Neues Allzeithoch: Dax knackt 21.900 Punkte - BASF mit kräftiger Erholung

Der Dax hat am Donnerstag nur wenige Tage nach dem Dämpfer durch den US-Zollstreit seine Rekordfahrt wieder aufgenommen und dabei heute ein neues Allzeithoch erreicht. Neue Zoll-Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump blieben zuletzt aus und so verdrängten Anleger den ersten Zollschock, der die Börsen zum Wochenstart nach unten gezogen hatte. Eine Stütze waren Quartalszahlen deutscher Unternehmen.
Während des Handels durchbrach der Dax so die Marke von 21.900 Punkten und markierte bei 21.921 Zählern eine neue Bestmarke. Letztlich schloss der Dax 1,47 Prozent höher bei 21.902 Punkten. In der zweiten deutschen Börsenreihe ging es für den MDax zeitgleich um 1,48 Prozent auf 27.041 Punkte nach oben.
Experte Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets verglich den Dax mit einem "Stehaufmännchen". Nach dem Montagsschock sei der Leitindex "zurück auf Los", doch vielleicht sei die Ruhe im Weißen Haus auch trügerisch, gab er nach den zuletzt turbulenten Handelstagen zu bedenken. Laut den Commerzbank-Experten könnte ein größer gewordenes US-Leistungsbilanzdefizit von Trump schon bald mit neuen Androhungen quittiert werden.
Auch die am Freitag erwarteten US-Arbeitsmarktdaten rücken als potenzieller Marktbeweger näher. Unterdessen ging es auch im übrigen Europa nach oben: Der EuroStoxx 50 gewann um 0,9 Prozent hinzu, während der Londoner Leitindex FTSE 100 1,6 Prozent stieg, nachdem die britische Notenbank ihren Leitzins gesenkt hatte.
Kräftige Erholung bei BASF
BASF setzte gemeinsam mit anderen Chemiewerten zu einer Erholung um mehr als sieben Prozent an und war damit Spitzenreiter im Dax. Am Vortag schon hatten sich Sorgen wegen eines enttäuschenden Ausblicks des US-Agrarchemieunternehmens FMC Corporation gelegt. Diese würden nun weiter gemildert durch den US-Agrar-Spezialisten Corteva, hieß es von den Analysten von JPMorgan.
Unter den deutschen Berichtsunternehmen zogen Siemens Healthineers um rund 5,3 Prozent an, nachdem der Medizintechnikkonzern im ersten Geschäftsquartal die Erwartungen übertreffen konnte. Der Aktienkurs erreichte das höchste Niveau seit drei Jahren. Laut Analyst Julien Dormois von Jefferies wirkt der bestätigte Ausblick nun konservativ.
Ein großer Dax-Gewinner waren auch Infineon, die nach einer Hochstufung durch die Experten von Morgan Stanley um ebenfalls um rund 5,3 Prozent auf ihr höchstes Niveau seit Juni anzogen. Bei dem Chipkonzern komme eine zyklische Erholung in Gang, argumentierte Analyst Lee Simpson. Mit erhöhten 2025er Zielen und besseren Signalen für das zweite Quartal hebe sich der Chipkonzern sehr deutlich von den Rivalen ab.
Hannover Rück enttäuscht mit Jahreszahlen
Eine negative Dax-Ausnahme war Qiagen mit einem Abschlag von 3,3 Prozent. Bei dem Diagnostikspezialisten monierten Experten den Wachstumsausblick für das laufende Jahresviertel. Nur Rheinmetall kamen von ihrem Rekordhoch noch stärker zurück wegen Gewinnmitnahmen und verloren so 4,8 Prozent.
Außerdem konnte Hannover Rück die Anleger nicht überzeugen, wie ein Minus von 2,1 Prozent zeigte. Von dem Rückversicherer gab es Jahreszahlen, die Analyst Derald Goh als einen Tick schwächer bezeichnete, während die Preiserneuerungen weitgehend den Erwartungen entsprochen hätten.
Großaktionär macht Offerte, um Metro von der Börse zu nehmen
Im MDax legten die Rational-Papiere um vier Prozent zu. Lobende Stimmen gab es bei dem Großküchenausstatter für die Marge, die zu einem etwas höher als erwarteten operativen Ergebnis beigetragen habe. Aurubis kam nach der Vorlage von Quartalszahlen sogar auf ein Plus von fast sieben Prozent.
Für viel Gesprächsstoff sorgte noch Metro, weil Großaktionär Kretinsky den Handelskonzern mit einer Offerte in Höhe von 5,33 Euro je Aktie von der Börse nehmen will. Ein früherer Dax-Wert könnte damit bald von der Börsenbildfläche verschwinden. Am Vortag hatten die Papiere 36 Prozent unter dem Angebot geschlossen. Der letzte Kurs lag mit 5,36 Euro etwas darüber.
Der Euro hat am Donnerstag nachgegeben. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0375 US-Dollar gehandelt und damit etwas tiefer als am Vorabend. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0360 (Mittwoch: 1,0422) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9652 (0,9595) Euro.
(mit Material von dpa-AFX)