Curevac: Tübinger wollen mit möglichem Impfstoff Gewinn erzielen ++ Facebook: Netzwerkriese kritisiert Apple und Google auch ++ Tui und Lufthansa: Reisewarnungen setzen Aktien zu
Der Wahlkampf geht in die heiße Phase und Donald Trump versucht mit Zuckerbrot und Peitsche die Wähler auf seine Seite zu ziehen. Die Peitsche gib es weiterhin für chinesische Technologie-Konzerne. Allen voran Bytedance, dem Entwickler der Social-Media-App Tiktok. Hier will der US-Präsident jetzt eine schnelle Entscheidung herbeiführen.
US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck auf die Video-App Tiktok und ihren chinesischen Mutterkonzern Bytedance. Trump ordnete am Wochenende an, dass Bytedance sich binnen drei Monaten von allen Daten von Nutzern in den Vereinigten Staaten trennen müsse. Auch dürfe Bytedance in den USA danach kein Eigentum mehr besitzen, das für den Betrieb von Tiktok genutzt werde. Die Frist kann einmal um bis zu 30 Tage verlängert werden. Die Verfügung setzt damit einen engeren Zeitrahmen für die laufenden Verhandlungen über einen Verkauf des US-Geschäfts von Tiktok.
Trump hatte bereits unter Verweis auf die Datensicherheit Geschäfte von US-Amerikanern mit Tiktok untersagt, den Vollzug der Verfügung allerdings bis Mitte September ausgesetzt. Wenn sie greift, würde das bereits das Ende der App in den USA bedeuten. Zusammen mit der neuen Verfügung heißt das, dass ein Deal bis Mitte September vereinbart – und bis spätestens Mitte Dezember vollzogen werden muss.
Microsoft verhandelt gerade mit Bytedance über die Übernahme des Tiktok-Geschäfts in den USA und mehreren weiteren Ländern. Einem Medienbericht zufolge soll auch Twitter Gespräche über Tiktok geführt haben. Tiktok hat nach eigenen Angaben 100 Millionen Nutzer in den USA.
Zuckerbrot hingegen könnte es für Edward Snowden geben. US-Präsident Donald Trump will eine Begnadigung des Whistleblowers prüfen, der vor sieben Jahren das ausufernde Überwachungssystem amerikanischer Geheimdienste enthüllte. Er sei zwar nicht besonders vertraut mit der Angelegenheit, „aber ich werde mir das ansehen“, sagte Trump am Samstag (Ortszeit) auf eine entsprechende Frage von Reportern bei einer Pressekonferenz. Snowden bekam Asyl in Russland, wo er während seiner Flucht gestrandet war.
Im Wahlkampf werden eben alle Register gezogen.
Dax startet mit leichtem Plus in die Woche
Der deutsche Leitindex kommt in der neuen Woche doch nicht so schlecht aus den Startlöchern, wie es vorbörslich zu vermuten war. Der Dax startet mit 12.925,64 Punkten , ein Plus von 0,19 Prozent, in den Montag.
Curevac: Im pfstoff nicht zum Selbstkostenpreis
Das Tübinger Biotech-Unternehmen will mit einem möglichen Covid-19-Impfstoff auch Gewinne für die Eigentümer erzielen. „Wir können das nicht zum Selbstkostenpreis machen. Wir haben Investoren, die seit zehn Jahren Geld in das Unternehmen stecken, also sollte es eine kleine Rendite für sie geben“, sagte Curevac-Finanzchef Pierre Kemula im Interview der „Financial Times“ (Sonntag). Die Pharmakonzerne Astrazeneca und Johnson & Johnson hatten im Rahmen von großen Vorbestellungen von EU- und US-Behörden angekündigt, zumindest während der Pandemie keinen Gewinn mit möglichen Impfstoffen anzustreben.
