Peloton: Die Ziele sind hoch, die Realität ist anders - Aktie fällt weiter

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Quelle: Sundry Photography/Shutterstock.com

Nach Palantir und Rivian muss der nächste einstige Börsenstar die weiße Fahne schwenken. Nach den Zahlen für das erste Quartal fällt die Aktie des Anbieters von Trainingsgeräten zweistellig und notiert mittlerweile unter dem Niveau vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Das zweite Quartal in Folge muss Peloton einen dreistelligen Millionen-Betrag als Verlust melden. Das kommt bei den Anleger gar nicht gut an. Kurz nach Handelsstart war die Aktie sogar in den einstelligen Bereich abgetaucht. Mittlerweile ist das Papier aber schon wieder über 10 Dollar. 

Verlust kräftig ausgeweitet

 Im vergangenen Quartal weitete sich der Fehlbetrag auf 757 Millionen Dollar (717 Mio Euro) aus. Schon im Vierteljahr davor hatte Peloton rote Zahlen von rund 440 Millionen Dollar verbucht, im Vergleichsquartal des vorherigen Geschäftsjahres war das Minus mit 8,6 Millionen Dollar noch deutlich geringer.

Corona-Lage falsch interpretiert?

Peloton hatte zu Beginn der Pandemie stark von der Schließung von Fitnessstudios profitiert. Die Verkäufe der Trainings-Bikes und Laufbänder der New Yorker Firma sprangen hoch, Interessenten mussten zum Teil lange auf ihre Geräte warten. Peloton interpretierte den Schub allerdings nicht als Sonderkonjunktur, sondern als Beginn einer Wachstums-Ära und investierte in den Ausbau der Kapazitäten bis hin zum Bau einer Fabrik in den USA. Das erwies sich als schwerwiegende Fehlkalkulation: Mit der Aufhebung von Corona-Einschränkungen ging das Interesse an Geräten der Firma wieder zurück, Peloton saß auf hohen Lagerbeständen, der Bau der Fabrik in den USA wurde wieder abgebrochen.

Neuer Chef kann auch keinen Gang höher schalten

Seit Februar versucht der ehemalige Finanzchef der Streaming-Giganten Netflix und Spotify, Barry McCarthy, Peloton mit einem stärkeren Fokus auf Abo-Erlöse wieder in die Spur zu bringen. Nun kündigte er an, dass Peloton-Geräte bald erstmals auch bei anderen Händlern statt nur direkt von der Firma verkauft werden sollen.

Umsatz weiter rückläufig

Im Ende März abgeschlossenen dritten Geschäftsquartal fiel der Umsatz um rund ein Viertel auf 964 Millionen Dollar, wie Peloton am Dienstag mitteilte. Die Erlöse aus Geräteverkäufen brachen dabei um 42 Prozent auf knapp 600 Millionen Dollar ein. Für das laufende Vierteljahr rechnet die Firma mit nur noch 675 bis 700 Millionen Dollar Umsatz - während Analysten im Schnitt eine Prognose von mehr als 820 Millionen Dollar erwartet hatten.

Weiterhin große Pläne

McCarthy versucht auch, die aktuellen Probleme mit großen Visionen zu übertünchen: Er wolle Peloton zu einer globalen Plattform mit 100 Millionen Nutzern ausbauen. Bis dahin sei noch ein weiter Weg, räumte er zugleich selbst ein. Im vergangenen Quartal wuchs die Nutzerzahl um 195 000 auf sieben Millionen.  

Aktie lediglich eine Übernahmespekulation

Der neue Chef hat zwar große Pläne mit Peloton, doch am Ende des Tages sind sie für mich zu hoch gesteckt. Während der Pandemie waren die Trainingsräder, die nicht gerade billig sind, beliebt. Jetzt gehen die Menschen lieber wieder in Fitness-Studio als sich einen teuren Heimtrainer zu kaufen. Um diesen Trend zu stoppen muss Peloton viel Geld für Werbung in die Hand nehmen und neue Vertriebswege finden. Das ist nicht gerade einfach und die Zahlen zeigen, dass es noch nicht funktioniert. 

Um eine Trendwende hinzubekommen müsste Peloton, ähnliche wie Apple es mit dem iPhone SE macht , eine billigere Version seines Heimtrainers auf den Markt bringen und so versuchen mehr Abonnenten zu gewinnen. Da sich dieser Weg bei Peloton nicht andeutet, kann unserer Meinung nach nur eine Übernahme Peloton wieder in die Spur bringen. Mittlerweile ist Peloton an der Börse gerade einmal noch 3,5 Milliarden Dollar Wert. Zu den Glanzzeiten waren es 50 Milliarden Dollar.

Damit wäre Peloton für Nike, Adidas, Apple oder Amazon sicherlich ein leichtes Übernahmezielen. Allen 4 Konzernen wurde bereits in den Medien ein Interesse nachgesagt. Gehandelt hat bislang keiner der Kandidaten.

Unserer Meinung nach kann der Kurs nur anspringen, wenn Peloton zum Übernahmekandidaten wird. Daher sollten die Anleger in die Aktie auch nur investieren, wenn sie der Meinung sind, dass Peloton übernommen wird. Wir schätzen diese Möglichkeit allerdings nicht sehr hoch ein, aber es dürfte sicherlich nicht lange dauern, bis die nächsten Gerüchte da sind und den stark gebeutelten Kurs für einen kurze Zeit widerbeleben. 

Auf diese Spekulation können sich sehr mutige Anleger einlassen. Alle anderen sollten die Finger von der Aktie lassen. 

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