Aktien Frankfurt: Dax kratzt nach starken Konjunkturdaten an 12 600 Punkten

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag dank überraschend starker Stimmungsdaten aus der Wirtschaft einen kräftigen Schwung nach oben erhalten. Hinzu kam im weiteren Verlauf Unterstützung aus den USA, denn dort dürfte es ebenfalls aufwärts gehen. Am frühen Nachmittag gewann der Dax 2,67 Prozent auf 12 590,25 Punkte. Er kratzt damit wieder an der Marke von 12 600 Punkten. Der MDax rückte um 1,29 Prozent auf 26 309,48 Punkte vor und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 2,10 Prozent auf 3309,66 Punkte.

Laut dem Forschungsinstitut IHS Markit erholte sich die Unternehmensstimmung (PMI) im Juni in Europa kräftig von ihrem Einbruch in der Corona-Krise. Der Optimismus unter den Einkaufsmanagern war deutlich ausgeprägter als Analysten erwartet hatten. Die PMI-Daten seien ermutigend, sagte Marktanalyst Craig Erlam vom Währungsbroker Oanda und hob insbesondere die Rückkehr zu Wachstum in Großbritannien und Frankreich hervor.

Trotz allem aber bleiben Marktbeobachter vorsichtig: Portfoliomanager Thomas Altmann von der Investmentboutique QC Partners etwa verwies auf die allgemein eher geringen Börsenumsätze, was auf Vorsicht und Zurückhaltung der Anleger schließen lasse. "Natürlich haben alle Angst, nach oben nicht dabei zu sein. Gleichzeitig ist die Angst, nach unten dabei zu sein, aber noch größer."

Unter den Einzelwerten blieb die von einem milliardenschweren Bilanzskandal erschütterte Wirecard-Aktie im Fokus. Nach der heftigen Talfahrt seit Donnerstag, während derer sie 85 Prozent einbüßte, ging es nun erstmals wieder aufwärts. Zuletzt erholte sich das Papier des Zahlungsabwicklers mit 27 Prozent auf 18,35 Euro. Noch am Mittwoch hatte es allerdings mehr als 100 Euro gekostet.

Die Anteilsscheine von Bayer setzten sich mit plus 6,3 Prozent an die zweite Stelle. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Kreise der Verhandlungspartner und des Unternehmens berichtet, steht der Pharma- und Agrarchemiekonzern unmittelbar vor einem milliardenschweren Vergleich mit den Gyphosat-Klägern in den Vereinigten Staaten. Die Höhe des Vergleichs soll bei 8 bis 10 Milliarden US-Dollar liegen.

Für die Aktien von HeidelbergCement ging es nach einem positiven Analystenurteil um 4,3 Prozent nach oben. Bei der Societe Generale übernahm Analyst Xavier Marchand nun die Bewertung der europäischen Baustoffbranche und hob die HeidelCement-Papiere von "Hold" auf "Buy". Die Ergebnisse des Zementherstellers hätten sich in Krisenzeiten als widerstandsfähig erwiesen, lobte er.

In der zweiten Reihe waren die Anteilsscheine des auf Arztpraxen und Apotheken spezialisierten Softwareanbieter Compugroup Schlusslicht im MDax mit einem Minus von 3,6 Prozent. Das Unternehmen besorgte sich zur Finanzierung weiteren Wachstums frisches Geld am Aktienmarkt. Der Abschlag auf den Schlusskurs am Vortag kam dabei jedoch nicht gut an.

Für die Aktien der Lufthansa ging es zugleich um 1,0 Prozent abwärts. In den Verhandlungen mit den Gewerkschaften über Sparmaßnahmen gab es bislang keinen Durchbruch. Angestrebt wird eine Lösung bis Donnerstag. Dann findet die Hauptversammlung statt, bei der über eine Kapitalbeteiligung des Bundes an der Fluggesellschaft abgestimmt wird. Nervös wird vor allem auf Großaktionär Heinz Hermann Thiele geblickt, der Nachverhandlungen mit dem Bund gefordert hatte. Wird das Rettungspaket nicht durchgewunken, droht ein Insolvenzverfahren.

Im SDax sprangen die Anteilsscheine des Stahlhändlers Klöckner & Co um knapp 20 Prozent hoch. Dank Einsparungen infolge der fortschreitenden Geschäftsdigitalisierung kam KlöCo in der Corona-Krise besser als zunächst befürchtet durch das zweite Quartal.

Pfeiffer Vacuum zogen nach vorläufigen Zahlen zuletzt um 2,1 Prozent an. Haupttreiber für den Aktienkurs sei aber vielmehr die Busch-Gruppe, die wohl mehr Kontrolle übernehmen dürfte, sobald das Management neu aufgestellt worden sei, schrieb Commerzbank-Analyst Adrian Pehl.

Der Euro stieg bis zum frühen Nachmittag auf 1,1302 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1213 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt lag die Umlaufrendite wie am Vortag bei minus 0,44 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,01 Prozent auf 144,94 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,21 Prozent auf 175,58 Zähler./ck/jha/


Von Claudia Müller, dpa-AFX

Meistgelesene Artikel