Allianz: 4 Milliarden Dollar Schadenersatz gefordert ++ Apple: App-Store-Modell wackelt leicht ++ VW: Kamerasoftware von Hella gekauft ++ Dax startet im Minus
Der deutsche Leitindex ist zwar Montag mit viel Schwung in die neue Woche gestartet, allerdings gibt es nicht viele Nachrichten, die ein weiteres Anziehen der Kurse untermauern könnten. Guten Vorgaben von der Wall Street stehen den üblichen Warnungen und Sorgen gegenüber – steigenden Neuinfektion und Warnungen von prominenten Stellen. Kanzlerin Angela Merkel hat erst Montag darauf hingewiesen, dass die Menschen wieder sensibler mit dem Thema Corona umgehen müssen.
Kurz danach hat die Christine Lagarde den Fuß auf das Bremspedal gestellt. Die wirtschaftliche Unsicherheit in der Eurozone nach dem Konjunktureinbruch bleibt nach Einschätzung der EZB-Chefin hoch. „Die Auswirkungen der Pandemie spürt man weiterhin“, sagte Lagarde am Montag in Brüssel. Sie nahm dort an einer Anhörung vor EU-Parlamentariern teil. „Die Wirtschaftsprognosen sehen unsicher aus“, sagte die Notenbankchefin.
Zwar habe es im dritten Quartal teilweise schon eine leichte Erholung in einigen Bereichen gegeben – die Risiken seien aber nach wie vor beträchtlich. „Die Verbraucher sind vorsichtig. Ähnlich sieht es mit den Unternehmen aus“, sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) vor den Abgeordneten. Die Investitionen legten teils wieder zu, doch die geringe Nachfrage bleibe für viele Firmen ein Problem.
Dax startet im Minus
Nach der Vortagesrally dominieren am deutschen Aktienmarkt am Dienstag zur Eröffnung moderate Gewinnmitnahmen. Der Dax fiel in den ersten Handelsminuten um 0,61 Prozent auf 12 791,88 Punkte. Mit Kursgewinnen von mehr als drei Prozent war der deutsche Leitindex in die neue Börsenwoche gegangen.
Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel sank am Dienstag kurz nach Handelsstart um 0,29 Prozent auf 26 889,35 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor rund 0,5 Prozent.
Allianz: Milliarden-Klage eingereicht
Die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (AGI) hat Vorwürfe klagender US-Investoren zurückgewiesen, die Entschädigung für milliardenschwere Anlageverluste fordern. Die Anschuldigungen seien rechtlich und sachlich fehlerhaft, teilte AGI am Montag (Ortszeit) auf Nachfrage in New York mit. „Wir werden uns energisch verteidigen“, kündigte eine Unternehmenssprecherin an.
Die Allianz-Tochter ist mit mehreren Klagen von institutionellen Investoren konfrontiert, die sie für dramatische Verluste verantwortlich machen. Bereits im Juli hatte ein Pensionsfonds aus Arkansas Klage eingereicht, vergangene Woche schloss sich ein weiterer aus New York an. Auch Blue Cross Blue Shield, einer der großen US-Krankenversicherer, will AGI zur Rechenschaft ziehen. Die in New York eingereichten Schadenersatz-Klagen summierten sich Ende der vergangenen Woche bereits auf vier Milliarden Dollar, wie Reuters errechnet hat.
Die Vorwürfe sind im Wesentlichen, dass der Vermögensverwalter während des Börsenbebens zu Beginn der Corona-Pandemie bei bestimmten Fonds von der vereinbarten Strategie abgewichen sei, was zu hohen Verlusten geführt habe. Die Kläger sehen darin unter anderem eine Verletzung treuhänderischer Pflichten, sie fordern Entschädigung.
AGI hält die Anschuldigungen indes für unbegründet. Die Verluste seien zwar enttäuschend, es handele sich bei den den Anlageprodukten jedoch um Hedgefonds und bei den Klägern um Profi-Investoren, denen die Risiken klar gewesen sein müssten. Allerdings untersucht auch die US-Börsenaufsicht SEC die Vorfälle, wie die Allianz bereits Anfang August im Kleingedruckten ihres Halbjahresberichts eingeräumt hatte.
Apple: Geschworene soll über Schicksal des App-Stores entscheiden
Im Streit zwischen den Machern des populären Smartphone-Spiels „Fortnite“ stellt sich die zuständige Richterin auf einen Prozess im Juli 2021 ein. Sie halte es für angemessen, die Entscheidung Geschworenen zu überlassen, sagte Richterin Yvonne Gonzalez Rogers in einer Online-Anhörung am Montag. Apple und die Spielefirma Epic Games müssten diesem Vorschlag aber noch zustimmen.
