Dax: Rekordhoch haarscharf erreicht ++ Deutsche Post: Zuversicht auf Rekordgewinn ++ Delivery Hero: Kartellrechtlichte Schwierigkeiten in Südkorea ++ Bitcoin: Rally geht weiter

onvista · Uhr

Corona-Impfungen, wirtschaftliche Hilfspakete von Regierungen weltweit gegen die Folgen der Pandemie sowie die Billiggeldfluten der Notenbanken: Inmitten dieser Entwicklungen ist der Dax kurz vor dem Jahresende auf ein Rekordhoch geklettert: Am Montag nach Weihnachten ging es für den deutsche Leitindex bis auf 13.795,37 Punkte nach oben – und damit denkbar knapp über die bisherige Bestmarke vom Februar.

Die Corona-Krise, die den deutschen Leitindex im März bis auf 8255 Punkte gedrückt hatte, scheint vergessen. Weiterhin hohe Corona-Zahlen und Lockdowns hin oder her, die Anleger setzen auf einen kräftigen Konjunkturaufschwung. Zuletzt notierte der Dax am Montag noch 1,31 Prozent im Plus bei 13 766,36 Punkten.

Im Februar hatte die Corona-Pandemie die Feierlaune an der Börse rasch in Panik umschlagen lassen: Von den damals erreichten 13 795,24 Punkten war es binnen Wochen um 40 Prozent abwärts gegangen. Erst massive Geldspritzen der Notenbanken und Regierungen für die unter Lockdowns darbende Wirtschaft brachten die Wende.

Brexit und US-Hilfspaket geben den Anlegern Mut

Kurz vor Ablauf der Brexit-Übergangsphase veröffentlichten Großbritannien und die Europäische Union ihren mühsam ausgehandelten Handelspakt für die Zeit danach. Damit steht eine langwierige Auseinandersetzung vor dem Ende – wie auch in den USA, wo der amtierende Präsident Donald Trump seine jüngste Blockade aufgab und ein 900 Milliarden US-Dollar schweres Corona-Konjunkturpaket nun doch in Kraft gesetzt hat.

Weiter schwebt aber das Damoklesschwert der Corona-Lage mit harten Einschnitten im Alltagsleben über dem Markt. Auch in diesem Punkt gibt es Hoffnung, zumal am Wochenende nun auch in Deutschland die Impfungen begonnen haben.

Die Experten der Commerzbank bleiben derweil vorsichtig: „In Deutschland hat sich die Situation in der Weihnachtswoche nicht entspannt. Der Rückgang der gemeldeten Neuinfektionen ist allein auf den reduzierten Testumfang zurückzuführen. Die Zahl der in deutschen Krankenhäusern intensiv-medizinisch behandelten Corona-Patienten ist weiter gestiegen.“ Die sich abzeichnende Impfstoffknappheit könnte eine Rückkehr zur Normalität verzögern.

Unter dem Strich aber startet der deutsche Aktienmarkt wohl erst einmal freundlich in seine letzte und verkürzte Handelswoche in diesem Jahr. Der Börsenhandel ist an solchen Tagen für Gewöhnlich von geringen Umsätzen geprägt, was zu erratischen Kursbewegungen führen kann.

„Window Dressing“

Ein weiterer Grund für eher zufällig erscheinende Kursbewegungen ist das Phänomen des „Window Dressing“. Dabei versuchen Fondsmanager kurz vor Jahresschluss, das optische Erscheinungsbild ihres Fonds zu verbessern. So erwerben sie entweder Papiere, die in der abgelaufenen Periode besonders deutlich zugelegt haben. Oder sie verkaufen oft Titel, die weniger gut gelaufen sind.

Zuversicht bei der deutschen Post

Im Blick behalten sollten die Anleger am Montag die Papiere der Deutschen Post. Unternehmenschef Frank Appel zeigte sich in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ zuversichtlich mit Blick auf den angepeilten Rekordgewinn in diesem Jahr. Auf der Handelsplattform Tradegate stiegen die Papiere um 2,5 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom letzten Mittwoch.

Angesichts der Corona-Krise hatte die Deutsche Post von dem Boom im Online-Handel profitiert und dadurch deutlich mehr Pakete verschickt als ursprünglich erwartet. Seit Jahresbeginn haben die Anteilsscheine bereits fast 18 Prozent gewonnen, während der deutsche Leitindex Dax in diesem Zeitraum um rund 2,6 Prozent zugelegt hat. Damit bewegen sich die Papiere der Deutschen Post nunmehr in der Nähe ihres Anfang November erreichten Rekordhochs bei 43,50 Euro.

