Fresenius: Tochter FMC rechnet mit starken Gewinneinbruch ++ Biontech: 2 Milliarden Dosen in diesem Jahr ++ Wacker Chemie: Zahlen besser als erwartet

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Im Ringen um ein weiteres Corona-Konjunkturpaket in den USA ist bei einem Treffen zwischen dem neuen demokratischen Präsidenten Joe Biden und republikanischen Senatoren kein Durchbruch erzielt worden. Das etwa zweistündige Gespräch im Weißen Haus sei zwar „exzellent“ und „sehr produktiv“ gewesen, sagte Senatorin Susan Collins am Montagabend (Ortszeit). Auch habe es eine „ehrliche und sehr nützliche Diskussion“ gegeben, fügte die Republikanerin hinzu. Eine Einigung auf ein Konjunkturpaket habe man aber nicht erzielt, wobei dies von einem ersten Treffen auch nicht zu erwarten gewesen sei. Beide Seiten seien sich einig, weiter im Gespräch zu bleiben, so Collins.

Das Weiße Haus bezeichnete das Gespräch als „substanziell und produktiv“. Bidens Sprecherin Jen Psaki erklärte, es gebe in einigen Bereichen Übereinstimmung, der Vorschlag der Republikaner sei jedoch in manchen Bereichen nicht ausreichend. Der Präsident fordere vom Kongress „mutiges und dringliches“ Handeln, erklärte Psaki. Biden werde keine Einigung akzeptieren, die der Corona-Krise nicht gerecht werde.

Biden bemüht sich um eine überparteiliche Einigung für das Paket. Er hat ein Maßnahmenbündel im Umfang von rund 1,9 Billionen US-Dollar (rund 1,6 Billionen Euro) vorgeschlagen, was fast zehn Prozent der US-Wirtschaftsleistung entspräche. Zehn republikanische Senatoren hatten am Montag vor dem Gespräch ihren Gegenvorschlag präsentiert, der gut 600 Milliarden Dollar umfassen soll.

Biden hatte seine Pläne bereits kurz vor seinem Amtsantritt Mitte Januar vorgestellt und mahnt seitdem zur Eile. Um seine Pläne durchzusetzen, ist der Demokrat auf den US-Kongress angewiesen. Im Repräsentantenhaus haben die Demokraten für ein solches Paket eine ausreichende Mehrheit, im Senat ist es komplizierter. Dort haben die Demokraten nur eine hauchdünne Mehrheit und könnten mit Hilfe eines Verfahrenstricks ein abgespecktes Paket durchsetzen. Für ein umfassenderes Paket wären sie aber auf die Zustimmung einiger Republikaner angewiesen.

Der Kongress hatte erst Ende Dezember ein Hilfspaket in Höhe von rund 900 Milliarden Dollar verabschiedet, weswegen viele Republikaner derzeit nur geringen Handlungsbedarf sehen. Nach der Zuspitzung der Pandemie in den USA hatte der Kongress im vergangenen Frühjahr Konjunkturpakete in Höhe von fast drei Billionen Dollar beschlossen.

Dax: Leitindex startet erneut im Plus

Auch am zweiten Tag im Monat Februar haben die Kurse am deutschen Aktienmarkt zugelegt. Der Leitindex Dax stieg am Dienstag in den ersten Handelsminuten um 0,51 Prozent auf 13 706 Punkte. Analyst Manfred Bucher von der Landesbank BayernLB sprach von „neuem Optimismus“, nachdem sich ein starker Zinsanstieg in China zuletzt wieder beruhigt habe. Zudem hätten Anleger an der US-Börse Nasdaq am Vortag die Schwergewichte Amazon und Alphabet gekauft in Erwartung starker Quartalszahlen am Abend.

Der MDax der mittelgroßen Werte legte am Morgen um 0,86 Prozent zu auf 31 712 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann knapp ein Prozent.

Fresenius: FMC rechnet mit dem Schlimmsten

Die Corona-Pandemie macht dem Medizin- und Krankenhauskonzern Fresenius SE auch 2021 zu schaffen – und womöglich sogar einen Strich durch die Ambitionen von Unternehmenslenker Stephan Sturm. Dieser hatte sich in einem Interview mit dpa-AFX noch vor wenigen Wochen „bessere Ergebnisse“ für das neue Geschäftsjahr zum Ziel gesetzt, doch nun muss der Dax-Konzern womöglich kleinere Brötchen backen. Grund ist die Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC), die für 2021 einen tiefen Ergebniseinbruch für möglich hält, wie das Unternehmen am Vorabend mitteilte.

