VW: Autobauer präsentiert überraschend starke Zahlen – das täuscht jedoch nicht über die unschöne fundamentale Lage hinweg
Volkswagen hat trotz des Ukraine-Kriegs und stockender Produktion wegen der Corona-Bekämpfung in China zu Jahresbeginn einen Milliardengewinn eingefahren.
Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen habe im ersten Quartal bei rund 8,5 Milliarden Euro und die Rendite bei 13,5 Prozent gelegen, teilte der Konzern auf Basis vorläufiger Zahlen am Donnerstag mit. Für den Anstieg habe neben des robusten operativen Geschäfts eine positive Fair-Value-Bewertung auf Sicherungsinstrumente von 3,5 Milliarden Euro gesorgt.
Der andauernde Krieg in der Ukraine habe erhebliche Auswirkungen auf Wechselkurse und die Preisentwicklung an den Rohstoffmärkten, so VW. Außerdem seien erste Auswirkungen auf die Lieferketten zu erkennen. Die Auswirkungen des weiteren Verlaufs des Ukraine-Kriegs seien dabei nach wie vor nicht mit hinreichender Sicherheit vorherzusagen. Es bestehe deswegen unverändert das Risiko, dass sich die weitere Entwicklung im Ukraine-Krieg negativ auf die Geschäfte auswirke. Dies könne auch aus Versorgungsengpässen in der Lieferkette resultieren. Auch die weitere Entwicklung der Rohstoffmärkte bleibt VW zufolge nicht vorhersagbar, was wiederum deutliche Effekte auf die Bewertung der Sicherungsgeschäfte haben kann. Die endgültigen Zahlen für das Auftaktquartal will Volkswagen am 4. Mai veröffentlichen.
Halbleiterknappheit bleibt ein großes Problem
Auch im März lieferte der Autobauer knapp ein Drittel weniger Fahrzeuge an die Kundschaft aus und knüpfte damit an die schwachen Auftaktmonate an, wie am Donnerstag aus von VW veröffentlichten Zahlen hervorging. Mit 655 800 Pkw und Nutzfahrzeugen kommen die Wolfsburger nun im ersten Quartal auf fast 1,9 Millionen ausgelieferte Fahrzeuge – das sind in den ersten drei Monaten 21,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Dabei zog sich die Malaise durch alle wichtigen Verkaufsregionen, in Westeuropa verzeichnete die Gruppe einen Rückgang im Quartal von 14,7 Prozent, im wichtigsten Einzelmarkt China gingen die Auslieferungen um 23,9 Prozent zurück.
Elektro-Offensive geht weiter voran
Bei Elektroautos kann VW aber weiter punkten. In den Monaten Januar bis März wurde VW insgesamt 99 100 vollelektrische Fahrzeuge los – eine Steigerung um rund zwei Drittel. In China, wo der Hochlauf lange haperte, vervierfachten sich die Auslieferungen der batterieelektrischen Fahrzeuge auf 28 800 Stück.
Aktie unter Druck
Das überraschend hohe Ergebnis wird von den Anlegern am Markt entsprechend als das gesehen, was es ist: ein Sondereffekt durch die Sicherungsinstrumente. Bis zum Vormittag sind die VW-Vorzugsaktien mit gut 2 Prozent unter Druck geraten und damit unter ihren 21-Tage-Trend gefallen.
Zwar macht die gute Entwicklung der Elektro-Sparte langfristig Hoffnung, die außergewöhnlich unfreundliche Marktlage mit der Kombination als Lieferengpässen, Ukraine-Krieg, Schwierigkeiten in China, der Inflation, sowie voraussichtlich steigenden Zinsen lassen jedoch wenig Spielraum für kurz- bis mittelfristige Ergebnis- und damit Kursüberraschungen. Langfristig investierte Anleger halten an der Aktie fest, Interessenten können noch auf tiefere Kurse für einen Einstieg warten.
onvista/dpa-AFX/reuters
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