Börse am Morgen 03.01.2024

Dax leicht im Minus – Nordex mit neuem Großauftrag – Airbus greift nach Big Data

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Dax schwächelt weiter - Nordex erhält Großauftrag - Airbus greift nach Datensparte von Atos - Wirecard-Prozess verlängert sich

Quelle: Aleksandra Gigowska/Shutterstock.com

Nach einem durchwachsenen Start in das neue Börsenjahr sind die Kurse am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch leicht gesunken. Gut eine Stunde nach Handelsbeginn hat der Dax sich kaum bewegt: Er liegt mit 0,15 Prozent im Minus bei 16.744 Punkten. Damit bleibt der Dax weiter unter dem Rekordhoch von Mitte Dezember von 17.003 Punkten. 

Als bremsend erwiesen sich vor allem die Kursverluste an der US-Technologiebörse Nasdaq. Dort war der Nasdaq 100 Index am Vorabend auf den tiefsten Stand seit Mitte Dezember gerutscht. Der Index war zuvor allerdings auch stark gelaufen. 

Nach dem Börsenschluss hierzulande könnte am Abend das Protokoll der jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank Fed einen Blick wert sein. Mitte Dezember hatte die Fed Zinssenkungen in Aussicht gestellt. Etliche Beobachter rechnen bereits für die Sitzung im März mit niedrigeren Leitzinsen. An den Märkten wird man daher den Wortlaut des Protokolls auf Hinweise zur künftigen Geldpolitik analysieren.

Nordex erhält Großauftrag in Schweden 

Der Windturbinen-Hersteller Nordex hat einen Großauftrag in Schweden erhalten. Die Investmentgesellschaft Renewable Capital Power habe Ende 2023 Aufträge für vier Windparks in Schweden mit einer Gesamtleistung von 553 Megawatt erteilt. Damit entspricht das Auftragsvolumen rund einem Viertel der im gesamten dritten Quartal erhaltenen Order. Die in London ansässige Gesellschaft habe Nordex auch mit der Wartung der Turbinen über 35 Jahre betraut, hieß es weiter. Die Nordex-Aktie zog vorbörslich um gut ein Prozent an, hat im frühen Xetra-Handel einen großen Teil dieser Gewinne wieder abgegeben und notiert nur noch knapp über 0,4 Prozent im Plus,

Nordex plant, die Lieferung und Errichtung der 80 Anlagen im Frühjahr 2025 zu beginnen. Auch der Betrieb in den vier Windparks in der zentralschwedischen Provinz Västerorrlands Län soll 2025 beginnen.

Airbus bietet für milliardenschweres Cyberdatengeschäft von Atos 

Der Flugzeugbauer Airbus will sich mit einem Milliardenbetrag die Cybersicherheits- und Datensparte des kriselnden französischen IT-Dienstleisters Atos sichern. Airbus bewerte das Geschäft rund um Big Data und Security (BDS) mit 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro inklusive Schulden, teilte Atos am Mittwoch in Paris mit. Atos habe zudem ein weiteres nicht-bindendes Gebot erhalten, das sich aber nur auf Teile des BDS-Geschäfts beziehe, vorrangig verhandeln will das Unternehmen daher mit dem Flugzeugbauer. Die Gespräche seien aber noch in einem frühen Stadium. Zuvor hatte die Financial Times über ein entsprechendes Angebot berichtet. Die Atos-Aktie sprang im frühen Handel um elf Prozent nach oben. 

Atos sucht seit geraumer Zeit wegen Verlusten im angestammten IT-Dienstleistungsgeschäft und wegen hoher Schulden nach Lösungen. Zunächst war Mitte 2022 eine Aufspaltung in die Sparten Big Data und Cybersicherheit geplant. Auch damals hatte Airbus bereits Interesse an der Cybersicherheit gezeigt, dann aber wieder abgewunken. Mittlerweile steht das traditionelle Atos-IT-Servicegeschäft unter dem Namen Tech Foundations zum Verkauf, für die Sparte Eviden, in der unter anderem das BDS-Geschäft enthalten ist, hatte Atos zuletzt eine Kapitalerhöhung und kleinere Anteilsverkäufe ins Auge gefasst. 

Die Kapitalerhöhung stieß allerdings auf wenig Gegenliebe bei Investoren und soll nun entsprechend kleiner ausfallen, auch der geplante Verkauf des Atos-Stammgeschäfts stockt. Das Management will daher mehr Vermögenswerte zu Geld machen als bisher angepeilt, unter anderem womöglich eben das gesamte BDS-Geschäft. 

