Neue Zahlen zeigen Kapitalflüsse

Trotz Trump: Ausländische Anleger kaufen weiter fleißig US-Aktien

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Quelle: Dilok Klaisataporn/Shutterstock.com

2025 sollte das Jahr europäischer Aktien werden – spätestens seit den ersten Zoll-Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump hieß es, dass Investoren umschichten. Raus aus den Tech-Lieblingen in den USA, rein in europäische Aktien.

Noch immer sind Profis voll des Lobes für die Chancen in Europa. Fondsmanager Michael Oliveros von Invesco etwa erklärte gegenüber Bloomberg unlängst, europäische Nebenwerte seien erst am Anfang ihrer Rally. Seine Kunden seien interessiert: „Am Anfang des Jahres wollten nicht viele Leute über Nebenwerte reden. Jetzt ist es umgekehrt: Fast jeder will darüber sprechen.“

Doch die Zahlen zeigen, dass der Reiz der US-Aktien ungebrochen ist. Davon zeugen die jüngsten Rekorde natürlich. Der marktbreite S&P 500 in den USA rangiert bei gut 6.480 Punkten und damit so hoch wie nie zuvor. Im Tief, kurz nach dem „Liberation Day“ im April, notierte er bei gerade mal 4.835 Punkten.

Auf Jahressicht haben die US-Börsen demnach spürbar aufgeholt. Der deutsche Leitindex Dax ist mit einem Plus von 20 Prozent noch Spitzenreiter. Europäische Aktien als Ganzes aber liegen nur noch gleichauf mit der Wall Street. Trotz des Störfeuers aus dem Weißen Haus für den dortigen Markt.

Der Euro Stoxx 50 kletterte seit Jahresbeginn um etwas mehr als zehn Prozent und damit genau so viel wie der S&P 500. Der Tech-lastige Nasdaq 100 hat den Euroraum-Leitindex mit einem Jahresplus von über zwölf Prozent überholt. Die Aufholjagd zeigt sich besonders eindrücklich, wenn das Jahresplus zum Halbjahr und bis jetzt verglichen wird.

Das Geld fließt weiter nach Amerika

Weitere Datenpunkte sprechen gegen eine „große Rotation“. Mehr noch: Die Kapitalflüsse zeigen, dass US-Anlagen sogar gefragt sind wie selten zuvor. Allein im Juni kauften Privatinvestoren aus dem Ausland US-Aktien für 116 Milliarden US-Dollar, wie Aktienmarktstratege Edward Yardeni unter Verweis auf offizielle Daten des US-Finanzministeriums erklärt, das sogenannte „Treasury International Capital System“, kurz TICS.

Mehr noch: Die Daten zeigen, dass ausländische Privatinvestoren in keinem Monat in diesem Jahr im Saldo US-Aktien verkauften. Zuletzt überstiegen die Verkäufe die Käufe im Oktober 2024, kurz vor dem Wahlsieg Donald Trumps. Ansonsten sind ausländische Privatanleger fleißige Käufer von US-Aktien.

Werden die monatlichen Geldströme aller ausländischer Investoren, also auch beispielsweise von Notenbanken oder Staatsfonds, betrachtet, zeigt sich ebenso kein Abreißen des Trends. Zwar gab es im April Abflüsse von 13,8 Milliarden Dollar. Diesen stehen aber Zuflüsse von 171 und sogar 274 Milliarden Dollar in den beiden Vormonaten entgegen.

In diesen Daten sind auch Geldflüsse von Banken enthalten, was die Aussagekraft etwas schmälert. Zudem sind manche Transaktionen nicht enthalten, wie das US-Finanzministerium selbst angibt – kauft beispielsweise die US-Tochter einer japanischen Bank Aktien, gilt das nicht als Transaktion über Grenzen hinweg. Umgekehrt wäre der Kauf von Wertpapieren durch Tochter einer US-Bank in London eine Transaktion eines ausländischen Investors.

Der Trend: Rekordhohe Zuflüsse

Nichtsdestotrotz ist die Richtung, in welche das Geld fließt, klar: Amerika. Analysten der ING merkten zudem Ende April schon an, dass diese Geldflüsse durchaus volatil sind, und nur längerfristige Trends wirklich aussagekräftig sind. Nun, mit den Daten der Monate Mai und Juni zeigt sich, dass US-Wertpapiere, seien es nun Bonds oder Aktien, alles andere als aus der Mode gekommen sind.

US-Stratege Yardeni verweist dabei auch auf die Summe der vergangenen zwölf Monate. Diese ist auf rekordhohe Billionen Dollar angeschwollen, mehr als jemals zuvor. Yardeni merkt an, dass rekordhohe Käufe ausländischer Investoren den vier letzten Bärenmärkten vorausgingen – ein durchaus interessantes Detail, gilt Yardeni doch eher als Permabulle am Markt.

Was heißt das für Anleger nun? Zumindest, dass die breite Masse ausländischer Investoren dem US-Markt nicht den Rücken kehrt. Das ergibt, angesichts der Rally amerikanischer Titel, natürlich Sinn. Diese wird eben auch von ausländischem Kapital getragen.

Vorsicht, Wechselkurseffekte

Ob US-Aktien damit nun ein Kauf sind, angesichts erhöhter Bewertungen, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Nichtsdestotrotz haben viele Investoren außerhalb der USA ihren Appetit auf die Wall Street nicht verloren. Was Anleger aber berücksichtigen müssen, ehe sie nun doch wieder vermehrt auf US-Titel setzen wollen, ist der schwächelnde US-Dollar.

Selbiger nämlich zehrt in Form von Wechselkursverlusten an Renditen, die Euro-Anleger mit US-Aktien machen. Auf Jahressicht büßte der „Greenback“ rund 11,4 Prozent zum Euro an Wert ein. Heißt: Wer zu Jahresbeginn den S&P 500 als Investor aus Europa gekauft hätte, hätte auf dem Papier, in US-Dollar, eine Rendite von 10,2 Prozent gemacht. In Euro umgerechnet aber hätte er rund 2,4 Prozent verloren.

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