen Raum etabliert und bieten Haarschnitte oft günstiger an. "10 Euro, 12 Euro: Die würfeln ihre Preise, glaube ich manchmal", sagt Mike Engels, Vorstandsmitglied beim Friseur- und Kosmetikverband NRW. "An vielen Orten, an denen klassische Salons schließen, öffnet danach ein Barbershop." Barbershops sind eigentlich auf Haarschnitte und Bartpflege für Männer spezialisiert. Immer mehr weiten ihr Angebot jedoch aus und bedienen inzwischen auch Kundinnen.
Stein beobachtet den Boom bei Barbershops mit Skepsis: "Barber ist nicht gleich Barber, aber wir sehen hier verstärkt Dumping-Preise. Das ist ein unfairer Wettbewerb. Damit kann ein Betrieb nicht kostendeckend arbeiten." Wie qualifiziert die Mitarbeiter in diesen Salons seien, spiele oft keine Rolle. Mit einer normalen Friseurausbildung sei dies nicht vergleichbar. Insbesondere beim Einsatz von Chemie, etwa im Bereich Haarfärbung oder Dauerwelle, fehle es an Fachwissen.
Die Probleme der Gesamtbranche zeigen sich auch beim Nachwuchs: Zwischen 2014 und 2023 sank die Zahl der Auszubildenden von 23.540 auf 13.509. Immerhin gab es zuletzt erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder einen leichten Anstieg. Auffällig ist zudem: Immer mehr Männer entscheiden sich für den Beruf - ihr Anteil lag 2024 bei gut einem Drittel./cr/DP/zb



