Kutzers Zwischenruf: So könnte das neue Börsenjahr aussehen

onvista · Uhr
Quelle: REDPIXEL.PL/Shutterstock.com

Es bleibt dabei: Die bisher vorliegenden Börsenprognosen für das kommende Jahr haben weitgehend übereinstimmend den Charakter „vorsichtig optimistisch“. Nationale und internationale Investmentexperten sagen holprige Monate voraus, die im Verlauf aber durchaus attraktive Chancen bieten. State Street Global Advisors hat jetzt einen besonders interessanten globalen Marktausblick 2023 mit dem Titel „Navigating a Bumpy Landing“ veröffentlicht. Daraus im Folgenden wesentliche Auszüge.

State Street ist der Ansicht, dass die Unsicherheit und Volatilität an den Märkten noch einige Zeit anhalten werden. Anleger sollten ihre Strategien für festverzinsliche Wertpapiere zur Absicherung gegen Kursverluste überprüfen, während sie auf eine mögliche Erholung und ein besseres Umfeld für risikoreichere Anlagen warten. Trotz der sich verlangsamenden Weltwirtschaft und des geopolitischen Gegenwinds bleibt State Street vorsichtig optimistisch, dass ein Wendepunkt in Sicht ist und die Inflation weltweit in den nächsten sechs Monaten zurückgehen wird. Verbesserte Angebots- und sinkende Nachfragedaten werden eine starke disinflationäre Entwicklung ermöglichen. Günstigere Inflationsdaten werden es der Federal Reserve wahrscheinlich erlauben, von ihrer aggressiven Haltung abzurücken und die Zinsen im letzten Quartal 2023 zu senken.

Die Investmentexperten gehen davon aus, dass sich die Aktienmärkte im Jahr 2023 nachhaltig erholen werden. Es wird allerdings darauf hingewiesen, dass der Schmerz der Aktienanleger wahrscheinlich nicht vor Mitte des Jahres nachlassen wird, wobei der genaue Zeitpunkt der Erleichterung von den Maßnahmen der Zentralbanken abhängt. Vor diesem schwierigen makroökonomischen Hintergrund konzentrieren wir uns auf Qualitätsaktien, das heisst weiter. Die Märkte erwarten für 2023 ein Wachstum unterhalb des Trends, aber die Anleger werden wahrscheinlich beginnen, die nächste Phase des Konjunkturzyklus einzupreisen, bevor die Wirtschafts-, Gewinn- und Arbeitsmarktdaten erste Anzeichen einer Erholung zeigen.

Steigende Zinsen, Marktvolatilität und sich ausweitende Spreads über alle Sektoren hinweg haben die Gesamtrenditen von festverzinslichen Wertpapieren in einer Intensität unter Druck gesetzt, die nur wenige erwartet hatten. Dies führte zu einem der schwierigsten Jahre für festverzinsliche Anleger in letzter Zeit. State Street Global Advisors geht davon aus, dass der Gegenwind auch noch anhalten wird. Dennoch wird es für langfristige Anleger im kommenden Jahr Lichtblicke geben, da die weit verbreiteten Ausverkäufe und die anhaltende Volatilität einige Möglichkeiten eröffnet haben. Konkret: „Wir sehen einen Wertaufbau bei den Zinsen und bevorzugen Durations- gegenüber Spread-Produkten sowie Investment Grade gegenüber Hochzinsanleihen. Sobald mehr Klarheit über die Anleihelandschaft herrscht, sehen wir Möglichkeiten für Anleger, die globalen Rentenmärkte in Betracht zu ziehen. Das betrifft auch Anleihen von Schwellenländern, deren Preise sich nun auf einem attraktiven Niveau befinden. Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass der Höhepunkt der Zinssätze kurz bevorsteht. Wir gehen also trotz des kurzfristigen Gegenwinds bei Anleihen davon aus, dass sich in den kommenden Quartalen eine Kaufgelegenheit ergeben wird.“

In einem Umfeld erhöhter Marktunsicherheit und -volatilität weist das Unternehmen in seinem Ausblick auch darauf hin, dass Anleger ihre Portfolioabsicherungen überdenken sollten, um Marktstörungen zu bewältigen: Wir glauben, dass die Zeit der 'Großen Mäßigung' vorbei ist, da die Zentralbanken weniger wahrscheinlich die Märkte stützen werden. Diese wollen eher die Inflation bekämpfen und ihre Bilanzen reduzieren. Das 'neue normale' Umfeld mit höherer Volatilität dürfte Aktienanlegern weiterhin Chancen bieten, aber es wird wahrscheinlich auch tiefere Rückschläge und geringere Erholungen mit sich bringen. Um das Risiko des aktuellen Umfelds aktiv zu managen, sind bewährte Strategien zur Absicherung gegen Kursverluste erforderlich. Der US-Dollar, der durch steigende relative Renditen und seine Attraktivität als sicherer Hafen während einer turbulenten Zeit seit Ende 2020 gestärkt wurde, wird seinen Höhepunkt erreichen und 2023 zu sinken beginnen. Am wahrscheinlichsten ist ein Umfeld, in dem das Wachstum außerhalb der USA den Abstand zum US-Wachstum verkleinert. Der Übergang von der Inflation zur Disinflation und eine Verlagerung der Politik der Zentralbanken auf das Wachstum werden die Tür für eine breite Rallye bei Risikoanlagen, insbesondere bei Nicht-US-Aktien, öffnen.

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel