Zalando: Normalisierungseffekte nach Pandemie-Boom bleiben nicht aus – so bewerten Analysten die Aktie vor den Zahlen

onvista · Uhr

Der Onlinemodehändler Zalando legt am Donnerstag (5.5.) Zahlen für das erste Quartal vor.

Das erwartet das Unternehmen

Die Berliner erwarten für das laufende Jahr eine Abschwächung des zuletzt starken Wachstums. So sieht sich das Management mit einem volatileren Marktumfeld konfrontiert als gewohnt. Zalando hatte in den vergangenen zwei Jahren erheblich von der Corona-Pandemie profitiert, nachdem Verbraucher ihre Käufe mehr und mehr ins Internet verlegt hatten. Diese Entwicklung normalisiert sich nun.

Dazu muss sich Zalando auf eine sich eintrübende Verbraucherstimmung, Störungen in der Lieferkette sowie die steigende Inflation einstellen. Vor allem in der ersten Jahreshälfte rechnet Finanzvorstand David Schröder mit einem schwächeren Geschäftswachstum. Im zweiten Halbjahr dürfte es sich wieder beschleunigen, schätzte er noch bei der Bilanzpressekonferenz Anfang März. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist der Krieg in der Ukraine. Zalando ist weder dort noch in Russland vertreten. Doch Schröder geht davon aus, dass dies die Verbraucherstimmung in den osteuropäischen Märkten belasten wird.

Im laufenden Jahr dürfte das Bruttowarenvolumen (GMV) laut Zalando um 16 bis 23 Prozent auf 16,6 bis 17,6 Milliarden Euro steigen. Der Umsatz soll um 12 bis 19 Prozent auf 11,6 bis 12,3 Milliarden Euro zulegen. Zalando wolle damit schneller wachsen als der europäische Online-Modehandel, so Schröder. Dabei will das Unternehmen weiter kräftig investieren: 400 bis 500 Millionen sollen in die Weiterentwicklung des Geschäfts fließen. Mögliche Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg sind in der Prognose jedoch nicht enthalten.

Im vergangenen Jahr war Zalando deutlich stärker gewachsen, unterstützt von den Auswirkungen der Corona-Pandemie und den Restriktionen im stationären Einzelhandel. So stieg der Umsatz um knapp 30 Prozent und überschritt mit fast 10,4 Milliarden Euro erstmals die Zehn-Milliarden-Marke. Dabei gewann das Unternehmen eigenen Angaben zufolge mehr als zehn Millionen neue Kunden hinzu.

Das erwarten die Analysten

Die Marktbeobachter rechnen dieses Mal mit einem schwachen Jahresauftakt. Dabei kämpft Zalando auch mit der coronabedingt hohen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr. In einer von der Nachrichtenagentur Bloomberg zusammengestellten Konsensschätzung erwarten die Analysten im ersten Quartal einen Umsatz von im Schnitt 2,2 Milliarden Euro, was einer Stagnation im Vergleich zum Vorjahresquartal gleichkommen würde. Ergebnistechnisch dürfte Zalando deutlich in die roten Zahlen rutschen. So gehen die Analysten von einem Verlust beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 52,4 Millionen Euro aus, nach einem robusten Gewinn von 93,3 Millionen Euro im Jahr zuvor. Auch unter dem Strich dürfte dieses Quartal ein Verlust stehen.

Geoffroy de Mendez von der US-Investmentbank Bank of America verweist dabei auf drei Problemfelder für den Online-Modehändler. So erwartet er im ersten Quartal die niedrigste Bruttomarge seit 2013. Im weiteren Jahresverlauf stellten sich die Fragen, wie die Inflation das Kaufverhalten beeinflusse und wie viel man für die Herbst/Winter-Saison überhaupt einlagern solle. Insgesamt sieht de Mendez auch die Jahresziele gefährdet.

Adam Cochrane von der Deutschen Bank befürchtet, dass der Online-Modehändler im ersten Quartal wegen Margendrucks und üppiger Investitionen einen hohen Verlust erlitten haben dürfte. Das Unternehmen sollte es schwer haben, das Minus im zweiten Halbjahr vollständig aufzuholen, erwartet er.

Auch Christian Salis von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe ist derzeit zwiegespalten: Zalando sei nicht immun gegen eine schlechtere Stimmung der Verbraucher. Diese sei verursacht von der Inflation und den geopolitischen Unwägbarkeiten. Unter den europäischen Online-Plattformen für Mode bleibe das Unternehmen aber der Gewinner, ist Salis überzeugt.

dpa-AFX

Foto: nitpicker / Shutterstock.com

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