Vorsicht und Gewinnmitnahmen vor Nvidia-Zahlen - Rüstungsrally läuft

Nach einem Dax-Rekord bei fast 24.326 Punkten und einem Jahresplus von 22 Prozent haben Anleger am Mittwoch Gewinne mitgenommen. Der deutsche Leitindex schloss auf seinem Tagestief bei 24.038 Punkten mit einem Minus von 0,78 Prozent.
Dass sich im Dax zur Wochenmitte nicht mehr genug neue Käufer fanden, könnte auch am Risiko liegen, dass sich durch die Geschäftszahlen des KI-Riesen Nvidia nach Börsenschluss in den USA ergibt. Nvidia-Berichte haben große Bedeutung für die Anlegerstimmung - weit über den Tech-Sektor hinaus.
Einem Börsianer zufolge steht dieses Mal auch "noch mehr auf dem Spiel", da das allgemeine Vertrauen in KI-Halbleiter wegen der Handels- und Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump wackeliger geworden sei.
Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets schrieb: "Wer will schon auf dem falschen Fuß erwischt werden, wenn Nvidia, nach Marktkapitalisierung anderthalbmal so schwer wie der Dax, heute Abend auch über das Wohl und Wehe des Gesamtmarktes entscheidet."
Der MDax rettete am Mittwoch noch ein Plus von 0,05 Prozent auf 30.648 Punkte über die Ziellinie, nachdem er im Verlauf bei knapp 30.830 Punkten den höchsten Stand seit gut drei Jahren erreicht hatte. Gerade der Mittelstand gilt als Profiteur der Milliardeninvestitionen der neuen deutschen Regierung.
Rüstungsrally läuft: Rheinmetall knackt 1.900-Euro-Marke
Die Rekordrally von Rheinmetall und anderen Rüstungswerten wie Renk und Hensoldt kennt derweil auch nach prozentual dreistelligen Jahresgewinnen kein Ende. Die Papiere von Rheinmetall kletterten am Morgen erstmals über 1.900 Euro und wurden in der Spitze zu 1.936 Euro gehandelt. Heute Abend verzeichnen die Rheinmetall-Aktien einen Anstieg von circa 0,5 Prozent. Die Papiere von Renk und Hensoldt stiegen um 4,9 beziehungsweise 3,9 Prozent.
Der Nato-Gipfel in einem Monat wirft bereits seine Schatten voraus. Viel diskutiert wird über die Höhe künftiger Militärausgaben gemessen am prozentualen Anteil an der Wirtschaftsleistung (BIP) der Bündnisstaaten. Die USA fordern fünf Prozent.
Der UBS-Experte Sven Weier stockte sein Rheinmetall-Kursziel auf 2.200 Euro auf. Viele andere Experten hatten die Schwelle von 2.000 Euro zuletzt bereits hinter sich gelassen. Weier hält auch nach der rasanten Rally Militärausgaben von 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, wie aktuell am Markt noch erwartet, bisher nicht für eingepreist und hob seine Umsatzerwartungen an.
MTU-Aktien legen zu - Rückenwind von Pratt & Whitney
MTU schoben sich mit eigenem Rekord bis zum Mittag zwar an Rheinmetall vorbei. Ihr Jahresplus liegt aber nur bei vergleichsweise mageren 11 Prozent. Laut der Jefferies-Expertin Chloe Lemarie profitieren sie am Mittwoch vom Ende eines mehrwöchigen Streiks der Mitarbeiter des Partners Pratt & Whitney. Auch Airbus legten zu.
Pratt & Whitney fertigt die GTF-Triebwerksfamilie, die vor allem die Airbus-Mittelstreckenjets aus der Modellfamilie A320neo antreibt. Hier gab es in der Vergangenheit massive Probleme. Heute Abend verzeichnet die MTU-Aktie ein Plus von etwa 0,5 Prozent.
Immobiliensektor legt zu: Aroundtown gefragt
Europaweit vorn lagen Immobilienwerte, die mit einem Jahreshoch ihre bisher unterdurchschnittliche Entwicklung verbesserten. Zuletzt sanken die Renditen am Anleihemarkt, was ihnen entgegenkommt. Der Gewerbeimmobilien-Spezialist Aroundtown war derweil nach Zahlen gefragt.
Im Nebenwertebereich erholten sich GFT deutlich. Der Berenberg-Experte Wolfgang Specht hatte sein Kursziel erhöht. Die frühen Initiativen, die eigenen Mitarbeiter mit KI-Skills zu trainieren, dürften sich als erheblicher Vorteil für den Softwareanbieter erweisen, vermutet er.
(mit Material von dpa-AFX)