Daimler: Chinesischer Automarkt hievt Absatzzahlen über Vorjahresniveau – Bringt ein SUL noch mehr Schwung?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach der digitalen Investorenkonferenz greifen die Anleger bei Daimler zu und sorgen dafür, dass die Aktie ein neues Tageshoch erklimmt. Der Stuttgarter Autobauer hatte gute Nachrichten und ehrgeizige Ziele für die Zukunft im Gepäck. An beiden Sachen finden die Investoren heute gefallen. Zum einen scheint Daimler die Corona-Krise auf dem chinesischen Markt überwunden zu haben und zum anderen möchte der Mercedes-Konzern eine führende Rolle bei der Elektromobilität einnehmen.

Kosten sollen um 20 Prozent sinken

Man strebe „die führende Position“ bei Elektroantrieben und Fahrzeug-Software an, teilte der Konzern am Dienstag bei einer digitalen Investorenkonferenz in Stuttgart mit. In diesem Zuge kündigte das Stuttgarter Unternehmen neue Elektrofahrzeuge an. Zugleich will Daimler die Fixkosten bei Mercedes-Benz – etwa durch Einsparungen beim Personal – im Vergleich zu 2019 um 20 Prozent drücken. Obendrein sollen bis zum Jahr 2025 auch die Forschungs- und Entwicklungsausgaben deutlich sinken.

Die neue Strategie solle dazu führen, das Unternehmen technologisch und finanziell zu neuer Stärke zu führen, teilte der Konzern mit. Man strebe bis 2025 bei Mercedes-Benz eine Umsatzrendite „im mittleren bis hohen einstelligen Prozent-Bereich“ an – sogar bei ungünstigen Bedingungen. In einem starken Marktumfeld soll sie zweistellig sein. Die Umsatzrendite ist Maßstab für die Profitabilität eines Unternehmens; je höher die Prozentzahl ist, desto mehr Gewinn holt das Unternehmen aus jedem Euro Umsatz heraus.

Überzeugungsarbeit dürfte weiter nötig sein

Im zweiten Quartal hatte Daimler rund zwei Milliarden Euro Verlust eingefahren. Standortübergreifend war zuletzt der Abbau von 10.000 bis 15.000 der weltweit rund 300.000 Daimler-Stellen kolportiert worden. Medien hatten sogar von bis zu 30.000 Stellen berichtet. Die Zahlen kommentierte der Autobauer bisher nicht.

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Daimler wird von Investorenseite vorgeworfen, sich zuletzt zu sehr auf den Erfolgen der zurückliegenden Jahre ausgeruht und wichtige Weichenstellungen vor allem für den Umstieg auf die E-Mobilität verschlafen zu haben. Die derzeitige Krise sei – mal abgesehen von unmittelbaren Folgen der Corona-Pandemie – hausgemacht. Die Krise hatte die Transformation von Verbrenner – zu Elektromotoren in der ganzen Autobranche zuletzt beschleunigt.

Chinesischer Automarkt ist schon einmal ein Anfang

Dank guter Geschäfte im Reich der Mitte verkauft der Autokonzern Daimler inzwischen wieder mehr seiner Pkw als noch zu Beginn der Corona-Pandemie. Im dritten Quartal veräußerte das Stuttgarter Unternehmen 625.675 Autos der Marken Mercedes-Benz und Smart – das waren sogar 1,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum zwischen Juli und September. Über das ganze Jahr hinweg beträgt das Minus bei den Pkw-Verkäufen allerdings noch immer satte 13,4 Prozent, wie das Unternehmen am Dienstag weiter mitteilte.

Die leichte Stabilisierung der Absatzlage hat Daimler fast allein dem chinesischen Markt zu verdanken. Dort steigerte der Konzern seine Pkw-Verkäufe im dritten Quartal um mehr als 23 Prozent auf 223.631 Autos. In Europa verzeichnete der Autobauer dagegen ein erneutes Minus, diesmal um 0,4 Prozent auf 234.088 Autos. Über das Jahr hinweg beträgt der Rückgang auf dem heimischen Kontinent gar 20,9 Prozent.

Auch im wichtigen nordamerikanischen Markt – zu dem Daimler die USA, Kanada und Mexiko zählt – ging der Absatz weiter zurück: Hier verkaufte Daimler im dritten Quartal nur 81.859 Autos und damit 9,8 Prozent weniger. Auf Jahresbasis beträgt das Minus 13,9 Prozent.

Ganz neues Modell im Planung?

Wie das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen erfahren hat, möchte Daimler eine ganz neue Fahrzeugklasse auf dem Markt etablieren – den SUL. Dabei soll es sich um eine Kreuzung aus SUV und Limousine. Damit möchten die Stuttgarter das schwächelnde Geschäft mit Limousinen wiederbeleben. Erste Pläne für ein Fahrzeug soll es wohl schon geben.

Aktie beliebt

Seit Jahresanfang hat sich das Papier von Daimler im Vergleich mit BMW und VW am Besten geschlagen. Während in München und Wolfsburg noch auf ein zweistelliges Minus geblickt wird, steht der Kurs von Daimler kurz davor ins Plus zu laufen.   Vergleichsschart Daimler, BMW und VW seit Jahresanfang

JPMorgan würde die Aktie weiterhin kaufen

Die US-Bank hat die Einstufung für Daimler anlässlich der Investorenkonferenz auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 54 Euro belassen. Der Autobauer strebe nach profitablem Wachstum und der Führungsrolle in E-Mobilität und Konnektivität, schrieb Analyst Jose Asumendi in einer ersten Reaktion am Dienstag. Der Experte bleibt überzeugt vom aktuellen Produktzyklus des Konzerns.

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Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: Christian Mueller / shutterstock.com

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