Markt-Update: Dax setzt Gewinnserie fort - Hoffnungen auf positive Impulse aus Shanghai, Inflationsdaten im Blick, Luxus- und Autoaktien gefragt

onvista · Uhr
Dax
Dax · Quelle: H-AB Photography/Shutterstock.com

Der Dax startet freundlich in die neue Woche und setzt seine Gewinnserie der letzten Handelstage mit einem Plus von 0,8 Prozent fort. Knapp zwei Stunden nach Handelsstart notiert der deutsche Leitindex bei gut 14.550 Punkten. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 1,30 Prozent auf 30 135,56 Punkte hoch. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um rund 0,9 Prozent zu.

Am Freitag hatte der Dax ein Wochenplus von rund dreieinhalb Prozent verzeichnet. Dabei hatte das Börsenbarometer vergangene Woche auch den seit Januar währenden Abwärtstrend überwunden. Die exponentielle 200-Tage-Linie bei 14.727 Zählern rückt damit näher. Sie gilt als längerfristiges Trendbarometer.

Hoffnung auf positive Impulse aus Shanghai

Die Experten der Credit Suisse sehen den Optimismus der Anleger durch jüngste Unternehmensergebnisse sowie US-Wirtschaftsdaten gestärkt und sprachen von einer "Erleichterungsrally". Hoffnungsvolle Nachrichten kommen auch aus China: In Shanghai sollen von diesem Mittwoch an die Lockdown-Maßnahmen größtenteils wegfallen. "Aus dem Reich der Mitte könnte nun ein kräftiger Wachstumsimpuls kommen und die Rezessions-Ängste vom Parkett fegen", frohlockte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. So könnte Shanghai ab Mittwoch zahlreiche Beschränkungen im Corona-Lockdown aufheben. Zudem wurde in der Wirtschaftsmetropole allen Betrieben erlaubt, die Produktion ab Juni wieder aufzunehmen. Darüber hinaus hieß es von offizieller Seite, dass der Corona-Ausbruch in Peking unter Kontrolle sei.

In Sachen Lieferkettenproblemen könnte die Lage in China jedoch noch ein Nachspiel haben: Die Corona-Lockdowns in China verschärfen den Materialmangel der deutschen Industrie. Bei der jüngsten Unternehmensumfrage des Ifo-Instituts im Mai klagten 77,2 Prozent der Firmen über Materialengpässe und Lieferprobleme, nach 75 Prozent im April. "Die Schließung von Häfen in China hat für viele Unternehmen die Situation weiter verschlechtert", sagte am Montag Ifo-Umfragenleiter Klaus Wohlrabe in München. Die massive Störung der Logistikketten wird die wirtschaftliche Erholung demnach merklich verzögern. Rund die Hälfte der Unternehmen sagte in der Umfrage, dass die Lockdowns in China die Lieferprobleme verschärft hätten. Nahezu alle Schlüsselindustrien seien stark betroffen, am meisten der Maschinenbau, in dem 91,5 Prozent der Unternehmen über Lieferprobleme klagten.

Inflationsdaten im Blick

Für Montagnachmittag wird die Bekanntgabe der deutschen Inflationszahlen für Mai erwartet. Die Inflationsanstiege der vergangenen Monate seien Treiber der Zinserwartungen rund um den Globus und damit das dominierende Thema an den Finanzmärkten gewesen, erinnerten die Experten des Helaba-Research-Teams. "Im Monatsvergleich dürfte sich der Preisanstieg zwar verlangsamt haben. Anders als in den USA hat die Jahresinflation hierzulande ihren Höhepunkt aber noch nicht überschritten", glaubt Analyst Thomas Altmann von QC Partners.

Auch im Außenhandel setzt sich der Preisauftrieb fort. Im April stiegen die Preise für nach Deutschland importierte Waren zum Vorjahresmonat um 31,7 Prozent. Das ist der stärkste Zuwachs seit September 1974, als die erste Ölkrise für einen noch deutlicheren Preisschub gesorgt hatte. Die aktuellen Daten spiegeln den Angaben zufolge auch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine wider.

Siemens mit größtem Auftrag der Firmengeschichte

Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Siemens mit einem Anstieg von 3,3 Prozent an der Dax-Spitze. Der Industriekonzern erhielt nach eigenen Angaben den größten Auftrag der 175-jährigen Firmengeschichte. Zusammen mit zwei Partnern habe man in Ägypten einen Vertrag über den Bau eines 2000 Kilometer langen Hochgeschwindigkeits-Zugnetzes unterzeichnet. Demnach entfällt allein auf Siemens ein Auftragswert von 8,1 Milliarden Euro.

Cancom und Bechtle von Kaufempfehlungen angetrieben

Kaufempfehlungen von Kepler Cheuvreux stützten den Versuch einer Bodenbildung der IT-Dienstleister Cancom und Bechtle . Cancom-Papiere kletterten auf ein Vierwochenhoch und gewannen zuletzt 3,0 Prozent auf 37,78 Euro.

