Deutsche Post: Gute Eckdaten und Analystenlob ++ VW: Große Personalrochade in der Nutzfahrzeugsparte ++ Nikola: JP Morgan stoppt Kursverfall mit Kaufempfehlung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt bleiben am Mittwoch in Deckung. Der Dax  weitet seine Vortagesverluste etwas aus und fällt im frühen Handel um 0,57 Prozent auf 12.545,36 Punkte. Der MDax  büßt 0,55 Prozent auf 26.760,66 Punkte ein. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 verliert zum Handelsstart 0,7 Prozent.

Aktuell richtet sich die Aufmerksamkeit wieder etwas mehr auf die weltweit steigenden Corona-Zahlen, nachdem viele Anleger die damit verbundenen Risiken für die Wirtschaft zuletzt teils ausgeblendet hatten. Börsianer verwiesen auch auf besorgniserregende Aussagen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung über stark steigende Arbeitslosigkeit infolge der Corona-Krise. Vielmehr als eine kleinere Korrektur nach dem zuvor steilen Anstieg der Aktienkurse sei aber bislang nicht zu erkennen, schrieb Analyst Jeffrey Halley vom Handelshaus Oanda.

Deutsche Post: Vorstandschef wird zuversichtlicher

Der Bonner Logistik-Konzern blickt nach einem Gewinnanstieg im zweiten Quartal wieder mit mehr Gewissheit auf das laufende Jahr. Post-Chef Frank Appel will 2020 nun vor Zinsen und Steuern 3,5 bis 3,8 Milliarden Gewinn einfahren, wie der Dax -Konzern am Dienstag nach Börsenschluss in Bonn mitteilte. Das ist nicht mehr so viel wie im Vorjahr mit 4,1 Milliarden, und auch nicht soviel wie ursprünglich vor der Corona-Pandemie mit über 5 Milliarden angepeilt. Doch die vorläufigen Ergebnisse von April bis Juni machen das Management zuversichtlich. Auch für das Jahr 2022 setzte sich die Post neue Ziele – und will die Mitarbeiter für den Corona-Stress der vergangenen Monate mit einem Bonus von 300 Euro belohnen.

JP Morgan lobt die Zahlen – „Overweight“

Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Deutsche Post nach vorläufigen Quartalszahlen auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 40,51 Euro belassen. Der operative Gewinn (Ebit) des Logistikkonzerns liege über seiner Annahme, schrieb Analyst Samuel Bland in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Die Konsensschätzungen übertreffe diese Kennziffer noch viel deutlicher. Die Gewinnprognose für das laufende Jahr erscheine ihm konservativ, sehe man von einer längeren Periode wirtschaftlicher Stagnation einmal ab. Die Deutsche Post ist für JPMorgan ein „Top Idee“ im Transportsektor.

VW: LKW-Management wird ordentlich durchgewechselt

In Wolfsburg bringt ein großangelegter Personalwechsel neue Topmanager an die Spitze der Nutzfahrzeugsparte. Die auf den ersten Blick prominentesten Verlierer: Andreas Renschler, Chef des börsennotierten Lkw- und Busgeschäfts von Traton , sowie Joachim Drees, Vorstandsvorsitzender der Münchner Tochter MAN . Beide sollen in der kommenden Woche abtreten. Wie Volkswagen und mehrere Marken der Gruppe am Dienstagabend ankündigten, sind mit den Entscheidungen weitere Ämtertausche und -erweiterungen verbunden.

So wird Matthias Gründler neuer Vorstandschef von Traton – er war bis zum Mai 2018 schon einmal im Unternehmen, zuletzt als Finanzchef. Und MAN wird künftig vom bisherigen VW-Kernmarken-Produktionsvorstand Andreas Tostmann geführt, der damit auch im Traton-Vorstand sitzt.

MAN-Personalchef Carsten Intra soll zudem die leichten VW-Nutzfahrzeuge (VWN) in Hannover leiten. Konzernpersonalvorstand Gunnar Kilian übernimmt anstelle von Renschler zusätzlich die Zuständigkeit für Traton im Wolfsburger Vorstand der Gesamtgruppe – hier hatte der bisherige Traton-Chef ebenfalls eine eigene Position.

Von langer Hand geplante und an zahlreichen Strippen gezogene Personalrochaden sind im größten Autokonzern der Welt nichts Ungewöhnliches. So hatte es etwa auch bei der Neuausrichtung der Pkw-Marken etliche Veränderungen gegeben. Dass speziell Renschlers Abgang nun innerhalb einer Woche nach der offiziellen Verkündung über die Bühne gehen soll, gilt aber als relativ überraschend.

Bereits zum 15. Juli soll der frühere Daimler -Manager seinen Platz räumen. VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch spricht zum Abschied zwar in den höchsten Tönen von Renschler. Dieser habe, speziell mit Blick auf den Börsengang, „maßgeblichen Anteil am erfolgreichen Kurs, den Traton eingeschlagen hat“. Er gehe – wie Drees vom MAN-Vorsitz – „im besten gegenseitigen Einvernehmen“, betont der Konzern.

Kurz und knapp:

Nikola Corp.: Die Aktie des amerikanischen Wasserstoff-Truck-Bauers ist in den vergangenen Handelstagen kräftig unter Druck geraten. Nachdem das Papier nach dem Börsengang in diesem Jahr einen sehr guten Lauf hatte, kam es zuletzt deutlich von seinen Höchstständen zurück. Auch am Dienstag musste der Kurs einen zweistelligen Rückschlag verkraften. Jetzt könnte das Papier einen Boden finden. JP Morgan stuft die Aktie von „Neutral“ auf „Overweigt“ und sieht ein Kursziel von 45 Dollar.

Delivery Hero: Der Essenslieferdienst will sich über eine Wandelschuldverschreibung bis zu 1,5 Milliarden Euro an frischem Kapital besorgen. Mit dem geplanten Bruttoerlös will sich der in der Corona-Krise boomende MDax-Konzern die Möglichkeit verschaffen, attraktive Investitionsmöglichkeiten wahrnehmen zu können. Die Wandelschuldverschreibungen mit Laufzeiten bis 2025 und 2028 seien in neue oder bestehende Aktien wandelbar. Der Plan kommt bei den Anlegern heute nicht so gut an. Die Aktie gibt ab.

Levi Strauss (Levi’s): Der traditionsreiche Jeans-Hersteller will nach einem starken Umsatzrückgang und roten Zahlen in der Corona-Krise Hunderte Stellen streichen. Im zweiten Quartal brachen die Erlöse im Jahresvergleich um 62 Prozent auf 498 Millionen Dollar (442 Mio Euro) ein, wie das Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss in San Francisco mitteilte. Unterm Strich erlitt Levi’s einen Quartalsverlust von 363 Millionen Dollar. Um die Kosten zu senken, sollen jetzt rund 700 Bürojobs wegfallen. Das entspricht laut Levi’s etwa 15 Prozent der Stellen außerhalb von Verkauf und Produktion. Die Maßnahme soll jährlich 100 Millionen Dollar einsparen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

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