Aktien Frankfurt: Dax leidet unter Sorgen um China und Inflation

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Konjunktur- und Inflationssorgen haben am Dienstag die Kurse am deutschen Aktienmarkt abbröckeln lassen. Der Dax fiel bis zum frühen Nachmittag um 0,85 Prozent auf 15 769,56 Punkte, nachdem er zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit gut einem Monat gerutscht war. Der Leitindex blieb aber in der Spanne der vergangenen Börsentage zwischen etwa 15 700 und gut 16 000 Zählern.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gab am Dienstag um 0,75 Prozent auf 27 807,34 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,94 Prozent.

Aus China gab es am Morgen erneut schlechte Nachrichten: Sowohl die Einzelhandelsumsätze als auch die Industrieproduktion waren im Juli hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Um die schwächelnde Wirtschaft zu stützen, dreht die chinesische Zentralbank nun erneut an der Zinsschraube. Der Zinssatz für Kredite mit einer einjährigen Laufzeit wurde gesenkt. Der Schritt konnte die Anleger jedoch nicht beruhigen, sondern wurde eher als Eingeständnis aufgefasst, dass sich die Konjunktur deutlich abgeschwächt hat.

Zuletzt hatten auch Meldungen über Zahlungsschwierigkeiten von großen Unternehmen aus Chinas Immobilienbranche für Nervosität an den Finanzmärkten gesorgt. Nach Einschätzung des Analysten Bernd Krampen von der Landesbank NordLB können Fehlentwicklungen auf dem Immobilienmarkt zu gravierenden Vermögensverlusten, zu Zahlungsschwierigkeiten und im Endeffekt zu einem Einbruch beim Konsum führen.

"Die Wirtschaftslokomotive China verliert an Fahrt", resümierte Marktanalyst Christian Henke vom Handelshaus IG. Mit Ausnahmen der kräftigen Erholung im Pandemiejahr 2021 zeige der Trend beim Wachstum gen Süden.

Aus Branchensicht mussten europaweit und auch hierzulande vor allem Immobilienwerte deutliche Einbußen hinnehmen. Immobilienfirmen ächzen unter den weiter steigenden Kapitalmarktzinsen in westlichen Ländern angesichts des Kampfes der Notenbanken gegen die hohe Inflation. Dieser könnte noch eine Zeitlang andauern, wie jüngste Daten aus Großbritannien zeigen. Dort steigen Löhne und Gehälter nach wie vor stark. Die Lohnentwicklung ist ein Hinweis auf eine weiter hohe Inflation und dürfte die britische Notenbank zusätzlich unter Druck setzen.

Durch den Zinsanstieg aber wird die Finanzierung von Immobilienunternehmen über Fremdkapital deutlich teurer. Zudem werden Verkäufe aus deren Portfolios erschwert, weil sich die Kosten für potenzielle Erwerber erhöhen. So fielen am Dax-Ende die Aktien von Vonovia um mehr als zwei Prozent.

Die Papiere von Encavis waren mit einem Minus von 4,5 Prozent der größte Verlierer im MDax. Zuvor hatte der Betreiber von Solarparks und Onshore-Windkraftanlagen Geschäftszahlen präsentiert und die Jahresziele bestätigt. Alles in allem sei das zweite Quartal des Unternehmens wie erwartet schwach ausgefallen, schrieb Analyst Martin Comtesse vom Investmenthaus Jefferies. Sinkende Energiepreise und ungünstige Wetterbedingungen in Kernmärkten hätten belastet. Das Unternehmen sprach zudem von höheren Zinsen für neue Projekte.

Der Euro kostete zuletzt 1,0914 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,0930 (Freitag: 1,1004) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9149 (0,9088) Euro. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,63 Prozent am Vortag auf 2,71 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,50 Prozent auf 123,38 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,56 Prozent auf 130,50 Punkte./la/jha/

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

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