Delivery Hero nach Woowa-Auflagen vorbörslich unter Druck

Die Aktien von Delivery Hero sind am Montag vorbörslich eine negative Ausnahme am freundlich erwarteten deutschen Aktienmarkt. Die Papiere des Essenslieferdienstes verloren auf der Handelsplattform Tradegate verglichen mit ihrem Xetra-Schlusskurs 0,7 Prozent an Wert. Zuvor war klar geworden, dass die Übernahme des Unternehmens Woowa in Südkorea von den dortigen Behörden an bereits angedachte Bedingungen geknüpft wird.

Laut Mitteilung verlangt die südkoreanischen Kartellbehörde KFTC den Verkauf der Südkorea-Tochter Yogiyo, was im Einklang steht mit einem ersten Bericht eines Überprüfungsteams der Behörde, der im November schon bei Anlegern auf Enttäuschung gestoßen war. Laut Händlern belastet nun die Gewissheit nochmals, da Delivery Hero bis zuletzt die Absicht signalisiert habe, die Regulierer überzeugen zu wollen, die Tochter doch behalten zu können.

Bitcoin-Rally geht weiter – Kurs erstmals über 28.000 Dollar

Der Höhenflug der Digitalwährung Bitcoin hat sich auch am Sonntag fortgesetzt. Der Kurs kletterte auf der Handelsplattform Bitstamp bis auf 28 378 Dollar und damit erstmals über die Marke von 28.000 Dollar. Dieses Niveau konnte er nicht ganz halten, lag zuletzt aber mit rund 27.000 Dollar weiter deutlich über dem Schlusskurs vom Samstag. Auf anderen Handelsplätzen, von denen es zahlreiche gibt, können die Rekordstände abweichen, da es keinen zentralen Bitcoin-Handel gibt.

Damit stieg der Kurs der ältesten und bekanntesten Kryptowährung alleine am langen Weihnachtswochenende bisher um rund 4000 Dollar. Seit Ende November verteuerte sich der Bitcoin um rund 7000 Dollar oder cirka 35 Prozent. Der Höhenflug des Bitcoin in diesem Jahr ist atemberaubend. Gestartet mit etwa 8000 Dollar, fiel der Kurs während der ersten Corona-Welle im Frühjahr zunächst auf weniger als 4000 Dollar. Danach begann ein langsamer Anstieg, der sich im Herbst stark beschleunigte.

Der Bitcoin gilt mit einem Anteil von rund 70 Prozent als die mit Abstand größte Digitalwährung. Ihre Marktmarktkapitalisierung kommt einer Berechnung des Anbieters von Coinmarketcap.com derzeit auf rund 500 Milliarden Dollar. Alle Digitalwährungen zusammen kommen der Seite zufolge auf etwas mehr als 700 Milliarden Dollar. Damit kommt die Anlageklasse trotz der jüngsten Rally immer noch auf eine vergleichsweise geringe Größe. Zum Vergleich: Die Aktien des US-Technologiekonzerns Apple sind derzeit rund 2,2 Billionen Dollar wert.

Begründet wird der Kursanstieg des Bitcoin in diesem Jahr mit mehreren Entwicklungen. Als entscheidend gilt, dass das Thema Digitalwährungen wieder stärker in den Fokus von Anlegern gerückt ist. Dies ist nicht zuletzt eine Folge eines Vorstoßes des großen Bezahldienstes Paypal, der seinen Kunden die Bezahlung in Digitalwährungen wie Bitcoin ermöglichen will. Beflügelt wird der Bitcoin auch dadurch, dass sich immer mehr professionelle Anleger für Kryptowährungen interessieren.

Das Interesse von Profi-Anlegern gilt häufig als längerfristig, was den sehr schwankungsanfälligen Bitcoin-Kurs verstetigen könnte. Gesteigert wird das Interesse an Digitalwährungen auch durch die Corona-Pandemie und die mit ihr einhergehende stark steigende Staatsverschuldung. Einige Anleger fürchten deswegen eine mittel- bis längerfristig steigende Inflation, wogegen sie sich mit alternativen Anlagen absichern wollen.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: H-AB Photography / shutterstock.com

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