Ist der Zoll-Zoff nun vorbei? Wie sagen Sie zur Berichtssaison? Was bedeutet Covestros Übernahme?
Lara Strauch

Ist der Zoll-Zoff jetzt endlich vorbei?
Nein. Der Rahmen steht als Deal, vereinbart zwischen dem alleinvertretungsberechtigten Präsidenten und der EU-Kommissarin, die mit einem Mandat arbeitet, hinter der kein geschlossenes Meinungsbild in Europa steht. Das bedeutet, dass jedes Land eigene Deals versuchen wird, je nach Struktur seines Exportgeschäftes und seines Verhältnisses zu den USA. Das alles lässt sich, halb öffentlich und nur im großen Rahmen, einigermaßen einordnen.
Das Ergebnis: Diese berühmten 15 Prozent sind für alle mehr oder weniger zu verkraften. Über 30 Jahre lang profitierten alle davon, ihre Produkte ohne jeden Zoll in Amerika verkaufen zu können. Es war der größte Markt der Welt. Daraus entstand ein jährliches Handelsbilanzdefizit der Amerikaner von inzwischen knapp 1,4 Billionen US-Dollar jährlich. Also werden sie alle einen Teil ihrer bisherigen Vorteile reduzieren müssen. Das ist die Konsequenz der Zolllösung.
Kein Land ist davon besonders stark betroffen oder gefährdet, muss sich auf diesen Sachverhalt jedoch einstellen. Entscheidend dafür ist nicht die Politik, sondern die Unternehmen selbst, die in dieser Zeit ihre besonderen Vorteile nutzten und nun davon ein Stück abgeben müssen. Von der deutschen Seite her sind die Pharmazeutik und die Autobauer besonders betroffen. Jetzt müssen sie zeigen, wie man damit umgeht.
Was erwarten Sie von der Berichtssaison?
Die Berichtssaison ist erneut ein Praxistest. Von halbierten Gewinnen wie bei Mercedes-Benz bis zu Supererfolgen wie bei der Deutschen Bank ist zurzeit alles drin. Jedes Unternehmen muss auch künftig zeigen, wie man mit der zitierten Ausgangslage im Inland und im Ausland umgehen muss. Einen einheitlichen Trend gibt es dafür nicht. Weder von den Zöllen noch vom Dollarkurs oder anderen Regularien, sondern allein von der Kreativität des Managements hängt es ab, wie solche Entwicklungen zu bewältigen sind.
Was bedeutet die geplante Covestro-Übernahme für die Chemiebranche?
Die deutsche Chemie muss sich in wesentlichen Teilen neu aufstellen. Die Übernahme von Covestro durch die Araber halte ich für einen Fehlgriff. Covestro hat eine besondere Stellung im Markt, ähnlich wie Lanxess als ehemalige Bayer-Töchter. Die zwei großen Chemiekonzerne BASF und Bayer müssen aufgeteilt werden. Wahrscheinlich jeweils in drei Teile.
Insgesamt gilt: Das Volumen der Chemie ist begrenzt und in der Spezialität von Forschung und Entwicklung liegen dann die Effizienzgewinne für jede einzelne Gesellschaft im Weltgeschäft. Das ergibt eine andere Beurteilung der deutschen Chemie gegenüber den vergangenen 50 oder 60 Jahren. Die Amerikaner machen es vor. Vorerst drängen sich Investments noch nicht auf. Ich warte auf die entsprechenden Entscheidungen der genannten Adressen.