Siemens: Gutes erstes Quartal – Prognoseerhöhung im Anflug? ++ ProSieben: Zahlen überraschen ++ Airbus: Flugzeugbauer rudert ein Stück zurück

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Deutschen haben der italienischen Pasta-Industrie mit ihrem Appetit auf Nudeln ein kräftiges Exportwachstum im Corona-Jahr 2020 beschert. Im Vergleich zum Vorjahr 2019 stiegen nach Angaben des italienischen Branchenverbandes die Ausfuhren von Pasta aus dem Mittelmeerland in die Bundesrepublik um rund 20 Prozent. „Deutschland ist für uns Export-Markt Nummer eins“, sagte Luigi Scordamaglia vom Lebensmittelverband Filiera Italia der Deutschen Presse-Agentur.

Im Gegensatz zu anderen italienischen Wirtschaftsbereichen, in denen die Exporte während der Pandemie sanken, machte die Lebensmittelindustrie demnach ein gutes Geschäft. In Deutschland kamen laut Filiera Italia auch mehr Olivenöl und Käse aus italienischer Produktion an. Ein anderer Export-Schlager aus Italien war Reis.

Doch nichts konnte die Nudel übertreffen. „Pasta ist eins von den Produkten, deren Konsum während der Pandemie „explodiert“ ist“, sagte Scordamaglia. In Deutschland sei sie ohnehin eine sehr stark nachgefragte Ware. Den historisch hohen Absatz führte der Experte unter anderem auf die einfache Zubereitung zurück und den höheren Bedarf in Corona-Zeiten. In der Küche seien der Fantasie beim Pasta-Kochen keine Grenzen gesetzt.

Termin für Amtsenthebungsverfahren steht immer noch nicht

Nach dem Ende der Präsidentschaft von Donald Trump ist weiter unklar, wann das Amtsenthebungsverfahren im US-Senat gegen ihn beginnt. Die Demokraten wollen mit dem Verfahren eine lebenslange Ämtersperre für den Republikaner erreichen, den sie für den Angriff seiner Anhänger auf das US-Kapitol mitverantwortlich machen. Die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, wollte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz keine Angaben dazu machen, wann der Anklagepunkt „Anstiftung zum Aufruhr“ an den Senat übermittelt werden soll. Die Übermittlung ist die Voraussetzung dafür, dass das Verfahren im Senat beginnen kann.

Pelosi sagte lediglich, das Repräsentantenhaus sei bereit für eine Übermittlung. Auch der Senat, wo das Verfahren gegen Trump geführt wird, habe mitgeteilt, man stehe bereit, den Anklagepunkt in Empfang zu nehmen. Die Demokratin sagte mit Blick auf das Verfahren weiter: „Es wird bald sein.“ Sie denke nicht, dass sich das Verfahren lange hinziehen werde. Konkreter wurde sie aber nicht.

Dax: Leitindex schwach vor dem Wochenende

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Freitag Risiken umgangen. Der Leitindex Dax gab um 0,45 Prozent auf 13 844,21 Punkte nach. Auf Wochensicht deutet sich immerhin ein moderates Plus an. Für Belastung sorgt hierzulande und auch insgesamt an den Kapitalmärkten weiterhin die Corona-Pandemie. Die in vielen Ländern immer noch angespannte Infektionslage bewirkt, dass die Anleger hierzulande vor Engagements zurückscheuen. Damit erweist sich für den Dax derzeit die runde Marke von 14 000 Punkten als zu hohe Hürde.

Der MDax fiel um 0,17 Prozent auf 31 694,53 Zähler, nachdem er am Donnerstag noch ein Rekordhoch erreicht hatte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,39 Prozent.

Siemens: Prognose-Erhöhung gut möglich

Der Technologiekonzern hat im ersten Quartal operativ über den Erwartungen abgeschlossen. Vor allem die Automatisierungs- und Softwaregeschäfte und der Bereich Smart Infrastructure hätten sich stark entwickelt und deutlich höhere Ergebnisse im Vergleich zum Vorjahr geliefert, teilte das Unternehmen am Donnerstag in München mit. Zudem habe Siemens ein stärker als erwartetes Wachstum in China erzielt.

Siemens werde den Ausblick für das Geschäftsjahr 2020/21 überprüfen, hieß es. Bislang geht der Konzern von einem moderat steigenden vergleichbaren Umsatz sowie einen moderat zunehmenden Gewinn nach Steuern aus. Die Aktie stieg nachbörslich auf Tradegate um knapp zwei Prozent. Den Bericht zum ersten Quartal will das Unternehmen am 3. Februar vorlegen.

