2020 war ein Börsenjahr voller Höhen und Tiefen – Wie geht es 2021 weiter?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Das seltsamste Börsenjahr der Geschichte neigt sich seinem Ende zu. Der tiefsten Rezession seit der Finanzkrise 2008/09 folgte die rasanteste Erholung. Und nicht nur das – der Nasdaq 100 schaffte bis heute ein Jahresplus von 40 %, der S&P 500 + 13 % und der Dow Jones + 5 %. Selbst der Nikkei liegt mit 13 % seit Jahresbeginn vorn. Nur der DAX hinkt mit 3 % Plus hinterher. Gleichwohl:

2021 wird ein gutes Börsenjahr – jedoch nicht für alle. Die Kombination aus Notenbankpower, billionenschweren Konjunkturprogrammen, mehreren Impfstoffen und besonders zyklischen Unternehmen, die so rank und schlank ins neue Jahr gehen wie nie zuvor, sowie einer deeskalierenden Außenpolitik der Amerikaner unter Joe Biden – es könnte kaum besser sein. Gleichwohl müssen wir eine Warnung aussprechen.

Die Euphorie in den Highflyer-Sektoren birgt Gefahren. Das gilt – und das unterstreichen wir – nicht für Titel wie Alphabet, Amazon, Apple oder Facebook. Deren Bewertungen lassen sich rechnen und auch 2021 werden diese hochgewichteten Titel massive Index-ETF-Zuflüsse anziehen. Die Konsolidierung läuft hier ohnehin seit einigen Monaten bereits mustergültig. Wie lange die Konsolidierung anhält, hängt sicherlich auch davon ab, ob der Senat republikanisch bleibt. Das entscheidet sich Anfang Januar. Das Problem liegt in den wirklich gehypten Sektoren.

Die Amerikaner hatten 2020 das beste Tech-IPO-Jahr aller Zeiten. Das erinnert an 1999, auch wenn die Geschäftsmodelle im Gegensatz zu damals Substanz haben. Es geht lediglich um die Bewertungen. Lemonade, Vroom, Palantir, Snowflake, DoorDash, Airbnb – alles IPOs mit Wertaufschlägen von bis zu 200 % am ersten Handelstag. Dazu gesellt sich der SPAC-Boom. SPACs sind börsennotierte Akquisitionsvehikel, die Geld einsammeln, um ein Unternehmen mit wohlklingender Story zu kaufen. Knapp 80 Mrd. $ wurden so eingesammelt, was fast einer Verachtfachung gegenüber 2019 entspricht. Privatanleger stürmen die Online-Broker und Robinhood wird das nächste IPO. Jeder fühlt sich als Superstar. Das Interesse gilt in erster Linie Wasserstoffaktien oder besonderen E-Mobility-Stories. Nikola gilt als warnendes Beispiel. Die Bewertungen werden zum Teil auf über 40- bis 50-fache Jahresumsätze getrieben. Das dies nicht gut gehen wird, bedarf keiner tiefgehenden Analyse. Mithin gilt:

Value gewinnt 2021 wieder an Gewicht. Hier sind die Bewertungsansätze noch moderat. Nicht alles, was billig ist, ist Value. Achten Sie auf die Bilanz! Wer sich 2020 wie TUI oder Lufthansa die Bilanz ruiniert hat, wird es auch 2021 schwer haben. Kaufen Sie Qualität!

Fazit: Wir gehen konstruktiv in das Jahr 2021. Bedenken Sie jedoch, dass es auch im nächsten Jahr innerhalb der Indizes große Performancedifferenzen zwischen den enthaltenen Werten geben wird.

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Oliver Kantimm / Der Aktionärsbrief

Foto: F8 studio / Shutterstock.com

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