Villeroy (EZB) - Notenbank sollte Formulierung ihres Inflationsziels prüfen

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Paris (Reuters) - Die EZB sollte aus Sicht von Frankreichs Notenbank-Chef Francois Villeroy de Galhau bei ihrem derzeit laufenden großen Strategiecheck die Formulierung des Inflationsziels unter die Lupe nehmen.

Aktuell strebt die Europäische Zentralbank mittelfristig eine Inflationsrate von "unter, aber nahe" zwei Prozent an, verfehlt diese Marke aber trotz einer sehr lockeren Geldpolitik seit Jahren. Das Ziel sei symmetrisch zu verstehen und nicht als eine Obergrenze, wie es manchmal interpretiert werde, sagte das EZB-Ratsmitglied am Freitag auf einer Veranstaltung. Symmetrie bedeutet, dass die Euro-Notenbank es für einige Zeit zulassen könnte, wenn die Inflationsrate etwas über dem Ziel liegt.

Der EZB-Rat habe häufig seine Entschlossenheit bekräftigt, die Symmetrie des Ziels zu bewahren, sagte Villeroy. "Nichtsdestotrotz, sollten wir prüfen, ob die gegenwärtige Formulierung Zweifel daran aufwirft", fügte er hinzu. Die Notenbank solle dabei nicht nur die präzise Formulierung diskutieren, sondern auch wie die Inflationsrate gemessen werde. So könnte aus seiner Sicht beispielsweise künftig selbst genutztes Wohneigentum berücksichtigt werden.

Im Unterschied zu anderen Währungsräumen wie beispielsweise den USA ist selbst genutzes Wohneigentum nicht im Warenkorb des Europäischen Statistikamts (EZB) Eurostat enthalten. Bislang werden dort lediglich Mieten mit einem Gewicht von 6,5 Prozent erfasst. Bei vielen Haushalten machen jedoch die Kosten für das Wohnen mehr als ein Drittel des verfügbaren Monatseinkommens aus.

Villeroy wies zudem Analysten-Überlegungen zurück, der Instrumentenkasten der Notenbank sei infolge der jahrelangen ultralockeren Geldpolitik allmählich leergeräumt. Es sollte kein Zweifel an der Entschlossenheit der Notenbank zu handeln bestehen. "Falls nötig, hat die EZB reichlich Handlungsspielraum."

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