Dax-Anleger bleiben vor Trump-Putin-Treffen vorsichtig - Thyssenkrupp erneut mit Verlusten

Die Anleger im Dax haben sich zum Wochenschluss und vor dem Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Staatschef Wladimir Putin nicht aus der Deckung getraut. Nach anfänglichen Gewinnen drehte der Dax im Handelsverlauf nach unten ab.
Letztlich schloss der Dax minimale 0,07 Prozent tiefer bei 24.359 Punkten. Auf Wochensicht ergibt sich so ein kleiner Gewinn von 0,5 Prozent. Das vor rund einem Monat erreichte Rekordhoch im Dax von 24.639 Punkten bleibt in Reichweite, auch wenn um die 24.500-Punkte-Marke herum technische Widerstände lauern.
Der MDax der mittelgroßen Werte verlor indes 0,54 Prozent auf 30.951 Zähler, der Euroraum-Leitindex Euro Stoxx 50 verbesserte sich um 0,26 Prozent.
Große Hoffnungen auf produktives Treffen
Die Hoffnungen an den Finanzmärkten sind groß, was die kurz vor dem US-Börsenschluss starteten Gespräche betrifft, auch wenn Trump sich in der Vermittlerrolle sieht und das Treffen als eine Art Vorstufe für ein potenzielles zweites Treffen darstellt. Gleichwohl: Eine einzige beiläufige Bemerkung am Rande der Gespräche könnte deutliche Eskapaden an den Börsen nach sich ziehen, erwartet Analyst Stephen Innes vom Vermögensverwalter SPI Asset Management.
Großes Enttäuschungspotenzial gebe es, falls sich die Fronten zwischen den beiden mächtigen Männern verhärteten oder deren Positionen die Ukraine und auch die Europäer vor den Kopf stießen, warnte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. "Am Montag könnte deshalb sehr viel Ernüchterung am Aktienmarkt eintreten." Sollte es dagegen ernsthafte Fortschritte in Richtung eines Waffenstillstands geben, könnte nicht zuletzt das Thema Wiederaufbau der Ukraine stärker als Anlegerthema in den Fokus rücken.
Vor dem Gipfel gingen die Blicke aber zunächst zu zahlreichen US-Konjunkturdaten. Allerdings reagierte der Dax auf die Einzelhandelsumsätze und die Daten zu den Einfuhrpreisen kaum, ebenso wenig wie auf die wieder etwas trübere Stimmung unter den US-Verbrauchern. Die Einzelhandelsumsätze im Juli stiegen etwas weniger als erwartet. Die Daten dürften nach den Worten der Helaba-Experten die bereits ambitionierten Erwartungen an Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed allerdings "leicht dämpfen", denn die Vormonatswerte seien deutlich nach oben korrigiert worden. Die Einfuhrpreise sanken den Prognosen entsprechend moderat.
Verve Group und Thyssenkrupp sehr schwach
Nach einer Flut von Quartalsberichten in den vorangegangenen Tagen blieb es unternehmensseitig hierzulande ruhig. Allerdings sackten im Nebenwerte-Index SDax die Aktien der erst kürzlich aufgenommenen Verve Group bei hohen Handelsumsätzen um über 22 Prozent ab. Der schwedische Spezialist für digitale Werbung und Spieleentwicklung senkte die Zielspannen für den Nettoumsatz 2025 und für das bereinigte operative Ergebnis deutlich. Begründet wurde dies mit technischen Problemen und ungünstigen Wechselkursen.
Am MDax-Ende büßten die Papiere von Thyssenkrupp Prozent ein, nachdem sie angesichts gesenkter Jahreszielen am Vortag bereits neun Prozent verloren hatten. JPMorgan sieht mittelfristig weitere Kursrisiken und kappte daher das Kursziel für die Aktie des Stahl- und Industrieunternehmens. Selbst die neuen Prognosen seien schwer erreichbar, hieß es.
Chemieaktien wie BASF mit plus 1,0 Prozent im Dax oder Wacker Chemie und Lanxess, die im MDax zulegten, profitierten von Hoffnungen auf einen entscheidenden Schritt hin zu einem perspektivischen Ende des Ukraine-Krieges.
Euro stärker, Gold ebenfalls
Der Euro stieg wieder über 1,17 US-Dollar. Am Freitagnachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1711 Dollar. Am Morgen hatte sie noch bei rund 1,1650 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1688 (Donnerstag: 1,1690) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8555 (0,85543) Euro.
Belastet wurde der Dollar durch Daten zum US-Konsumlima. So hatte sich das von der Universität von Michigan erhoben Verbrauchervertrauen im August unerwartet eingetrübt. Die Verbraucher äußerten sich mit Blick auf die künftige Inflations- und Arbeitsmarktentwicklung pessimistischer.
Ein wenig nach oben ging es auch für den Goldpreis. Für eine Feinunze (31,1 Gramm) des Edelmetalls wurden am Freitagnachmittag 3.342 US-Dollar fällig und damit 0,22 Prozent mehr als am Vortag. In Euro gerechnet verlor der Kurs wegen der Dollar-Schwäche allerdings um 0,3 Prozent.
(mit Material von dpa-AFX)