Lockdown trübt Verbraucherlaune - "Konsum keine Stütze der Wirtschaft"

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin (Reuters) - Der verschärfte Lockdown in der dritten Corona-Welle lastet schwer auf der Kauflaune der Deutschen.

Die Nürnberger GfK-Marktforscher sagen in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Konsumklima-Barometer für Mai einen Rückgang um 2,7 auf minus 8,8 Punkte voraus. "Die Hoffnungen auf weitere Lockerungen und ein Aufleben des Konsums haben einen spürbaren Dämpfer erhalten", sagte Gfk-Experte Rolf Bürkl. "Der Lockdown lähmt die Wirtschaft noch immer, insbesondere viele Dienstleistungsbereiche", erklärte auch das Berliner DIW-Institut. Im laufenden zweiten Quartal dürfte die Wirtschaft aber gut zwei Prozent wachsen, nachdem sie Anfang 2021 wohl um rund anderthalb Prozent geschrumpft sei. Laut Umfrage der Kölner IW-Ökonomen wittert vor allem die Industrie Morgenluft.

Demnach wollen rund ein Drittel der deutschen Firmen in diesem Jahr mehr investieren als 2020 und knapp 30 Prozent wollen Jobs schaffen. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zu seiner Umfrage unter 2800 Firmen mitteilte, planen etwa 40 Prozent der Betriebe mehr zu produzieren als im Vorjahr, nur 24 Prozent weniger. "Im Hier und Jetzt kämpfen die Unternehmen weiter mit den vielfältigen Beschränkungen", sagte IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. "Allerdings sorgen die fortschreitenden Impfungen dafür, dass die Unternehmen überwiegend zuversichtlich auf die zweite Jahreshälfte schauen."

Hier zeigt sich laut IW erneut die Kluft zwischen der robusten Industrie und der Skepsis vieler Dienstleister, die unter dem Lockdown leiden. "Vor allem exportorientierte Firmen, zu denen größtenteils die Industrie zählt, sind im Aufwind – getragen von der erstarkenden Konjunktur in den USA und in China."

MEHR JOBANGEBOTE - MEHR NEUEINSTELLUNGEN

Das Münchner Ifo-Institut vermeldete derweil bei seinem Beschäftigungsbarometer für April den höchsten Wert seit mehr als einem Jahr. "Der Arbeitsmarkt holt langsam Teile der Jobverluste aus der Corona-Krise wieder auf", sagte Ifo-Fachmann Klaus Wohlrabe. "Insbesondere Firmen im Maschinenbau wollen mehr Mitarbeiter beschäftigen." Im von Corona-Beschränkungen stark betroffenen Servicesektor bleibt die Einstellungsbereitschaft gering. Während im Gastgewerbe und Tourismus sogar weiter Jobs verloren gehen, bauen IT-Dienstleister sowie Architektur- und Ingenieurbüros ihren Personalbestand auf.

Auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) verbucht auf dem Jobmarkt wieder mehr Stellenangebote. So habe sich die Nachfrage nach Arbeitskräften im April den zweiten Monat in Folge merklich belebt, teilte die Behörde mit. Gegenüber März sei in nahezu allen Branchen ein Stellenplus zu verzeichnen.

Im März steigerte die gesamte Wirtschaft ihren Umsatz so kräftig wie seit einem dreiviertel Jahr nicht mehr. Die Unternehmen aus Industrie, Energie- und Wasserversorgung, Bau, Gastgewerbe sowie Handel und Dienstleistungen nahmen nach Angaben des Statistischen Bundesamts zusammen 5,7 Prozent mehr ein als im Vormonat. "Seit dem Tiefpunkt im April 2020 ist der Umsatz der gewerblichen Wirtschaft – abgesehen von einem zwischenzeitlichen Rückgang im Januar 2021 – damit kontinuierlich gestiegen", hieß es.

Bei vielen Verbrauchern ist der Knoten laut GfK aber noch nicht geplatzt. "Der Konsum wird in diesem Jahr – wie bereits 2020 - keine Stütze der Konjunktur sein", warnte Gfk-Experte Bürkl. Die "überaus hohe Sparquote" von etwa 16 Prozent zeige aber, dass viele Haushalte Geld für Konsum auf der hohen Kante hätten. Damit könnten sie bei Lockerungen ihren Nachholbedarf decken, der etwa bei Bekleidung und Schuhen entstanden sei.

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