Kolumne von Alexander Mayer

Die US-Notenbank setzt ein positives Signal für den Bitcoin-Kurs

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Der Bitcoin-Kurs hat positiv auf das jüngste Treffen des Offenmarkt-Ausschusses (FOMC) der US-Notenbank Federal Reserve reagiert. Zwischenzeitlich ist er bis über das Niveau von 85.000 Dollar geklettert.

Der Kurs kämpft jedoch immer noch mit einer Rückeroberung des 200-Tage-Trends, den er im Zuge der Korrektur von vor zwei Wochen verloren hatte. Sollte dieser mit dem Monatsabschluss überwunden werden, wäre das ein starkes Signal dafür, dass der zwischenzeitliche Rutsch bis unter die Marke von 77.000 Dollar der lokale Boden dieser Korrektur gewesen ist und sich die Rally weiter fortsetzen kann.

Powell sieht Inflation durch Zölle als temporär

Die Federal Reserve hat den Leitzins wie erwartet nicht gesenkt und bei einem Niveau von 4,25 bis 4,5 Prozent belassen. Es werden weiterhin zwei Zinssenkungen für 2025 erwartet, mit der ersten im Mai oder Juni. Die Fed hat ihre Wirtschaftswachstumsprognose für die USA für dieses Jahr auf 1,7 Prozent verringert, während sie die Inflationserwartungen auf 2,8 Prozent angehoben hat.

Fed-Chef Jerome Powell hat während der Pressekonferenz die Zollpolitik Trumps als Hauptgrund für die höhere Inflationserwartung genannt, jedoch auch betont, dass die Notenbanker die Zoll-bedingte Inflation für temporär halten.

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Damit hat der Begriff „transitory“ wieder Einzug in die Pressekonferenzen der Fed gehalten. 2021 ist er durch die massive Fehleinschätzung der Fed, was die Inflationsentwicklung nach der Corona-Pandemie anging, zu einem Fluchwort an der Wall Street geworden. Dieses Mal hat der Markt jedoch positiv auf die Aussagen Powells reagiert.

Powell betonte, dass die Zoll-bedingten Preissteigerungen vermutlich nur kurzfristig wirken werden, die Fed jedoch weiterhin datenabhängig reagieren werde. Die schwächere Wirtschaft und die höhere Inflation würden sich laut Powell gegenseitig ausgleichen, daher hält die Fed bisher an den geplanten zwei Zinssenkungen für dieses Jahr fest und bleibt in einer abwartenden Haltung.

Diese Fed-Entscheidung ist gut für den Bitcoin-Kurs

Neben den erwarteten Entscheidungen und weiteren Aussagen zur Zinspolitik ist die Fed bei einem anderen entscheidenden geldpolitischen Instrument den Märkten entgegengekommen. Die US-Notenbank verlangsamt ab dem 1. April den Abbau ihrer Bilanz deutlich, indem sie die monatlichen Reduzierungen von US-Staatsanleihen statt bei 25 Milliarden auf fünf Milliarden Dollar deckelt.

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Dadurch entzieht die Fed dem Markt weniger Liquidität, was eine Verbesserung der Liquiditätslage bedeutet. Besonders Bitcoin als liquiditätssensitives Asset spricht darauf positiv an. Die Fed baut seit 2022 ihr Balancesheet ab, indem sie Anleihen auslaufen lässt, die sie während der Finanzkrise und der Corona-Krise aufgekauft hat, um die Märkte mit Liquidität zu stützen.

In Kombination mit einem rückläufigen Dollar, sinkenden Anleihezinsen und einer Entleerung des Treasury General Accounts seitens des US-Finanzministeriums verbessert sich die Liquiditätslage damit insgesamt deutlich.

Wie geht es weiter?

Mit diesem leichten Entgegenkommen der Fed sind die Marktbedingungen wieder etwas zugunsten von Vermögenswerten wie Aktien und Krypto ausgerichtet, die generelle Konfrontation zwischen der Federal Reserve und der US-Regierung bleibt jedoch bestehen. US-Präsident Donald Trump hat wenige Stunden nach dem Fed-Zinsentscheid schnellere Zinssenkungen gefordert, um den Effekt der neuen Zölle auf die Wirtschaft abzufedern, die ab dem 2. April in Kraft treten.

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Die US-Regierung fährt derzeit eine Doppelstrategie, um die US-Wirtschaft langfristig wieder auf Vordermann zu bringen. Auf der einen Seite soll die aggressive Zollpolitik bessere Handelsdeals mit internationalen Handelspartnern hervorbringen und alternative Einnahmequellen erzeugen, um Steuersenkungen zu finanzieren, die die Wirtschaft ankurbeln sollen.

Auf der anderen Seite versucht die Regierung durch einen rigorosen Bürokratieabbau, Stellenstreichungen und Einsparungen das Haushaltsdefizit der USA in den Griff zu bekommen, um die Schuldenkrise nicht weiter eskalieren zu lassen.

Trump will die Fed mit seiner Politik provozieren, die Zinsen schneller zu senken, um die Liquiditätsbedingungen zu verbessern, die Kreditaufnahme in der Privatwirtschaft anzukurbeln und damit einen wirtschaftlichen Boom erzeugen. Die Fed sieht sich bisher jedoch durch die Inflationsentwicklung gebunden, die Zinsen oben zu halten. Zinssenkungen dürften erst auf dem Tisch liegen, wenn die Wirtschaft weitere Anzeichen von Schwäche zeigt. 

Trumps Zollpolitik dürfte Tribut fordern

Viele Marktbeobachter rechnen jedoch mit einer Trendumkehr der Fed bereits im Mai oder Juni während der nächsten Sitzungen, da die Zoll-Politik Trumps und die globalen Unsicherheiten weiteren Tribut von den Märkten fordern dürften. Ein Problem bleibt der hohe Zinsspread zwischen den US-Märkten und anderen Märkten wie China und Europa.

Diese schwächelnden Wirtschaften benötigen dringende geld- und fiskalpolitische Stimuli, um der wirtschaftlichen Schwäche entgegenzuwirken. Solange die Fed die Zinsen zu hochhält, ist das jedoch nicht ohne weiteres möglich, ohne den eigenen Währungen zu sehr zu schaden. Das liefert Potenzial für eine Liquiditätskrise. 

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Auch die USA sind aufgrund der im Hintergrund schlummernden Schuldenkrise auf geringere Zinsen und weitere Liquidität angewiesen. Die US-Regierung muss in den nächsten Monaten sieben Billionen Dollar an Schulden refinanzieren.

Solange die Situation in der Schwebe bleibt, besteht weiterhin Druckpotenzial auf die Aktienmärkte und Bitcoin dürfte in einer Konsolidierungsbewegung gefangen bleiben. Das Abwärtspotenzial dürfte aufgrund der verbesserten Liquiditätsbedingungen jedoch begrenzt bleiben. Perspektivisch dürfte sich die Liquiditätssituation aufgrund der angesprochenen Faktoren jedoch weiter verbessern und liefert damit weiteren Treibstoff für diese Bitcoin-Rally.

Denken Sie langfristig!

Befinden sich die Finanzmärkte in einer Blase und droht diese bald zu platzen? Eine Antwort auf diese Frage finden Sie in der aktuellen Analyse von decentralist.

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