Die Nachfrage in der Sparte Digital Industries konnte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erholen. Auftragseingang und Umsatz stiegen auf vergleichbarer Basis um zwei beziehungsweise fünf Prozent. Nominal war das Neugeschäft jedoch leicht rückläufig. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) stieg dank der wieder besseren Entwicklung im kurzzyklischen Automatisierungsgeschäft, einer höheren Kapazitätsauslastung sowie eines starken Ergebnisbeitrags aus dem Softwaregeschäft um 57 Prozent auf 848 Millionen Euro, wie es hieß. Das lag deutlich über den Analystenerwartungen. Dabei profitierte Siemens auch von Einsparungen.

Auch die Sparte Smart Infrastructure konnte das bereinigte Ebita deutlich steigern: Um fast 40 Prozent auf 391 Millionen Euro. Auch hier hatten Analysten in einer vom Unternehmen zusammengestellten Konsensschätzung mit weniger gerechnet. Wie bei Digital Industries auch fielen Aufwendungen für den Abbau von Stellen im ersten Quartal deutlich geringer aus, ebenso wurden Kosten im Zusammenhang mit der Pandemie gespart – etwa bei Reisen oder Marketing. Der Auftragseingang konnte auf vergleichbarer Basis um sieben Prozent zulegen, der Umsatz um vier Prozent.

Dagegen entwickelte sich das Zuggeschäft mit einem bereinigten Ebita von 219 Millionen etwa auf Vorjahresniveau und etwas schwächer als von Analysten erwartet. Dank mehrerer Großaufträge legte das Neugeschäft jedoch vergleichbar um 67 Prozent zu. Der Umsatz stieg vergleichbar um vier Prozent.

Die Aktie stemmt sich heute eindruckvoll gegen den schwachen Trend des Gesamtmarktes. Zum Handelsstart ist das Siemens-Papier mit einem Plus von mehr als 5 Prozent der einzige Wert, der heute im Dax im Plus liegt.

ProsiebenSat1: 2020 nicht so schlimm wie angenommen

Der Fernsehkonzern hat das vergangene Jahr besser abgeschlossen als erwartet. Der Umsatz sank von 4,13 Milliarden Euro im Vorjahr auf 4,04 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn von 872 auf 700 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstagabend in Unterföhring mitteilte.

Im November hatte ProSiebenSat.1 noch schlechtere Zahlen erwartet, obwohl es bereits damals von der Rückkehr seiner Werbekunden profitierte und seinen Verlust vom zweiten Quartal schon ausgebügelt hatte. Trotz des erneuten Lockdowns konnte der Fernsehkonzern seine eigene Prognose aber übertreffen. ProSiebenSat.1 erwirtschaftet normalerweise 40 Prozent seines Jahresgewinns im letzten Quartal.

Kurz zuvor hatte ProSiebenSat.1 eine Stimmrechtsmitteilung des italienischen TV-Konzerns Mediaset veröffentlicht, der seine Beteiligung an ProSiebenSat.1 von neun auf zwölf Prozent aufgestockt habe. Auf weitere Aktien haben die Mailänder über Finanzinstrumente Zugriff. Erst vor einer Woche hatte der US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) seine Aktienanteile an ProSiebenSat.1 fast komplett verkauft. Von 6,6 Prozent sank der KKR-Anteil auf 0,3 Prozent.

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Kurz & knapp:

Airbus: Der Flugzeugbauer will die Produktion seiner Mittelstreckenjets wegen der Verschärfung der Corona-Krise in diesem Jahr doch nicht so stark hochfahren wie zunächst gedacht. Ab dem dritten Quartal soll die Produktion der Modellfamilie A320 von derzeit 40 auf dann 43 Maschinen pro Monat steigen, teilte der Rivale des US-Konzerns Boeing überraschend am Donnerstagabend in Toulouse mit. Im vierten Quartal soll es dann auf monatlich 45 Exemplare nach oben gehen. Zuletzt hatte das Management schon für Juli eine Ausweitung auf 47 Jets ins Auge gefasst. Bei den kleineren Maschinen der A220-Reihe hält die Airbus-Führung an der vorgesehenen Steigerung von vier auf fünf Jets pro Monat ab Ende des ersten Quartals fest. Auch bei den Großraumjets bleibt es bei der bisherigen Drosselung auf fünf A350 und zwei A330 pro Monat. Damit verschiebe sich auch eine mögliche Ausweitung der A350-Produktion auf einen späteren Zeitpunkt, hieß es. Die Airbus-Spitze erwartet, dass der Markt für Verkehrsflugzeuge erst in den Jahren 2023 bis 2025 wieder auf das Niveau aus der Zeit vor der Corona-Krise zurückkehrt.

