Unmut unter Erdbebenopfer in Haiti wächst - Knapp 2000 Tote geborgen
Les Cayes (Reuters) - Vier Tage nach dem verheerenden Erdbeben im Karibik-Staat Haiti wächst der Unmut unter den Obdachlosen und Verletzten über ausbleibende staatliche Hilfen.
"Niemand von der Regierung ist hergekommen. Nichts ist getan worden", sagte Pastor Roosevelt Milford. Viele Haitianer in den Erdbebengebieten mussten auch die Nacht zum Mittwoch im Freien verbringen, häufig ohne Trinkwasser und Speisen. Betroffene schlugen mit Macheten Äste zurecht, um behelfsmäßige Zelte aufzustellen. In der Nacht zuvor hatte der Tropensturm Grace viele provisorische Unterkünfte weggeschwemmt.
"Wir haben den Willen alles zu tun, aber wir haben kein Geld", sagte Milford. "Und wir müssen uns auf den Regen in der kommenden Nacht vorbereiten." Die Zahl der geborgenen Toten stieg auf 1941. Viele der Erdbebenopfer wurden nicht medizinisch versorgt. "Es waren nicht genug Ärzte da, und nun ist sie tot", sagte Lanette Nuel, die Leiche ihrer Tochter neben ihr. Sie saß vor der beschädigten Klinik von Les Cayes, einer der am schwersten von dem Erdbeben getroffenen Städte. "Wir kamen gestern Nachmittag, sie starb am Morgen. Wir konnten nichts tun."
Das Beben am Samstag zerstörte oder beschädigte Zehntausende Gebäude in dem ärmsten Land des amerikanischen Kontinents. Ministerpräsident Ariel Henry war kurz nach dem Beben nach Les Cayes geflogen und hatte rasche Hilfen versprochen. Diese werden erschwert durch Überflutungen in Folge von Starkregen. Viele Straßen zu den Erdbebengebieten sind nur schwer zu passieren. Haiti steht zudem inmitten einer politischen Krise. Im Juli war Präsident Jovenel Moise ermordet worden.