Chinas Wirtschaft leidet weiter unter Deflationsgefahren

dpa-AFX · Uhr

PEKING (dpa-AFX) - Die chinesische Wirtschaft kämpft weiter mit einer schwachen Preisentwicklung. So sind die Erzeugerpreise erneut deutlich gefallen, während die Verbraucherpreise nur minimal zugelegt haben, wie das Statistikamt in Peking am Mittwoch mitteilte.

Auf Herstellerebene fielen die Preise im Juni um 3,6 Prozent im Jahresvergleich. Es ist der 33. Rückgang in Folge und das stärkste Minus seit fast zwei Jahren. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Rückgang von 3,2 Prozent gerechnet. Das Statistikamt begründete das deutliche Minus zum Teil damit, dass ungünstige Witterungsbedingungen die Bauarbeiten beeinträchtigt und Druck auf die Rohstoffpreise ausgeübt hätten.

Insgesamt belastete der Gegenwind vom Welthandel die exportlastigen Sektoren. Die Preise im verarbeitenden Gewerbe für Computer, Kommunikations- und andere elektronische Geräte beschleunigten den Angaben zufolge den Rückgang gegenüber dem Vormonat. Die Unwägbarkeiten der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump trüben Experten zufolge die Aussichten für Unternehmen, die von den globalen Märkten abhängig sind, weiter ein, da die Inlandsnachfrage schwach bleibt.

Die Verbraucherpreise legten im Juni um 0,1 Prozent im Jahresvergleich zu. Hier war erwartet worden, dass sie wie im Vormonat um 0,1 Prozent nachgeben. Experten zufolge spiegelt die leichte Erholung aber wohl eher die kurzfristige Wirkung staatlicher Subventionen als eine dauerhafte Erholung wider.

Die Erzeugerpreise beeinflussen tendenziell auch die Verbraucherpreise. Insofern verstärkten die Daten die Sorgen mit Blick auf Deflationsgefahren in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Deflation ist das Gegenteil von Inflation. Zwar führt ein Rückgang des Preisniveaus dazu, dass Käufer mehr für ihr Geld bekommen. Ökonomen halten eine solche Entwicklung aber langfristig für schädlich. Denn Verbraucher halten sich beim Kauf von Waren dann eher zurück, in der Hoffnung auf weiter fallende Preise. Das kann die Wirtschaft lähmen.

"Die Deflation bleibt ein Problem", schrieb Lynn Song, Chefvolkswirt für China der Bank ING. Zu den Hauptgründen dafür zählten ein starker Preiswettbewerb sowie Lohnstopps und Lohnkürzungen. Die politischen Entscheidungsträger hätten jedoch die Aufmerksamkeit auf die Lösung des Problems gelenkt, indem sie die Marktaustrittsmechanismen verbesserten, die Konsolidierung und Umstrukturierung der Unternehmen förderten und gegen nicht marktkonforme Praktiken vorgingen, die zu einem übermäßigen Preiswettbewerb führten./la/jsl/jha/

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