Kolumne von Heiko Böhmer

Fondsmanager halten KI-Blase mehrheitlich für das größte Marktrisiko

Heiko Böhmer · Uhr

Profis halten aktuell wenig Cash, sind sich der Risiken bei Aktien aber bewusst. Vor allem eine mögliche Blase bei KI besorgt die Fondsmanager. Doch auch andere Faktoren beobachten die Investoren aktuell genau.

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Quelle: orhan akkurt/Shutterstock.com

Aktuell stehen die Börsen unter Druck. Da ist Orientierung wichtig: Wie schätzen die Profis die Marktlage ein? Dazu liefert die monatliche globale Fondsmanager-Umfrage der Bank of America (BofA) wichtige Antworten.

Die November-Umfrage zeigt einen ungewöhnlich hohen Optimismus: Fondsmanager sind derzeit ausgesprochen bullish eingestellt und haben ihre Barreserven auf ein Minimum heruntergefahren. Die durchschnittliche Cash-Quote liegt nur noch bei 3,7 Prozent – ein sehr niedriger Wert. BofA-Analysten bezeichnen ein so ausgedünntes Cash-Polster sogar als mögliches “Sell-Signal”, denn historisch folgten in ähnlichen Situationen oft Kursrücksetzer an den Aktienmärkten. 

Trotz (oder gerade wegen) dieser Warnsignale sind die Profis aber in Kauflaune: Aktien sind so stark übergewichtet wie seit Februar 2025 nicht mehr. Konkret sind netto 34 Prozent der Fondsmanager übergewichtet in Aktien – bei früheren Hochphasen lag dieser Wert allerdings auch schon nahe 60 Prozent.

Ebenfalls bemerkenswert: Auch Rohstoffe stehen wieder hoch im Kurs. Hier beträgt die Übergewichtung netto 17 Prozent, der höchste Wert seit September 2022. Insgesamt zeigt der Stimmungsindikator der Umfrage den höchsten Optimismus seit neun Monaten, was auf eine breite Erwartung eines weiterhin stabilen, goldilock-artigen Umfelds hindeutet.

Wahrgenommene Risiken: Inflation, Zinsen und KI

Trotz des Optimismus schlafen die Fondsmanager nicht ganz sorglos. Gefragt nach den größten Risiken (“Tail Risks”) für die Märkte, nennt mit Abstand die Mehrheit eine mögliche Blase im KI-Sektor – 45 Prozent der Befragten sehen eine “AI bubble” als größtes Risiko. Damit hat sich die Sorge vor einem KI-Hype deutlich verstärkt (im Vormonat lagen diese Befürchtungen noch bei 33 Prozent).

Ebenfalls ganz oben auf der Sorgenliste stehen Inflation und Zinsen: Knapp die Hälfte der Fondsmanager (45 Prozent) befürchtet, dass anhaltend hohe Inflation und weitere Fed-Zinsschritte 2026 das Börsenklima am stärksten belasten könnten. Passend dazu erwarten 59 Prozent der Befragten, dass die Zinsen nur unter bestimmten Bedingungen – etwa politischen Entscheidungen – weiter steigen würden.

Ein weiteres Risikoszenario liefert der Kreditmarkt: 59 Prozent der Profis sehen Private-Equity/Private-Debt-Märkte als wahrscheinliche Quelle einer Kreditkrise. Und obwohl die Manager derzeit Aktien übergewichten, sind sie nicht blind vor Euphorie: 63 Prozent halten die Aktienmärkte für überbewertet – ein Rekordwert, der sogar über dem Niveau vom Vormonat (60 Prozent) liegt. Mit anderen Worten, die Profis sind zwar investiert, aber behalten die potenziellen Fallstricke genau im Auge.

KI: Produktivitätsschub oder Hype-Blase?

Künstliche Intelligenz (KI) ist das zweischneidige Schwert dieser Umfrage – Hoffnungsträger und Angstszenario zugleich. Auf der einen Seite sehen viele Fondsmanager KI als Treiber für Wirtschaft und Markt: 53 Prozent sind der Meinung, KI steigere bereits jetzt die Produktivität. Weitere 15 Prozent erwarten den großen Produktivitätsschub durch KI im Jahr 2026, und insgesamt fast 95 Prozent rechnen damit, dass KI spätestens in ein paar Jahren deutlich die Effizienz erhöht. Diese Zuversicht spiegelt sich auch darin wider, dass ein großer Teil der Befragten weitere KI-Investitionen der Unternehmen grundsätzlich begrüßt – allerdings mit Maß und Ziel. 

Denn genau hier kommt die Kehrseite der Medaille: Über die Hälfte (53 Prozent) glaubt, dass KI-Aktien sich bereits in einer Blase befinden. Zudem meint erstmals seit 20 Jahren eine Mehrheit der Fondsmanager, dass Unternehmen zu viel investieren – hauptsächlich wegen des enormen Investitionsbooms in KI bei den Tech-Giganten. 

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Die Umfrageteilnehmer sind sich der Hype-Gefahr bewusst, auch wenn sie an die langfristigen Vorteile von KI glauben. Kein Wunder also, dass “Long Magnificent 7” (das Wetten auf die sieben größten Tech-KI-Titel) von 54 Prozent als Investment der Stunde bezeichnet wird, wie schon so oft in den vergangenen drei Jahren.

Insgesamt sehen die Fondsmanager das Thema KI für 2026 eher positiv: 43 Prozent nennen breite Produktivitätsgewinne durch KI als das bullischste Szenario für das kommende Jahr. Doch zugleich behalten sie den Warnfinger oben, denn eine Stagnation im KI-Boom oder gar ein Platzen der KI-Blase könnte schnell zur Spielverderberin für die Märkte werden.

Fazit: Für Privatanleger liefert die November-Umfrage ein aufschlussreiches Stimmungsbild: Die großen Vermögensverwalter sind derzeit mutig in Vorleistung gegangen – Aktien hochgewichtet, Cash nahezu Fehlanzeige. Gleichzeitig lauern im Hinterkopf klare Risiken, allen voran Inflation, Zinsen und die Unwägbarkeiten der KI-Revolution.

Ein gesundes Maß Skepsis schwingt also mit. In jedem Fall zeigt die Umfrage: Langweilig wird 2026 wohl nicht, denn zwischen Produktivitätshoffnung und Blasenangst bleibt den Investoren einiges zu balancieren.

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