Bechtle stiegen um 2,5 Prozent auf 42,74 Euro. Analyst Martin Jungfleisch gab Kursziele von 50 für Cancom und 55 Euro für Bechtle aus. Bei Cancom sei dank des erwarteten Ergebniswachstums, der Aktienrückkäufe und Übernahmefantasien das Verhältnis zwischen Chancen und Risiken attraktiv. Bechtle verdiene einen gewissen Bewertungsbonus, ergänzte der Analyst. Bei Cancom sei der Bewertungsabschlag gegenüber Bechtle aktuell doppelt so hoch wie im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Dies könne man nicht einfach ignorieren, so der Experte.

Luxus- und Autoaktien gefragt - Hoffnung auf China-Nachfrage

Die Aussicht auf wieder anziehende Nachfrage im wichtigen chinesischen Markt hat am Montag die Aktien von Luxusgüter- und Sportwarenunternehmen angetrieben. Bewohner können im Zuge der Lockerungen wohl bald wieder einkaufen gehen, nachdem China in vielen Städten selbst auf kleinste Corona-Ausbrüche mit umfangreichen Lockdowns reagiert hatte. Die wachsende Mittel- und Oberschicht in Chinas Metropolen sind wichtige Kunden für Hersteller von Luxusgütern, Kosmetik, Sportartikeln und auch Autos.

Im deutschen Leitindex Dax gehörten Adidas und Puma mit Gewinnen von rund 2,4 Prozent zu den Favoriten. An der Euronext ging es für LVMH ebenso deutlich nach oben. In Zürich legten Aktien von Swatch und Richemont deutlich zu.

Beiersdorf -Aktien gewannen im MDax mit plus 1,8 Prozent nicht ganz so deutlich zu. Die Papiere werden von Analysten derzeit als ein potenzieller Dax-Aufsteiger gesehen.

Die drei Indizes Stoxx Europe 600 Personal & Household Goods, Retail und Auto legten im europäischen Branchentableau überdurchschnittlich zu.

Instone leiden unter Abstufung

Die Anteilsscheine von Instone litten unter einer Abstufung der Credit Suisse und fielen als SDax-Schlusslicht um 1,8 Prozent. Analystin Emily Biddulph begründete ihre negativere Einschätzung mit Unsicherheiten hinsichtlich der hohen Inflation und der Immobiliennachfrage.

Onlineapotheken weiter stark - Warten auf Zeitplan für E-Rezept

Die Papiere von Onlineapotheken sind kurz vor dem Monatsende weiter stark gefragt. Aktien der Shop Apotheke bauten ihre jüngste Erholung aus und stiegen um 6 Prozent. Sie erreichten einen weiteren Höchststand seit Mitte Februar. Anteilsscheine des Konkurrenten Zur Rose stabilisierten mit plus 5 Prozent ihre Bodenbildung. Beide Online-Apotheken stehen vor allem mit der bevorstehenden bundesweiten Einführung des E-Rezepts im Fokus, die sich immer wieder verzögert hat. Berenberg-Analyst Gerhard Orgonas hatte den Anlegern angesichts des fortschreitenden Probelaufs jüngst Hoffnung gemacht, dass die nächste Sitzung der Nationalen Agentur für Digitale Medizin (Gematik) Ende Mai für klarere Verhältnisse hinsichtlich des Zeitplans sorgen könnte.

onvista/dpa-AFX

onvista Premium-Artikel

Exklusive Analyse zu Ausschüttungen
Bei diesen drei Aktien aus dem Euro Stoxx ist die Dividende gefährdetgestern, 09:00 Uhr · onvista-Partners
Bei diesen drei Aktien aus dem Euro Stoxx ist die Dividende gefährdet
Chartzeit Wochenausgabe 08.06.2025
Inflationszahlen voraus: Kommt die Zinssenkung doch nicht?08. Juni · onvista
Inflationszahlen voraus: Kommt die Zinssenkung doch nicht?
Kolumne von Stefan Riße
Nicht jedes gute Unternehmen ist ein gutes Investment07. Juni · onvista-Partners
Nicht jedes gute Unternehmen ist ein gutes Investment

Das könnte dich auch interessieren

Exklusive Analyse zu Ausschüttungen
Bei diesen drei Aktien aus dem Euro Stoxx ist die Dividende gefährdetgestern, 09:00 Uhr · onvista-Partners
Bei diesen drei Aktien aus dem Euro Stoxx ist die Dividende gefährdet
Dax Vorbörse 10.06.2025
Dax tritt auf der Stelle - Blick richtet sich auf Handelsgesprächeheute, 08:27 Uhr · onvista
Dax tritt auf der Stelle - Blick richtet sich auf Handelsgespräche
Börse am Morgen 10.06.2025
Dax kaum bewegt - Personalie bei T-Mobile US belastet Telekom-Aktieheute, 09:49 Uhr · onvista
Dax als Wort auf Chart
Kolumne von Heiko Böhmer
Fünf Monate Börsenjahr 2025 – und alles ist anders08. Juni · onvista-Partners
Fünf Monate Börsenjahr 2025 – und alles ist anders