Weidmann - EZB-Inflationsziel sollte mittelfristig bleiben
Frankfurt (Reuters) - Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat sich dafür ausgesprochen, die mittelfristige Ausrichtung des EZB-Inflationsziels beizubehalten.
Dies trage dazu bei, die Inflationserwartungen zu verankern, die für die Geldpolitik zentral seien, sagte Weidmann am Donnerstag in einer Erklärung zur Klausurtagung der CSU-Landesgruppe im Bundestag laut Redetext. "Mit der Betonung der mittleren Frist unseres Politikziels erkennen wir an, dass geldpolitische Impulse keine Sofortwirkung auf die Inflation haben, sondern Zeit brauchen." Die mittlere Frist erlaube es zudem auch, Risiken für die Preisstabilität einzubeziehen, die womöglich erst mit erheblicher Verzögerung zum Tragen kommen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) prüft momentan ihre geldpolitische Strategie. Im Mittelpunkt steht dabei ihr mittelfristiges Ziel einer Inflationsrate von "unter, aber nahe zwei Prozent", das sie bereits seit Jahren verfehlt. Zuletzt lag die Inflationsrate im Euro-Raum sogar im negativen Bereich. Die letzte Strategieüberprüfung bei der EZB fand im Jahr 2003 statt.
Viele Experten halten das derzeitige Inflationsziel der EZB für nicht leicht verständlich. Weidmann zufolge könnte beispielsweise zwei Prozent als Obergrenze verstanden werden. Dies könne zu der Interpretation verleiten, dass die Geldpolitik Abweichungen vom Ziel nach unten eher tolerieren würde als Abweichungen nach oben, fügte er hinzu. "Meines Erachtens wäre eine explizit symmetrische Formulierung unseres Politikziels klarer und leichter zu verstehen als der derzeitige Wortlaut".
Weidmann zufolge sollte die Zielmarke aber nicht nur verständlich sondern auch realistisch sein. "Wir sollten nicht den Eindruck erwecken, die Geldpolitik könne die Inflation punktgenau steuern, schon gar nicht in bestimmten Quartalen", sagte er. Geldpolitik könne das nicht.