Der Markt gibt gemischte Signale: Anleger müssen wachsam sein
Heiko Böhmer

Die jüngsten Marktdaten zeigen ein komplexes Bild für Anleger. Einerseits signalisieren einige Indikatoren eine potenziell überhitzte Bewertung, andererseits gibt es Hoffnungen auf unterstützende Maßnahmen durch die US-Notenbank. Wie verhält man sich richtig bei solchen Signalen?
Der Blick in die USA zeigt erst einmal eine hohe Bewertung bei vielen Einzelaktien und auch bei Indizes: Die "Real Earnings Yield" des S&P 500, welche die Unternehmensgewinne abzüglich der Inflationserwartungen betrachtet, ist so niedrig wie seit 30 Jahren nicht mehr. Das bedeutet, die Preise der Aktien sind im Verhältnis zu den Gewinnen sehr hoch.
Dies wird durch das Kurs-Buchwert-Verhältnis (Price-to-Book Ratio) des S&P 500 untermauert, das mit 5,3 so hoch ist wie nie zuvor. Eine weitere bemerkenswerte Zahl: 30 Prozent der Unternehmen im S&P 500 werden mit dem mehr als 10-fachen ihres Umsatzes (nicht ihres Gewinns!) gehandelt. Solche Kennzahlen könnten auf eine Überbewertung hindeuten.
Ausländische Investoren stürzen sich in US-Aktien
Hinzu kommen weitere Indikatoren, wie der starke Zustrom von ausländischem Kapital in den US-Aktienmarkt. In der Vergangenheit war das oft ein Indikator für ein Markt-Hoch. Im Juni 2025 wurden US-Aktien im Wert von 163 Milliarden US-Dollar von ausländischen Investoren gekauft, ein neuer Rekord. Frühere Rekordmonate waren im Februar 2000 (zur Zeit der Dotcom-Blase) und im Mai 2007 (kurz vor der globalen Finanzkrise). Das ist ein historischer Datenpunkt, den man im Auge behalten sollte.
Zudem zeigen die jüngsten Wirtschaftsdaten eine Verlangsamung. Die US-Industrieproduktion sank im Juli um 0,1 Prozent, und die Einzelhandelsumsätze stiegen nur um 0,5 Prozent und blieben damit unter den Erwartungen. Auch der Immobilienmarkt schwächelt, was sich in sinkendem Vertrauen der Bauunternehmer und Preisnachlässen bei Neubauten widerspiegelt.
Was bedeutet diese Marktlage nun für die aktuelle Ausrichtung?
Angesichts der hohen Bewertungen ist bei Aktien, insbesondere im S&P 500, Vorsicht geboten. Aktien nur aufgrund des allgemeinen Markttrends zu kaufen, ist nicht ratsam.
Weiter diversifiziert bleiben: Die hohe Bewertung des Gesamtmarktes unterstreicht die Bedeutung einer breiten Streuung des Portfolios. Ein zu starker Fokus zum Beispiel auf US-Aktien ist genauso wenig angesagt, wie ein reines Dax-Depot. Wie immer gilt zusätzlich, dass es sich lohnt die Zinssätze im Blick zu behalten: Die US-Notenbank steht vor der Entscheidung, die Zinsen zu senken. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte bei der nächsten Sitzung im September liegt bei 85 Prozent. Solche Senkungen könnten Aktienmärkte stützen.
Im Grunde bleibt es doch dabei: Investoren sollten langfristig denken. Eine solide Anlagestrategie basiert auf langfristigen Zielen und einer kontinuierlichen Überprüfung, nicht auf Panikverkäufen oder überstürzten Käufen.