Wieso der stärkere Dollar den Bitcoin-Kurs nur kurz bremsen dürfte
Alexander Mayer
Die US-Währung hat wieder etwas an Wert gewonnen. Das ist schlecht für Risiko-Anlagen wie Bitcoin. Die Belastung dürfte aber nur von kurzer Dauer sein, denn der nächste Kurstreiber ist in Sicht.

Der Bitcoin-Kurs fiel in dieser Woche unter die Marke von 116.000 Dollar, entlang derer der Kurs sich die letzten Wochen bewegt hat. Ein erneuter Test des 50-Tage-Trends rückt nun in den Fokus. Der verläuft aktuell bei rund 113.000 Dollar.
Die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) hat den Leitzins am Mittwoch wie erwartet in der Spanne zwischen 4,25 und 4,5 Prozent belassen. Notenbankchef Jerome Powell betonte jedoch während der Pressekonferenz, dass der Markt sich nicht auf eine Senkung im Zuge der nächsten Sitzung im September verlassen sollte. Die US-Wirtschaft sei weiterhin robust und die Inflation oberhalb des Ziels von zwei Prozent, auch wenn beides rückläufig sei. Die Fed entscheide weiterhin datenabhängig.
Diese erneute implizite Abfuhr für eine baldige Zinssenkung hat in Kombination mit dem neuen Zoll-Chaos, das durch weitere ausgerufene Zölle von Trump unter anderem gegen Kanada und Brasilien hervorgerufen wurde, zu einem allgemeinen Rücksetzer an den Märkten geführt. Der hat auch Bitcoin erfasst.
Dollar-Gegenbewegung bremst Rally
Der Dollar-Kurs-Index (DXY) signalisiert eine unmittelbare Trendumkehr, da ein Teil der extrem schlechten Stimmung gegenüber der amerikanischen Währung der letzten Monate nun wieder herausgenommen wurde und der DXY in einer jüngsten starken Aufwärtsbewegung wieder an der Marke von 100 Punkten kratzt (siehe Chart unten).
Eni stärkerer Dollar setzt Risiko-Werte wie Aktien oder Krypto unter Druck, da die Liquiditätsbedingungen an den internationalen Märkten durch eine Dollar-Aufwertung schlechter werden. Die Kombination aus einer weiterhin hartnäckigen Fed und neuen Zöllen hat dem Dollar in dieser Woche neues Momentum verliehen – entscheidend wird jedoch ein nachhaltiger Ausbruch über die Marke von 100 Punkten sein.
Mittelfristig spricht weiterhin einiges für eine fortlaufende Abwertung des US-Dollars, da die US-Schuldenkrise das Makro-Bild bestimmt. Die US-Regierung muss in den nächsten 12 Monaten die horrende Summe von neun Billionen Dollar an Schulden refinanzieren.
Es ist zweifelhaft, dass dies unter den derzeitigen Marktbedingungen funktionieren kann – selbst wenn das Finanzministerium einen großen Teil der Schuldenaufnahme mit kurzfristigen Anleihen deckt, die vom Markt bereitwillig aufgekauft werden. Das Volumen ist zu hoch, als dass eine Absorbierung ohne neue Maßnahmen der Fed gelingen könnte.
Diese Ausgangslage liefert das weitere positive Szenario für die Aktienmärkte, vor allem jedoch für Bitcoin. Es wird neue Liquidität nötig sein, um die US-Schuldenkrise unter Kontrolle zu halten. Es sind bereits Schritte auf dem Weg: Der jüngst verabschiedete Genius Act bindet Stablecoin-Emittenten stärker an das Dollar-System, indem eine Deckung via Staatsanleihen obligatorisch wird.
Die Fed wird die Zinsen senken müssen
Das schafft eine gewisse neue Nachfrage nach US-Anleihen ("Treasuries"). Zudem ist eine Lockerung der Fremdkapitalrisikovorschriften für US-Geschäftsbanken auf dem Weg, die es dem Bankensektor erlauben wird, mehr Staatsanleihen aufzukaufen, ohne dafür mehr Liquidität als Deckung gegenüberstellen zu müssen.
Diese Maßnahmen allein werden jedoch nicht reichen, um die Refinanzierung der Regierung gewährleisten zu können. Die Fed muss entweder einknicken und die Zinsen deutlich senken oder sie wird in einer Notfallmaßnahme reagieren müssen und den Anleihemarkt mit frischer Liquidität versorgen, um eine systemische Krise zu verhindern.
Abseits des politischen Theaters, das Trump seit Monaten um eine mögliche Entlassung des Fed-Chefs Jerome Powell aufführt, kann die US-Regierung die Fed letzten Endes in die Ecke treiben, indem sie die Schulden über kurzlaufende Anleihen refinanzieren und dem System so immer mehr Liquidität entziehen. Die Fed wird ab einem bestimmten Punkt gezwungen sein zu handeln, wenn sie keine systemische Krise zulassen möchte.
Im Endeffekt ist es – neben der sich auf globaler Ebene bereits wieder ausweitenden Liquidität durch entsprechende Maßnahmen in Europa und China – auch diese Erwartungshaltung des Marktes, die die Aktienrally weiter befeuert, die aber auch für einen Gold-Preis von knapp 3.300 Dollar und einen Bitcoin-Preis von weit über 100.0000 Dollar verantwortlich ist. Das Vertrauen in einen harmlosen Ausgang der US-Schuldenkrise schwindet.
Denken Sie langfristig!
Die Zeit für die US-Notenbank, an ihrer geldpolitischen Straffung festzuhalten, läuft ab. Warum die Fed auf eine Sackgasse zuläuft und warum das den Bitcoin-Kurs weiter massiv antreiben kann, erfahren Sie in einer neuen Analyse auf decentralist.