Der Streit könnte am Ende beeinflussen, wie Apps auf Smartphones vertrieben werden – und wie viel Geld vom Kaufpreis Plattformen wie der App Store von Apple oder Googles Play Store dabei einbehalten dürfen.
Rogers brachte als Kompromissvorschlag ins Gespräch, dass bis zu einer Entscheidung die 30 Prozent nicht an Apple, sondern auf ein Treuhandkonto gehen sollten. Die Epic-Anwälte zeigten sich skeptisch, weil es nichts an der Wettbewerbsposition von Apple verändere. Die Richterin kritisierte Epic für die heimliche Einführung des eigenen Bezahlsystems. Zugleich stellte sie Apple die Frage, warum die Abgabe bei 30 Prozent liegen müsse – und nicht bei 10, 15 oder 20 Prozent.
Epic will neben einem Bezahlsystem seiner Wahl auch eine Art eigenen App Store auf der Plattform von Apple betreiben. Während auch andere App-Entwickler versuchen, Druck auf Apple und Google als Betreiber der großen Smartphones aufzubauen, hält der Internet-Konzern überraschend klar dagegen. Google erklärte am Montag, dass alle In-App-Käufe in seiner Download-Plattform Play Store über sein hauseigenes Bezahlsystem laufen müssen – bei dem die Abgabe von 30 Prozent fällig wird. Damit rückt Google näher zur Position von Apple. Bisher konnte zum Beispiel Spotify in der Play-Store-App den Umweg über ein anderes Bezahlsystem anbieten. App-Entwickler bekommen eine Übergangsfrist bis zum 30. September kommenden Jahres eingeräumt.
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Kurz & knapp:
VW: Der Licht- und Elektronikspezialist Hella will das Geschäft mit Software für Frontkameras Richtung Wolfsburg verkaufen. Angaben über den Preis machte das Unternehmen nicht. Der Verkauf werde aber zu einem außerordentlichen Ertrag in der Größenordnung von rund 100 Millionen Euro führen, teilte der im MDax notierte Autozulieferer am Dienstag in Lippstadt mit. „Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die zuständigen Kartellbehörden und soll aller Voraussicht nach im ersten Quartal des Kalenderjahres 2021 zum Abschluss (Closing) kommen.
Bauer & König: Der Druckmaschinen-Hersteller will noch stärker auf die Kostenbremse treten. Das laufende Effizienzprogramm sei weiterentwickelt und ausgeweitet worden, teilte das Unternehmen am Montagabend in Würzburg mit. Nun sollen die Kosten bis 2024 um über 100 Millionen Euro niedriger ausfallen, nach mehr als 70 Millionen Euro zuvor. Die Einmalkosten im laufenden Jahr steigen damit von 30 bis 40 Millionen Euro auf einen „mittleren zweistelligen Millionenbereich“. Kurz- und langfristig sind den Angaben zufolge nach den an diesem Montag vom Aufsichtsrat abgesegneten Maßnahmen 700 bis 900 Arbeitsplätze betroffen. Im laufenden Jahr werde sich die Covid-19-Pandemie negativ auf den Geschäftsverlauf auswirken, hieß es in der Mitteilung weiter. Nach Programmabschluss soll der Umsatz bei rund 1,3 Milliarden Euro liegen. 2019 waren die Erlöse um 0,6 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro gesunken.
Amazon: Die US-Börsenaufsicht SEC hat eine ehemalige Finanzmanagerin des Internetriesen Amazon und zwei Familienmitglieder wegen Insiderhandels angeklagt. Die Beschuldigten hätten zwischen Januar 2016 und Juli 2018 gemeinsam mehr als 1,4 Millionen Dollar (1,2 Mio Euro) an illegalen Gewinnen eingestrichen, teilte die Behörde am Montag (Ortszeit) in Washington mit. Als Angestellte in Amazons Steuerabteilung soll die Angeklagte mit der Aufbereitung der Geschäftsberichte betraut gewesen sein und Insiderinformationen weitergegeben haben. Vor der Veröffentlichung der Zahlen, die an der Börse für große Kursbewegung sorgen können, sollen ihr Ehemann und dessen Vater die vertraulichen Angaben durch den Kauf oder Verkauf von Amazon-Aktien ausgespielt haben. Die SEC geht von einem Fall von „wiederholtem und systematischem“ Insiderhandel aus. Die Behörde fordert zuzüglich zur Rückzahlung der 1,4 Millionen Dollar Zinsen von 118 406 Dollar und Geldstrafen von 1,1 Millionen Dollar. Zudem habe die Staatsanwaltschaft ein strafrechtliches Verfahren gegen den Ehemann eröffnet. Von den Angeklagten und von Amazon lagen zunächst keine Stellungnahmen vor.
Redaktion onvista / dpa-AFX
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