Gespanntes Warten auf FED-Inflationsstrategie – Diese Treiber könnten laut Ökonom Jeremy Siegel Value- und Tech-Werte weiterhin antreiben und einen Crash verhindern

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Mittwoch nach anfänglichen Verlusten doch noch aus der Deckung gewagt. Der Dax notierte zuletzt knapp 0,6 Prozent höher bei 13.136 Punkten. Der MDax gewann 0,36 Prozent auf 27.783 Punkte.

Alles wartet auf die FED

Der Anlegerfokus richtet sich bereits auf das am Donnerstag beginnende, hochrangig besetzte jährliche Notenbankertreffen, das wegen der Corona-Pandemie erstmals online stattfindet. Dabei könnte US-Notenbankchef Jerome Powell nach Einschätzung von Experten wichtige Änderungen im Zielkatalog der Fed ankündigen.

„Viele bleiben vor der Rede von Jerome Powell morgen vorsichtig“, schrieb Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Erwartet wird, dass die Fed künftig keine konkrete Inflationsrate mehr anstrebt, sondern einen Durchschnittswert. Im Ergebnis würde dies aus heutiger Sicht eine noch längere Phase extrem niedriger US-Zinsen und möglicherweise noch mehr Wertpapierkäufe der Fed nach sich ziehen. Die US-Zinsen sind ein zentraler Einflussfaktor für das Geschehen an den globalen Finanzmärkten.

Wie sind die langfristigen Aussichten?

Eben diese Maßnahmen der US-Notenbank dürften noch lange ein Treiber für die Aktienmärkte bleiben, wenn es nach Jeremy Siegel geht, Professor für Finanzen an der Wharton School der University of Pennsylvania in Philadelphia, und ein in den Medien bekannter Ökonom.

„Es wird keine ernsthafte Korrektur geben, nicht irgendwo in der Nähe dieser März-Tiefs. Eine kleine Pause, wenn wir die nächste Corona-Welle bekommen, aber ich glaube nicht, dass sie die längerfristige Aufwärtsbewegung wirklich stoppen wird“, so die Meinung des Professors, die er jüngst in einem Interview mit dem Nachrichtensender CNBC hat verlauten lassen.

Aus seiner Sicht dürfte die Kombination aus den Stimuli der Notenbanken und einem Impfstoff, slebst wenn er länger auf sich warten lassen sollte als erwartet, dafür sorgen, dass die Aktienmärkte ihren starken Lauf fortsetzen, da an den Märkten die Zukunft gehandelt wird und die Maßnahmen ausreichen, um alles oben zu halten.

Auch zu der Streitfrage, ob bald Value-Werte wieder attraktiver werden könnten, sollten die Tech-Werte schlussendlich ihren Treibstoff verlieren, gibt er eine Prognose ab. „Die Menge an Liquidität, die dieser Wirtschaft hinzugefügt wurde, ist da. Das Geld wird von der Fed nicht zurückgezogen, weil die Arbeitslosigkeit hoch bleiben wird. Ich denke, es gibt wirklich Raum für beide Gruppen, um im Jahr 2021 zu steigen, auch wenn es endlich einen Schwung hin zu Value-Investments geben wird.“

Corona-Krise löst Digitalisierungsschub aus

Das die historische Krise den Fokus zurück auf Value-Aktien legen könnte, liegt auf der Hand. Doch auch Tech-Werte dürften auf fundamentaler Ebene stark bleiben, die Gründe dafür liegen ebenfalls in dieser Krise. Einer Studie zufolge hat die Pandemie bei größeren Unternehmen für eine Beschleunigung der Digitalisierung gesorgt.

Drei Viertel der Firmen mit 100 oder mehr Mitarbeitern hätten aufgrund der jüngsten Erfahrungen ihre Investitionen in digitale Geräte, Technologien und Anwendungen erhöht, geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage von Bitkom Research im Auftrag des IT-Dienstleisters Tata Consultancy Services (TCS) hervor. „Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass Digitalisierung für Unternehmen zwingend notwendig ist, um flexibel und belastbar zu bleiben“, sagte Kay Müller-Jones von TCS. „Je digitaler ein Unternehmen aufgestellt ist, desto besser kommt es durch Krisenzeiten“, ergänzte Bitkom-Research-Geschäftsführer Axel Pols. Nun müssten auch Politik und Verwaltung ihre digitalen Angebote ausweiten und den Aufbau digitaler Infrastrukturen forcieren.

Vier von zehn Firmen gaben bei der Umfrage unter 955 Unternehmen in Deutschland an, dass die Corona-Krise die Digitalisierung ihres Geschäftsmodells beschleunigt hat. Jedes Vierte hat demnach das Tempo dabei erhöht. Und mehr als jedes dritte Unternehmen erklärte, seit dem Corona-Ausbruch habe sich der Umgang der Mitarbeiter mit digitalen Technologien positiv verändert. Bei Betrachtung der einzelnen Branchen erhöhte vor allem der Maschinen- und Anlagenbau seine Investitionen in die Digitalisierung, während sich Banken und Versicherungen am meisten zurückhielten.

onvista-Redaktion/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: AKSENTIY VOLODYMYR / Shutterstock.com

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