Minister Wissing spricht mit Luftfahrt über Flugchaos

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Berlin (Reuters) - Bundesverkehrsminister Volker Wissing will mit der Luftfahrt über die Probleme rund um das Flugchaos und den Personalmangel an Airports reden.

Für Mittwoch habe der Minister zu einem "Austausch unter anderem mit Branchenvertretern" eingeladen, sagte ein Ministeriums-Sprecher am Dienstag zu Reuters. "Derzeit laufen auf vielen Ebenen innerhalb der Bundesregierung Gespräche hierzu mit den Systempartnern und weiteren Beteiligten."

Wegen der vielen gestrichenen Flüge und des Personalmangels forderte die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) ein Treffen der Branche mit den politisch Verantwortlichen. "Ein Luftfahrtgipfel mit allen Beteiligten im Luftverkehr – auch den Sozialpartnern – erscheint mir dringend geboten", erklärte der GdF-Bundesvorsitzende Matthias Maas. "Ansonsten werden wir in diesem Sommer an den deutschen Flughäfen ein noch nie dagewesenes Chaos erleben." Der Gewerkschafter warnte: "Weitere kurzfristige Flugstreichungen, lange Schlangen in den Terminals, verzweifelte Passagiere, die ihre Maschinen nicht rechtzeitig erreichen und verspätete oder verlorene Gepäckstücke werden an der Tagesordnung sein."

Die Luftfahrt steckt im Dilemma. Mit Abebben der Corona-Pandemie, die den Wirtschaftszweig lange lahmgelegt hat, will die Branche endlich wieder durchstarten und hat sogar das Vorkrisenniveau im Blick. Doch stattdessen kommt es zu Flugstreichungen, Verspätungen und Warteschlangen. Als Knackpunkt gelten Personalmangel und Engpässe bei Sicherheitskontrollen, Check-in und Flugzeugabfertigung. Laut Flughafenverband ADV ist dort etwa jede fünfte Stelle unbesetzt. Verschiedene Verbände wollen rund 2000 Leiharbeiter aus der Türkei holen, um Personallücken zu füllen, und hoffen hier auf Rückendeckung der Bundesregierung.

Die Airlines dünnen bereits ihre Flugpläne aus, um die Abläufe zu stabilisieren und ein Chaos wie 2018 zu vermeiden. So streicht die Lufthansa allein für Juli 900 Flüge an den Drehkreuzen in Frankfurt und München, ihre Billigtochter Eurowings kappt mehrere hundert Verbindungen. Der britische Billigflieger Easyjet streicht von Juni bis August vom und zum Berliner Flughafen rund 1000 Flüge.

"Bis zur letzten Minute haben viele Fluggesellschaften - allen voran das deutsche Aushängeschild Lufthansa – sowie die großen Flughäfen sich in den vergangenen zwei Jahren auf Kosten des deutschen Steuerzahlers saniert", kritisierte GdF-Chef Maas. "Kurzarbeit und Personalabbau ohne jegliche Weitsicht auf eine mögliche Erholung des Luftverkehrs stand bei den meisten Geschäftsführern trotz des allgemeinen Arbeitskräftemangels an erster Stelle sowie Sparwut um jeden Preis."

Der Wissing-Sprecher sagte dazu, die Bundesregierung habe während der Pandemiekrise mit umfangreichen Regeln zur Kurzarbeit versucht, "das personelle Know-How der Luftverkehrsbranche aufrecht zu erhalten". Allerdings sei es 2020 und 2021 auch bei den Unternehmen aufgrund der Corona-Krise zu einem Personalrückgang gekommen - "ohne dass dafür rechtzeitig und ausreichender Ersatz gewonnen werden konnte". Daher bestünden jetzt an vielen Stellen Personalengpässe, die nicht kurzfristig kompensiert werden könnten. Branchenvertreter bezweifeln, dass ein Luftfahrtgipfel die Lage rasch und entscheidend ändern kann.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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