Salzgitter: Der Stahlkonzern hat im vergangenen Jahr besser abgeschnitten als erwartet. Nach vorläufigen Zahlen sank der Vorsteuerverlust auf 200 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Salzgitter mitteilte. Im Vorjahr hatte der Fehlbetrag noch bei 253 Millionen Euro gelegen. Salzgitter hatte zuletzt mit einem Vorsteuerverlust auf dem Niveau von 2019 gerechnet. Im vierten Quartal habe Salzgitter eine „aufwärtsgerichtete“ Entwicklung bei Flachstahl, Handel und Technologie verzeichnet. Der Beitrag aus der Aurubis-Beteiligung belief sich auf knapp 102 Millionen Euro. Insgesamt habe sich das Umfeld aufgehellt. Zudem seien die Walzstahlpreise zuletzt stark gestiegen. Salzgitter gehe daher für 2021 von einem Vorsteuergewinn von 150 Millionen bis 200 Millionen Euro aus. Der Umsatz soll sich von 7 Milliarden auf mehr als 8,5 Milliarden Euro erhöhen. Allerdings sei das Risiko im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie weiter immanent und kaum quantifizierbar, hieß es. Der Geschäftsbericht soll am 15. März vorgelegt werden. Die Aktie stieg nachbörslich auf Tradegate um knapp 3 Prozent.

Intel: Der Chipkonzern Intel hat im vergangenen Quartal die Geschäftserwartungen deutlich übertroffen. Mit einem Umsatz von 20 Milliarden Dollar nahm Intel rund 2,6 Milliarden Dollar (2,14 Mrd Euro) mehr ein als zuvor in Aussicht gestellt. Das war zugleich ein Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im gesamten Jahr stiegen die Erlöse um acht Prozent auf den Rekordwert von 77,9 Milliarden Dollar. Der Quartalsgewinn fiel um 15 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar, wie Intel nach US-Börsenschluss am Donnerstag mitteilte. Im Geschäft mit Rechenzentren sank der Umsatz im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 6,1 Milliarden Dollar. Im gesamten Jahr stiegen die Erlöse jedoch nach dem Corona-Boom beim Datenverkehr um elf Prozent auf 26,1 Milliarden Dollar. Mit dem Arbeiten und Lernen zuhause hatten 2020 unter anderem Videokonferenzen stark zugenommen. Das machte den Ausbau in Rechenzentren notwendig, von dem auch Intel profitierte. Der Bereich warf einen operativen Quartalsgewinn von knapp 2,1 Milliarden Dollar ab.

IBM: Der Computer-Dino IBM hat zum Jahresende überraschend deutliche Geschäftseinbußen hinnehmen müssen. Im Schlussquartal sank der Umsatz im Jahresvergleich um gut sechs Prozent auf 20,4 Milliarden Dollar (16,8 Mrd Euro), wie IBM am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Der Nettogewinn fiel aufgrund hoher Kosten beim Konzernumbau um 66 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar. Bei Anlegern kamen die Zahlen nicht gut an, die Aktie gab nachbörslich zunächst um mehr als sieben Prozent nach. Beim Gewinn übertraf IBM zwar die Markterwartungen, allerdings war an der Wall Street mit deutlich höheren Erlösen gerechnet worden. In den vergangenen zwölf Monaten ist der Aktienkurs um 16 Prozent gefallen. IBMs lukratives Cloud-Geschäft mit IT-Diensten und Speicherplatz im Internet wuchs zuletzt deutlich langsamer als noch im Vorquartal. Die Erlöse nahmen hier gegenüber dem Vorjahreszeitraum um zehn Prozent auf 7,5 Milliarden Dollar zu. Wegen der Schwächen im traditionellen Hardware-Kerngeschäft etwa mit Servern und Großrechnern ist der konzernweite Umsatz insgesamt ohnehin schon lange auf Talfahrt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr gingen die Erlöse um fünf Prozent auf 73,6 Milliarden Dollar zurück. Der Gewinn sank um 42 Prozent auf 5,5 Milliarden Dollar. IBM will sein Geschäft mit IT-Infrastruktur abspalten und eigenständig an die Börse bringen. Der Fokus liegt künftig auf den Cloud-Diensten und Geschäftsfeldern wie Datenanalyse und künstlicher Intelligenz, die mehr Wachstum bringen sollen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

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