100 % Kursverlust? Nein, das ist nicht zwingend deine dümmste Investitionsentscheidung

Fool.de · Uhr

Fehler und manchmal auch im Nachhinein dumme Investitionsentscheidungen gehören zum Leben eigentlich jedes Investors einfach dazu. Es wird über Jahre und Jahrzehnte vermutlich kaum einen Investor geben, der immer richtig gelegen hat. Wer in einem diversifizierten Portfolio bereits mit 60 % seiner Aktienauswahl den Markt schlägt, der gilt als hervorragend.

Wichtig ist natürlich, dass man aus seinen Fehlern lernt. Aber das ist ein anderes Thema. Denn heute wollen wir einmal einen Foolishen Blick darauf werfen, wie sich große Fehler regelmäßig äußern.

Klar, werden sich viele Investoren jetzt denken: Ein großer Fehler ist es, derart falsch zu liegen, dass eine Aktie 100 % ihres Wertes verliert und die Investitionsthese irreparabel zerstört ist. Auch wenn ein solches Beispiel recht selten ist, so dürfte Wirecard beweisen, dass es doch möglich ist.

Aber ist das wirklich so? Ich würde sagen: Nein, ein Kursverlust von 100 % ist nicht zwingend deine (oder, neutraler, eine) dümmste Investitionsentscheidung, die man jemals treffen kann. Warum? Eine tolle Frage. Lass uns das etwas näher erörtern.

100 % Kursverlust: Nicht die dümmste Entscheidung?

Zugegeben, bis eine Aktie 100 % ihres Wertes verliert, muss einiges passieren. Wer das als Investor versucht, langfristig auszusitzen, der hätte womöglich früher einen geeigneten Ausstiegszeitpunkt finden sollen. Denn es gibt schließlich Gründe, weshalb die Aktie derart stark korrigiert ist. Das Festhalten kann entsprechend keine clevere Entscheidung gewesen sein.

Auch das Schadensmaß ist relativ hoch. Ein Wertverlust von 100 % sagt nichts anderes als: Dein Einsatz ist weg, mein Freund. Du sitzt auf 100 % Kursverlust und bist um deinen Einsatz ärmer geworden. Aber ich schätze, hier sind weitere Erklärungen eigentlich nicht notwendig.

Es mag Fälle geben, wo solche extremen Performances im Vorfeld nicht absehbar gewesen sind. Allerdings hat es vermutlich Anzeichen gegeben. Oder aber man hat als Investor irgendetwas übersehen, worauf man hätte achten sollen. Vielleicht nicht unbedingt beim Kaufen der Aktien. Aber möglicherweise später. Wie gesagt: Ein Fehler ist vermutlich passiert. Aber nicht unbedingt die dümmste Investitionsentscheidung, die man vom Grundsatz her anstellen kann.

Trotz Gewinn: Diese Investitionsentscheidung wäre dümmer

Nein, in meinen Augen gibt es nämlich etwas anderes, das viel dümmer ist, als eine Aktie mit einem hohen Verlust im Portfolio zu haben. Ja, selbst einem 100%igen Totalausfall: Nämlich das zu frühe Glattstellen einer rasant performenden Aktie, die langfristig noch viel mehr Potenzial hätte. Ernsthaft, das soll schlimmer sein? Verständlich, wenn du das jetzt denkst.

Ja, in meinen Augen ist das schlimmer. Mal angenommen, man verkauft eine Aktie mit einem Gewinn von 100 %. Das wird dich in jedem Fall reicher machen, keine Frage. Aber was ist, wenn du in vielen Jahren oder Jahrzehnten siehst: Die Aktie hätte sich noch verzehnfacht? Oder verhundertfacht? In diesem Fall hast du wirklich viel Potenzial verschenkt.

Der Verlust einer solchen Performance schmerzt in meinen Augen mehr als ein Totalausfall. Zum einen, weil man bei einer Verzehnfachung ca. 800 % Rendite weggeworfen hätte. Oder bei einer Verhundertfachung 9800 % Rendite. Allerdings auch, weil es solche langfristigen starken Gelegenheiten nicht alle Tage gibt. Und das Finden einer solchen langfristig aussichtsreichen, intakten Wachstumsgeschichte ein signifikanter Glücksgriff ist. Vor allem, wenn man diese frühzeitig identifiziert.

Eine Aktie kann daher 100 % verlieren. Keine Frage: Das ist schmerzhaft. Allerdings können Verluste, die teilweise zum Investorendasein gehören und in einem diversifizierten Portfolio untergehen, nicht so sehr schmerzen wie verpasste, womöglich lebensverändernde Investitionen. Das gilt es gerade als Foolisher Investor stets zu bedenken.

Was das wiederum für dich bedeutet

Versteh mich nicht falsch: Es gilt, Verluste zu vermeiden. Vor allem ein Totalausfall gehört nicht in dein Portfolio und wenn du Anzeichen für eine solche Performance erkennen kannst, heißt es nichts wie weg. Dass eine solche Performance nicht die dümmste Investitionsentscheidung ist, heißt trotzdem nicht, dass sie nicht dumm wäre.

Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist allerdings eine lebensverändernde Investition nicht voll und ganz auszureizen, obwohl man sie frühzeitig erkennen konnte. Wem das passiert, der ist wirklich nicht zu beneiden. Und ja, das ist die dümmste Investitionsentscheidung, die man als Investor treffen kann.

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Vincent besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2020

Foto: Getty Images

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