Curevac geht davon aus, dass vom eigenen Impfstoffkandidaten womöglich kleinere Dosen verabreicht werden können als bei Konkurrenten. „Das würde uns einen wettbewerbsgerechten Preis ermöglichen, mit dem wir noch eine gewisse ethische Marge erzielen könnten“, sagte Kemula dem Blatt. Wie hoch die Marge sein würde, wollte der Manager der Zeitung nicht verraten.
Vorstandschef Franz-Werner Haas stellte derweil in Aussicht, die Produktionskapazität eines Impfstoffs schnell auszuweiten. Nach der geplanten Zulassung in der ersten Jahreshälfte 2021 könnte sie zunächst einige Hundert Millionen Dosen betragen. „Wir wollen bis Mitte 2022 mit einer weiteren industriellen Produktionseinheit in der Lage sein, eine Milliarde oder mehr Dosen pro Jahr herzustellen“, sagte Haas dem Finanzportal Börse-Online. „Eine beschleunigte Zulassung schließen wir nicht aus, sie kann es aber nur in enger Abstimmung mit den Behörden geben“, sagte Haas.
Curevac hatte am Freitag sein Börsendebüt in New York hingelegt. Schon der erste Kurs lag mit 44 Dollar weit über dem dem Ausgabepreis der Aktie von 16 Dollar. Zum Handelsschluss am Freitag stand die Aktie dann bei 55,90 Dollar. Das Unternehmen erlöste bei der Aktienplatzierung mehr als 200 Millionen Dollar.
Facebook: Netzwerk schlägt sich auf die Seite von Epic – Kritik an Apple & Google
Die Abgabe von 30 Prozent, die Apple und Google bei In-App-Käufen nehmen, gerät zunehmend unter Druck. Nach der Eskalation des Streits durch den „Fortnite“-Entwickler Epic Games schlug sich auch Tech-Gigant Facebook auf die Seite der Kritiker.
Das Online-Netzwerk stellte am Wochenende eine neue Funktion vor: Die Möglichkeit, bei Facebook kostenpflichtige Veranstaltungen zu organisieren. Das können zum Beispiel Yoga-Stunden oder Kochkurse sein. Facebook versprach, dass die Unternehmer dabei nach dem Willen des Konzerns den gesamten Erlös bekommen sollen – außer von Nutzern auf Apples iPhones und iPads.
Und Facebook macht den iPhone-Konzern dafür verantwortlich. „Wir haben Apple gebeten, die App-Store-Steuer von 30 Prozent zu reduzieren oder uns Facebook Pay nutzen zu lassen, damit wir den Geschäften, die durch Covid-19-Pandemie zu kämpfen haben, alle Kosten abnehmen können“, schrieb Facebook in einem Blogeintrag. „Unglücklicherweise haben sie beide Anfragen abgelehnt und die kleinen und mittleren Unternehmen werden nur 70 Prozent von ihren hart verdienten Erlösen bekommen.“
Von Nutzern im Web oder mit Geräten des Google-Betriebssystems Android sollen die Unternehmer den gesamten Kaufpreis erhalten – sofern sie in einem Land leben, wo das Online-Netzwerk seinen hauseigenen Bezahldienst Facebook Pay eingeführt hat.
Apple nimmt von Anbietern eine Abgabe von 30 Prozent bei Käufen innerhalb von Apps auf seinen iPhones und iPads. Das gilt seit der Einführung des App Stores 2008. Zuletzt regt sich aber immer mehr Widerstand dagegen. Ein Grund ist das exorbitant gestiegene Geschäftsvolumen: Beim Start des App Store sagte Apple-Gründer Steve Jobs noch, die Abgabe solle nur dazu dienen, die Kosten der Plattform zu decken. Mit dem Wachstum der App-Okönomie gehen Marktbeobachter davon aus, dass deutlich mehr als die Kosten übrig bleiben. Apple weist in seinen Geschäftszahlen die Einnahmen und Kosten des App Stores nicht gesondert aus.
Auf Android-Geräten nimmt Google ebenfalls 30 Prozent von Kaufpreis in seiner App-Plattform Play Store. Ein Unterschied ist allerdings, dass man bei Android Apps grundsätzlich auch aus anderen Quellen laden kann.
