ROUNDUP/Aktien New York Schluss: Anleger nehmen Fed-Zinssignale gefasst auf

dpa-AFX · Uhr

NEW YORK (dpa-AFX) - Die Anleger an den New Yorker Börsen haben den Zinsentscheid der US-Notenbank Fed einigermaßen gefasst aufgenommen. Die Währungshüter legten am Mittwoch wie erhofft und auch weithin erwartet eine Pause in ihrem Zinserhöhungszyklus ein. Sie signalisierten aber zugleich weitere Zinsanhebungen für das laufende Jahr.

Der schon davor schwächelnde Leitindex Dow Jones Industrial weitete seinen Verlust bis auf knapp 1,3 Prozent aus, konnte sich dann aber wieder etwas erholen. Zum Handelsende zeigten die Kurstafeln noch ein Minus von 0,68 Prozent auf 33 979,33 Punkte an. Besser hielten sich die bereits vor den Fed-Aussagen freundlichen anderen Indizes. Der marktbreite S&P 500 behauptete letztlich einen Anstieg um 0,08 Prozent auf 4372,59 Punkte, während der Tech-Auswahlindex Nasdaq 100 am Ende sogar 0,70 Prozent auf 15 005,69 Punkte gewann und damit höher lag als vor dem Zinsentscheid.

Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners nannte die Zinspause nach zuvor zehn Erhöhungen in Folge "zumindest eine kleine Zäsur". Bei dieser Pause dürfte es aber wohl bleiben, "denn die Fed lässt die Tür für weitere Erhöhungen deutlich mehr als einen Spalt weit offen". Die neuen Zinsprojektionen zeigten, dass die Währungshüter im Durchschnitt mit zwei weiteren Zinserhöhungen bis zum Jahresende rechneten. Für die Börse sei das insgesamt eine Enttäuschung, da wohl die wenigsten Anleger damit gerechnet hätten. "Damit dürfte auch dem letzten klar sein, dass Zinssenkungen erst im nächsten Jahr auf der Agenda stehen werden."

Immerhin rechnet die Fed nun mit einer etwas niedrigeren Inflationsrate als noch im März, geht aber von einer etwas höheren Kerninflation ohne Berücksichtigung der volatilen Lebensmittel- und Energiepreise aus als bisher. Zudem zeigten sich die Währungshüter für das Wirtschaftswachstum optimistischer als zuvor.

Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) schätzen die Experten der Deutschen Bank in einer Strategiestudie derweil als möglichen Quell neuen Wachstums ein. Dem S&P 500 prognostizieren sie zum Jahresende einen Stand von 4500 Punkten, womit sie ihm für 2023 ein Plus von insgesamt rund 17 Prozent zutrauen - bisher hat er einen Kursgewinn von knapp 14 Prozent zu Buche stehen. Dabei bewerten die Experten die Aussichten der gut gelaufenen Technologiewerte insgesamt aber zurückhaltender und setzen eher auf Finanz- und Konsumwerte, die eine Rezession bereits eingepreist hätten.

KI beschäftigt auch die Aktionäre von AMD weiter, nachdem der Prozessoren- und Chiphersteller tags zuvor im Rahmen einer Investorenveranstaltung seine Position innerhalb des neuen Megatrends beleuchtet hatte. Die Aktien hatten am Dienstag nach einem anfänglichen Hoch seit Januar 2022 jäh kehrtgemacht, erholten sich aber um 2,3 Prozent. Analysten kommentierten die Veranstaltung nämlich positiv. AMD habe erkannt, dass der Ansatz "Eine-Lösung-für-alle" nicht den Anforderungen gerecht werde, hieß es etwa bei Goldman Sachs.

Dass der Krankenversicherer Unitedhealth für das laufende Quartal vor deutlich steigenden medizinischen Kosten warnte, ließ dessen Aktien am Dow-Ende um 6,4 Prozent absacken. Die Anteilsscheine der Branchenkollegen CVS Health und Humana wurden davon in Mitleidenschaft gezogen: Sie büßten 7,8 beziehungsweise 11,2 Prozent ein.

Derweil legten die Anteilsscheine des Flüssiggas-Spezialisten NextDecade einen Kurssprung von 51 Prozent hin. Sie profitierten vom Einstieg des französischen Ölriesen Totalenergies . Dessen Aktien gaben in Paris etwas nach.

Der Euro litt auch nur mäßig unter den Fed-Aussagen und kostete zuletzt 1,0834 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0809 (Dienstag: 1,0793) US-Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,9252 (0,9265) Euro gekostet.

US-Staatsanleihen dämmten ihre Gewinne nach dem Zinsentscheid etwas ein. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) behauptete zuletzt ein Plus von 0,21 Prozent auf 112,91 Punkte. Die Rendite für die Papiere sank im Gegenzug auf 3,80 Prozent./gl/men

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

Meistgelesene Artikel