Exporte wachsen dritten Monat in Folge - "Insgesamt enttäuschend"

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin (Reuters) - Den deutschen Exporteuren geht beim Aufstieg aus dem Corona-Tief etwas die Puste aus.

Ihre Ausfuhren wuchsen im Juli zwar bereits den dritten Monat in Folge, aber deutlich langsamer als zuvor. Sie legten um 4,7 Prozent zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Im Juni hatte es noch zu einem Plus von 14,9 Prozent gereicht, im Mai von 9,0 Prozent. "Die Exporte kriechen nur mühsam aus dem Pandemie-Tal", sagte der Außenhandelschef des Deutschen Industrie und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. "Die leichte Belebung im Juli ist vor allem krisenbedingten Nachholeffekten zu verdanken. Die Erholung des Außenhandels bleibt insgesamt aber enttäuschend."

Wie weit der Weg zur Normalität noch ist, zeigt ein Blick auf die Entwicklung in den ersten sieben Monaten des Jahres. Von Januar bis Juli sanken die Ausfuhren trotz der Aufholjagd der vergangenen Monate um 13,1 Prozent auf 679 Milliarden Euro. Dabei schrumpfte das Geschäft mit den EU-Staaten um 13,6 Prozent, das mit dem Rest der Welt um 12,4 Prozent. "Ein großer Hemmschuh für ein Wiederanspringen des internationalen Handels sind die Einschränkungen bei Geschäftsreisen, so dass zahlreiche Geschäfte oder Investitionen vor Ort nicht abgeschlossen werden können", sagte Treier.

"HERAUSFORDERUNGEN BLEIBEN"

Die Bundesregierung geht davon aus, dass die deutschen Exporte in diesem Jahr wegen der Corona-Rezession bei vielen wichtigen Handelspartnern um mehr als zwölf Prozent einbrechen werden. 2021 sollen sie dann um knapp neun Prozent wachsen. Es bleiben allerdings enorme Risiken. "Tatsächlich leidet der deutsche Exportsektor nach wie vor unter strukturellen Herausforderungen wie Handelsspannungen, Brexit und Unterbrechungen in der globalen Lieferkette sowie Schwierigkeiten seiner wichtigsten Handelspartner, mit dem Virus fertig zu werden", sagte ING-Ökonom Carsten Brzeski.

Die deutschen Importe zogen im Juli um 1,1 Prozent an. Auch das ist das dritte Wachstum in Folge. Hier waren Experten von einem wesentlich stärkeren Plus von 3,3 Prozent ausgegangen. Das signalisiert eine langsamer wachsende Binnennachfrage. Im internationalen Vergleich schneidet die deutsche Wirtschaft noch recht gut ab. Die Bundesregierung sagt für 2020 einen Einbruch des Bruttoinlandsproduktes von 5,8 Prozent voraus. Viele Banken-Ökonomen schätzen das ähnlich ein. Frankreich, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone nach Deutschland, dürfte hingegen einen Rückgang von neun Prozent sehen, wie das dortige Statistikamt vorhersagte.

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