Die Angst vor hoher Inflation ist zurück
2025 könnte das dritte überdurchschnittliche Börsenjahr in Folge werden. Die Börsen zeigen sich bislang von allen Risiken unbeeindruckt. Die größte Gefahr bleibt eine Rückkehr der Inflation - genau davor fürchten sich die Fondsmanager am meisten.
Heiko Böhmer

Das dritte Quartal geht in wenigen Tagen zu Ende. Trotz vieler Turbulenzen in diesem Jahr stehen die meisten großen Indizes im Plus. Klar an der Spitze stehen dabei viele europäische Länder. Doch auch die USA haben zuletzt wieder klar aufgeholt.
Wird also 2025 das dritte überdurchschnittliche Bösen Jahr in Folge? Nur zur Erinnerung: 2023 und 2024 haben große Indizes wie der S&P 500 angetrieben durch die starke Performance der Magnificent 7 Aktien um mehr als 20 Prozent zugelegt. In Dollar gerechnet hat der S&P 500 Index schon wieder knapp 14 Prozent hinzugewonnen. In Europa bringt es der marktbreite Stoxx600 Index auf ein Plus von knapp zehn Prozent.
Die Topbranchen unterscheiden sich dabei deutlich: In Europa stehen die Banken mit einem Plus von knapp 46 Prozent an der Spitze. In den USA sind es einmal mehr die Kommunikations- und Technologietitel, die weiter stark zulegen um jeweils knapp 22 Prozent.
Fondsmanager-Umfrage: Inflationsangst wieder das größte Risiko
Zwar fehlen nur noch drei Monate bis zum Jahresende - doch das kann eine lange Zeit werden. Viele Risiken spielen an den Börsen keine große Rolle. Ob Konjunktursorgen ausgelöst durch die US-Zölle oder das Wiedererstarken der Inflation in vielen Ländern. All das hat die Börsen im Jahresverlauf kalt gelassen.
Doch wie sehen denn die Investment-Profis die aktuellen Risiken? Dazu liefert die monatliche globale Fondsmanager-Umfrage der Bank of America klare Antworten. In der September-Umfrage taucht ein alter Bekannter auf der Spitzenposition auf oder man könnte sagen: „Die Inflationsangst ist zurück.“
Eine zweite Inflationswelle ist jedenfalls aktuell für 26 Prozent der Fondsmanager das größte Risiko. Knapp dahinter rangiert die Furcht vor dem Verlust der Unabhängigkeit der US-Notenbank und einer weiteren Abwertung des US-Dollars mit 24 Prozent auf dem zweiten Platz.
Eine durch einen Handelskrieg ausgelöste globale Rezession sehen hingegen nur noch 12 Prozent als größtes Risiko an. Das war über Monate hinweg das größte Risiko für die Investmentprofis. Doch nach den bis jetzt schon erreichten Einigungen im Zollstreit mit den USA hat dieses Risiko klar an Bedeutung verloren.
Stock-Picking in Europa zahlt sich aus
2025 hat ungeachtet aller Risiken schon eine Sache klar gezeigt: Stock-Picking kann sich lohnen. Zudem läuft das Europa-Comeback einfach weiter. Über lange Zeit spielte die Bewertung von Aktien keine wichtige Rolle mehr. Die großen US-Tech-Werte wurden einfach gekauft - fast schon egal zu welchem Preis. Mittlerweile hat hier doch ein Umdenken eingesetzt. Value-Strategien, die eben stärker auf Bewertungen von Aktien schauen, liefern wieder starke Erträge.
In der Fondsmanager-Umfrage spielt nicht nur der kurzfristige Ausblick eine Rolle. Seit einigen Monaten werden auch die nach Meinung der Investment-Profis aussichtsreichsten Anlageklassen der kommenden fünf Jahre abgefragt. Und das Ergebnis stimmt zuversichtlich - als global agierender Aktieninvestor. Denn das Segment der internationalen Aktien steht an erster Stelle, klar vor den USA.