Frankreich sieht IWF-Ruf nicht beschädigt

Reuters · Uhr

Washington (Reuters) - Frankreichs Finanzminister glaubt nicht, dass der Internationale Währungsfonds oder die Weltbank durch die Manipulationsvorwürfe gegen IWF-Chefin Kristalina Georgiewa auf Dauer Schaden nehmen.

Die Bulgarin mache einen "sehr guten Job" an der Spitze des IWF, sagte Bruno Le Maire am Mittwoch in Washington am Rande der Herbsttagung des Fonds. Sie habe die volle Unterstützung der Regierung in Paris. Insidern zufolge war Frankreich eine der treibenden Kräfte, Georgiewa nicht zu stürzen. Nach tagelangen Beratungen hatten sich die Anteilseigner des IWF am Montagabend hinter Georgiewa gestellt.

Der IWF hatte mitgeteilt, die verfügbaren Informationen in dem Fall ließen keine eindeutigen Schlüsse auf ein Fehlverhalten zu. Der Exekutivrat habe daher weiterhin volles Vertrauen in Georgiewa, ihre Führungsqualitäten und die Möglichkeiten, ihr Amt effektiv auszuüben. Der Vorstand vertraue ihr, höchste Maßstäbe bei der Amtsausführung anzuwenden.

Hintergrund des Falls ist ein Untersuchungsbericht der Kanzlei WilmerHale, wonach führende Vertreter der Weltbank - darunter deren damalige Geschäftsführerin Georgiewa - "unangemessenen Druck" auf Mitarbeiter ausgeübt haben sollen, um China im Ranking des viel beachteten "Doing Business"-Berichts für 2018 besser abschneiden zu lassen. Zu der Zeit versuchte die Weltbank Unterstützung von der Regierung in Peking für eine große Kapitalerhöhung zu bekommen.

Die IWF-Chefin selbst hat die Anschuldigungen mehrfach zurückgewiesen. In einem Reuters-Interview sagte sie, sie wolle nun nach vorne blicken. "Wir haben schwierige Probleme zu bewältigen, und wir brauchen das starke Ansehen der Institution, um den Mitgliedern zu dienen."

Bei der laufenden IWF-Tagung geht es neben der wirtschaftlichen Erholung von der Corona-Krise um eine fairere Verteilung von Covid-Impfstoffen, die Klimakrise, Lieferkettenprobleme und die gerade von 136 Ländern verabschiedete Steuerreform. Georgiewa leitet dabei zahlreiche Diskussionen, um Fortschritte bei der internationalen Abstimmung zu erzielen.

Der sprunghafte Anstieg der Verschuldung in der Corona-Krise wird sich nach IWF-Einschätzung nicht fortsetzen, wie der Fonds mitteilte. Im Gegenteil: Die Schuldenquote dürfte sich relativ schnell stabilisieren, allerdings in der Nähe ihrer zuletzt erzielten Höchststände. Für die gesamte Welt prognostizierte der IWF einen Wert von 97,8 Prozent im Verhältnis zur globalen Wirtschaftsleistung. Im Corona-Jahr war die Schuldenquote auf 98,6 (2019: 83,6) Prozent geklettert. 2022 bis 2026 dürften die Werte dann bei 97 Prozent oder leicht darunter liegen.

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