An der Börse ging es für Fresenius und FMC am Dienstagmorgen auf der Handelsplattform Tradegate deutlich nach unten. FMC verloren sechs Prozent, Fresenius gaben um knapp drei Prozent nach. Covid-19 dürfte 2021 für erheblichen Gegenwind bei FMC sorgen, meinte Analystin Veronika Dubajova von Goldman Sachs. Die Markterwartungen müssten wohl deutlich zurechtgestutzt werden. Wegen der Unsicherheiten darüber, ob und wann in den USA neue staatliche Hilfen flössen, habe FMC sich offenbar gezwungen gesehen, vom schlimmsten Szenario auszugehen, schrieb JPMorgan-Analyst David Adlington

Fresenius veröffentlichte nach der enttäuschenden Prognose der Tochter am späten Montagabend selbst überraschend erste Ziele für das neue Geschäftsjahr. So soll das auf die Anteilseigner entfallende Konzernergebnis im Vergleich zum Vorjahr „mindestens in etwa stabil“ bleiben, teilte der Konzern in Bad Homburg mit. Ausgeklammert sind dabei Sondereinflüsse und einmalige Aufwendungen im Zusammenhang mit wahrscheinlichen Effizienz- und Kosteneinsparungsprogrammen. Dabei strebt die Gesellschaft währungsbereinigt ein „gesundes Umsatzwachstum“ an. An ihren Mittelfristzielen wollen Fresenius und FMC nicht rütteln.

Für 2020 hat Fresenius laut Mitteilung nach vorläufigen Berechnungen die zuvor bereits gesenkten Ziele erfüllt. Der Konzern hatte währungsbereinigt ein Wachstum des Umsatzes von drei bis sechs Prozent in Aussicht gestellt. Das bereinigte Konzernergebnis war am unteren Ende der Spanne von minus vier bis plus ein Prozent prognostiziert worden.

Die Pandemie hatte den Krankenhaus- und Medizinkonzern im Frühjahr 2020 besonders im Klinikgeschäft getroffen. Da weniger operiert wurde, litt auch die auf flüssige Nachahmermedikamente wie Narkosemittel und klinische Ernährung spezialisierte Tochter Fresenius Kabi.

Die Dialysetochter FMC war dagegen lange für den Gesamtkonzern ein verlässlicher Wachstumstreiber gewesen, doch kämpfte auch sie zuletzt zunehmend mit Problemen: Es zeigte sich, dass Covid-19-Erkrankungen bei Dialysepatienten gehäuft tödlich endeten. Bei FMC war daher bereits im dritten Quartal eine erhöhte Anzahl an Blutwäschebehandlungen ausgefallen.

Mit den neuerlich steigenden Infektionszahlen beschleunigte sich dieser Trend zuletzt insbesondere in Nordamerika und Europa. So spricht FMC von einer „deutlichen Erhöhung der Covid-19-bedingten Patientenübersterblichkeit im November und Dezember 2020“, die voraussichtlich auch in der ersten Jahreshälfte 2021 anhalten werde. Diese Entwicklung, so schätzt das Management, dürfte sich nicht nur weiter negativ auf die Zahl der Blutwäschen durchschlagen, sondern auch auf die Auslastung der Klinikinfrastruktur sowie nachgelagerte Geschäftsaktivitäten.

FMC rechnet daher für 2021 zwar vor Sondereffekten und auf Basis konstanter Wechselkurse mit einem Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Für das auf die Anteilseigner entfallende Konzernergebnis prognostiziert die Gesellschaft aber einen Rückgang um bis zu 25 Prozent.

Biontech: 2 Milliarden Dosen in diesem Jahr

Der Impfstoffhersteller will 2021 zwei Milliarden Dosen seines Vakzins herstellen und damit die bisher erwartete Produktion von 1,3 Milliarden Dosen um mehr als 50 Prozent steigern. „Wir sind auf dem richtigen Weg, unsere Produktionskapazitäten zu erweitern“, teilte das Unternehmen am Montag in Mainz mit. Die Umbauten im belgischen Pfizer-Werk Puurs seien erfolgreich abgeschlossen worden. „Nun sind wir zurück im eigentlichen Zeitplan für die Lieferung von Impfstoffdosen an die Europäische Union.“

Pfizer und Biontech würden weiter an erhöhten Liefermengen arbeiten – von der Woche des 15. Februar an. Man wolle sicherzustellen, dass man im ersten Quartal die Menge an Impfstoffdosen erfülle, auf die man sich vertraglich verpflichtet habe – und im zweiten Quartal bis zu 75 Millionen weitere Dosen an die Europäische Union liefern können.