Kurz & knapp:
Lufthansa & Tui: Angesichts einer deutschen Reisewarnung für große Teile Spaniens und die Ferieninseln Balearen dürften Anleger bei den Papieren der Lufthansa und Tui am Montag einmal mehr Vorsicht walten lassen. Auf Tradegate verloren Lufthansa 1,6 Prozent im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs am Freitag. Papiere von Tui, deren Haupthandelsplatz die Londoner Börse ist, büßten auf Tradegate fast 6 Prozent ein.
Tui hat nach der Reisewarnung alle Pauschalreisen in die Region abgesagt. Zum Ende der Sommersaison sei das ein weiterer schwerer Schlag für den Reiseveranstalter, sagte ein Händler. Spanien sei eines der wichtigsten Reiseziele für Tui. Zudem sei nicht abzusehen, wann die Warnung wieder aufgehoben werden könnte. Die Lufthansa und ihre Tochter Eurowings halten derweil an ihren Flugplänen und -Kapazitäten für Spanien fest
Sanofi: Der französische Pharmakonzern will mit einer Milliardenübernahme sein Geschäft mit Medikamenten gegen Autoimmunkrankheiten und Allergien stärken. Sanofi bietet laut einer Mitteilung vom Montag für den US-Konzern Principia Biopharma 100 US-Dollar je Aktie in bar, was einer Bewertung von insgesamt rund 3,68 Milliarden Dollar (3,1 Milliarden Euro) entspricht. Mit dem Deal, dem beide Unternehmen bereits zugestimmt haben, sichert sich Sanofi unter anderem Zugriff auf den Medikamentenkandidaten SAR442168 zur Behandlung der Multiplen Sklerose (MS). Mit einem Abschluss wird im vierten Quartal 2020 gerechnet. Die gebotenen 100 Dollar je Aktie entsprechen einem Aufschlag von rund zehn Prozent zum Schlusskurs der Principia-Biopharma-Papiere vom Freitag. Allerdings hatten diese bereits im Juli stark zugelegt nach Spekulationen über ein Interesse von Sanofi. Seither ging es um mehr als ein Fünftel nach oben.
Grand City Properties: Der Wohnimmobilienkonzern sieht sich auf Kurs zu seinen Jahreszielen. Das operative Ergebnis (FFO I) soll 2020 weiterhin 213 bis 220 Millionen Euro erreichen, wie das Unternehmen am Montag in Luxemburg mitteilte. Bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal hatte das Unternehmen die Prognose auch wegen Verzögerungen bei Übernahmen ein wenig zurückgeschraubt. Im ersten Halbjahr stieg das operative Ergebnis (FFO 1) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Prozent auf rund 108 Millionen Euro. Die Nettomieteinnahmen fielen hingegen leicht auf 186 Millionen Euro, was aber am Verkauf von Immobilien lag. Neben Berlin ist Grand City auch stark in Nordrhein-Westfalen aktiv.
Roche: Die Tochter Genentech hat von der US-Gesundheitsbehörde (Food and Drug Administration, FDA) die Zulassung für das Medikament Enspryng erhalten. Das Mittel wurde zur Behandlung von Erwachsenen mit der Krankheit Neuromyelitis-Optica-Spektrum (NMOSD) zugelassen, die AQP4-IgG-seropositiv sind, wie das Unternehmen am Samstagmorgen mitteilte. Das sei die erste subkutane Therapie für Menschen mit dieser Krankheit, wie das Unternehmen weiter schreibt. NMOSD ist eine Autoimmunerkrankung des Zentralnervensystems, die durch entzündliche Läsionen in Sehnerven und Rückenmark gekennzeichnet ist. Aufgrund permanenter neurologischer Störungen führt sie zu einer kontinuierlichen und signifikanten Verschlechterung der Lebensqualität.
Von Markus Weingran / dpa-AFX
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