Das Cybersicherheitsgeschäft von Atos gilt in Frankreich als sicherheitsrelevant. Unter anderem sorgen Supercomputer des Konzerns für Simulationsberechnungen von Atombombentests, die Frankreich nicht mehr mit realen Kernwaffen ausführt. Die Atos-Aufspaltung ist daher politisch umstritten - auch deshalb wackelt der im Raum stehende Verkauf von Tech Foundations an die Holdinggesellschaft EPEI des tschechischen Geschäftsmanns Daniel Kretinsky sowie eine Minderheitsbeteiligung von EPEI an der Cybersicherheitssparte. 

Wichtige große Anteilseigner von Atos sind mit 11 Prozent die IT-Unternehmensberatung Onepoint sowie der deutsche Siemens-Konzern mit knapp 5 Prozent. Siemens hatte 2011 sein eigenes IT-Servicegeschäft an Atos verkauft und in dem Zuge auch Anteile erhalten. Aktionäre erlitten in den vergangenen Jahren einen Verfall des Unternehmenswerts: Lag der Börsenwert von Atos noch 2019 teils über 10 Milliarden Euro, ist er mittlerweile auf unter 800 Millionen Euro abgesackt.

Gericht: Wirecard-Prozess verlängert sich um fast ein Jahr 

Der Wirecard-Prozess um den mutmaßlich größten Bilanzbetrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte könnte fast doppelt so lang dauern wie zunächst terminiert. Die vierte Strafkammer des Landgerichts München I hat 86 zusätzliche Prozesstage bis zum 19. Dezember dieses Jahres angesetzt. Das teilte ein Gerichtssprecher auf Anfrage mit. 

Der Prozess gegen den früheren Vorstandschef Markus Braun, den Kronzeugen Oliver Bellenhaus und den ehemaligen Chefbuchhalter des 2020 kollabierten Dax-Konzerns läuft bereits seit dem 8. Dezember 2022. Ursprünglich hatte die Kammer 100 Verhandlungstage angesetzt, deren letzter in der kommenden Woche der 10. Januar gewesen wäre. 

Wirecard war im Sommer 2020 zusammengebrochen, nachdem die Wirtschaftsprüfer 1,9 Milliarden Euro nicht ausfindig machen konnten, die in der Bilanz verbucht werden sollten. Laut Anklage existierte das Geld nie. Braun und Komplizen sollen demnach als kriminelle Bande Scheingeschäfte vorgetäuscht haben, um den eigentlich defizitären Konzern über Wasser zu halten. 

Der im Juli 2020 - also vor fast dreieinhalb Jahren - in Untersuchungshaft genommene Braun hat sich jedoch für unschuldig erklärt. Nach Darstellung des österreichischen Managers sollen die wahren Kriminellen um den untergetauchten Ex-Vertriebsvorstand Jan Marsalek und den Kronzeugen Bellenhaus Unsummen auf die Seite geschafft haben. 

Braun und Bellenhaus beschuldigen sich gegenseitig, keiner der bislang vernommenen Zeugen konnte Licht ins Dunkel bringen. So ist ungeklärt, ob die seit dem Sommer 2020 vermissten 1,9 Milliarden Euro je existierten - und falls ja, von wem die Gelder schlussendlich unterschlagen wurden. Der ebenfalls seit Juli 2020 ununterbrochen in U-Haft sitzende Kronzeuge Bellenhaus bestreitet seinerseits Brauns Vorwürfe. 

Die Aufklärung gestaltet sich unter anderem deswegen so schwierig, weil die Tatorte sich großenteils in Asien befanden: in Dubai, Singapur, auf den Philippinen und in weiteren asiatischen Ländern. Das Gericht hatte in den vergangenen Monaten zahlreiche Zeugen aus dem Ausland geladen, die jedoch nicht erschienen. 

Ausgesagt haben bislang hauptsächlich frühere Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter der einstigen Wirecard-Zentrale in Aschheim bei München. 

Brauns Ex-Untergebene gaben jedoch durch die Bank an, nichts vom Milliardenbetrug gewusst zu haben. 

Erste Zeugin im neuen Jahr wird am 10. Januar die frühere Leiterin der Rechtsabteilung der Wirecard-Bank, auf sie folgt am Folgetag eine frühere Vertriebsmanagerin.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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