Das Biontech-Werk im hessischen Marburg habe eine Lizenz erhalten und wolle im Februar die Produktion aufnehmen.

„Drittens haben wir unser europäisches Fertigungsnetzwerk kontinuierlich erweitert – von drei Partnern im Dezember 2020, als wir erste Genehmigungen erhalten haben, auf nun 13 einschließlich des Werks in Marburg. Wir werden dieses Netz weiter stärken und sind in Gesprächen mit zusätzlichen Partnern“, teilte Biontech mit.

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Kurz & knapp:

Wacker Chemie: Der Trend hin zu Erneuerbaren Energie und ein in vielen Regionen ungebrochener Bauboom haben die Erholung des Unternehmens in den vergangenen Monaten angetrieben. So konnten die Corona-Krise, die den Konzern im ersten Halbjahr belastet hatte, 2020 zumindest teilweise ausgeglichen werden. „Die Aufstellung unseres Portfolios, mit der wir Schwächen in einzelnen Branchen zumindest zum Teil kompensieren konnten, hat sich in der gegenwärtigen Krise einmal mehr bewährt“, sagte Konzernchef Rudolf Staudigl laut Mitteilung. Hinzu komme die angelaufene Restrukturierung, die 2020 bereits eine positive Ergebniswirkung von mehr als 50 Millionen Euro gebracht habe. Der Umsatz fiel im vergangenen Jahr im 5 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro, wie der Chemiekonzern am Dienstag auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel auf den ersten Blick mit einem Minus von 15 Prozent auf 665 Millionen Euro deutlich. Allerdings hatte der Konzern im vorangegangenen Jahr eine hohe Versicherungszahlung im Zusammenhang mit einem Unglück in einem US-Werk erhalten. Um diesen Effekt bereinigt fiel das operative Ergebnis nur minimal. Umsatz und operatives Ergebnis lagen über den vom Unternehmen zur Verfügung gestellten durchschnittlichen Analystenschätzungen. Unter dem Strich blieben 200 Millionen Euro hängen, nachdem 2019 hohe Abschreibungen auf das Solargeschäft noch für ein dickes Minus gesorgt hatten.

Siemens Energy: Der Energiekonzern baut weitere Arbeitsplätze ab. Um Kosten zu sparen und die Profitabilität zu verbessern, sollen 7.800 Stellen bei der Sparte Gas and Power gestrichen werden, davon 3000 in Deutschland, teilte das Unternehmen am Dienstag in München mit. Standortschließungen soll es dabei nicht geben. Der Abbau ist Teil der Bestrebungen, die Kosten im Geschäft mit fossilen Energien mindestens um 300 Millionen Euro zu senken. Dieses Ziel hatte Siemens Energy im vergangenen September auf seinem Kapitalmarkttag angekündigt. Der Abbau soll bis Ende des Geschäftsjahres 2025 (per Ende September) erfolgen, der Großteil ist für das Geschäftsjahr 2023 geplant. Rund drei Viertel der betroffenen Stellen entfallen den Angaben zufolge auf Management, Verwaltung und Vertrieb.

BP: Der britische Ölkonzern hat auch im vierten Quartal die mauen Öl- und Gaspreise in der Corona-Krise zu spüren bekommen. Der bereinigte Überschuss brach von Oktober bis Dezember im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 115 Millionen US-Dollar (95 Mio Euro) ein nach 2,57 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor, wie der Konzern am Dienstag in London mitteilte. Das war deutlich weniger als von Analysten erwartet, die im Schnitt mit 440 Millionen Dollar gerechnet hatten. Im Gesamtjahr 2020 stand ein bereinigter Verlust von 5,7 Milliarden Dollar. 2019 hatte hier noch ein bereinigter Gewinn von fast 10 Milliarden gestanden. BP-Chef Bernard Looney setzte die Quartalsdividende erneut bei 5,25 US-Cent an. Im zweiten Quartal hatte BP die Quartalsausschüttung zum ersten Mal seit zehn Jahren gekappt. Der Umsatz schrumpfte im Schlussquartal von 71,1 Milliarden im Vorjahr auf 44,8 Milliarden Dollar. Unter dem Strich stand dank Anteilsverkäufen ein Gewinn von 1,4 Milliarden Dollar. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen wegen milliardenschwerer Abschreibungen einen Nettogewinn von 19 Millionen Dollar ausgewiesen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Homepage Fresenius

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