Verbio: Aktie zieht an - Prognose wird erneut erhöht - trübt die Politik die Stimmung wieder ein?

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Biokraftstoffe Verbio
Biokraftstoffe Verbio · Quelle: Homepage Verbio

Wäre da nicht die Politik, dann hätte Verbio heute wohl ein erneutes Allzeithoch erklommen, das über 88,60 Euro gelegen hätte. Allerdings haben Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) der Aktie in der vergangenen Wochen arg zugesetzt. Beide sprachen sich mehrfach für ein Verbot zur Produktion von Biosprit aus Getreide und Pflanzenöl aus und sorgten dafür, dass die Aktie von Verbio kräftig unter die Räder kam. Vom ihrem Allzeithoch verlor der Kurs mehr als 50 Prozent in der Spitze.

Dementsprechend verhalten ist heute auch die Reaktion der Anleger. Der Kurs legt um etwas mehr als 5 Prozent zu. In der Vergangenheit - Verbio erhöht heute zum vierten Mal im laufenden Geschäftsjahr die Prognose - lösten die Erhöhungen größere Kurssprünge aus. 

G7 Gipfel verschont Verbio

Ein Börsianer lobte die neuen Ziele, die klar über den Markterwartungen lägen. Zudem hätten sich jüngste Sorgen nicht bewahrheitet, dass vom G7-Gipfel weiterer Druck auf Biospritvorschriften ausgehe. Zuletzt hatten die Papiere darunter gelitten, dass das Bundesumweltministerium die staatliche Förderung von Biokraftstoffen aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen schrittweise wegfallen lassen will. Mit 39,10 Euro war die Aktie noch in der vergangenen Woche auf das tiefste Niveau seit Mai 2021 gerutscht.

Geschäftsjahr kurz vor dem Ende

Verbio stellt nunmehr für das nur noch wenige Tage bis Ende Juni laufende Geschäftsjahr 2021/2022 ein deutlich höheres Betriebsergebnis in Aussicht als zuletzt. So soll der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in der Größenordnung von 500 Millionen Euro herauskommen, teilte das Unternehmen am Dienstag in Leipzig mit. Zuletzt ging die Firma noch von einem operativen Gewinn von etwa 430 Millionen Euro aus. Für das Nettofinanzvermögen peilt das Unternehmen jetzt eine Größenordnung von 300 Millionen Euro an, hier standen zuvor noch rund 220 Millionen Euro im Plan.

Die weltweit lebhafte Nachfrage nach CO2-sparenden Biokraftstoffen bewirkt ein fortwährend hohes Preisniveau, vor allem bei den fortschrittlichen Biokraftstoffen der zweiten Generation

So Verbio in seiner Pressemitteilung

Geschäftsjahr deutlich besser als erwartet

Damit entpuppt sich das Geschäftsjahr als weitaus erfolgreicher als zu Beginn noch angenommen. Ursprünglich hatte Verbio sogar mit einem Ergebnisrückgang um fast zehn Prozent gerechnet. Nun dürfte der Hersteller im Tagesgeschäft den Vorjahreswert von 166,3 Millionen Euro nahezu verdreifachen können. Verbio reagierte zuletzt mit Kapazitätserweiterungen, um der steigenden Nachfrage zu begegnen.

Bei den neuen Zielen handelt es sich bereits um die vierte Anhebung der Prognose. Erst Ende April hatte das Management um Gründer und Firmenlenker Claus Sauter die Messlatte deutlich höher gehängt. Davor hatte Verbio die Jahresziele im Januar und im November aufpoliert.

Verbio ist seit 2020 im Index der kleineren börsennotierten Unternehmen der Dax -Familie notiert. Das Unternehmen mit stellt neben Biokraftstoffen wie Biodiesel, Biogas und Bioethanol auch Produkte wie Flüssigdünger und Desinfektionsmittel her.

Super Geschäftsentwicklung gegen politische Einflüsse 

Das die Geschäfte bei Verbio brummen und die Expansion in den USA  sehr gut läuft, dass ist kein Geheimnis. Allerdings hat sich die Politik zuletzt stark gegen Biokraftstoffe ausgesprochen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) will den Einsatz von Biosprit aus angebauten Pflanzen sogar per Gesetzesänderung begrenzen. Sie werde dafür „zeitnah einen Vorschlag für eine Gesetzesänderung machen und diesen mit den anderen Ministerien abstimmen“, sagte sie vor nicht allzu langer Zeit. Sollte sich dieses Vorhaben konkretisieren, dann dürfte das der Aktie von Verbio nicht gut bekommen. Erst in der vergangenen Woche sackte die Aktie erneut zweistellig ab, nachdem in den  Medien über ähnliche Pläne in anderen G7 Staaten berichtet wurde. 

Aktie bleibt ein heißes Eisen

Trotz glänzender Geschäfte bei Verbio, würden wir aktuell die Finger von der Aktie lassen. Solange die Diskussion über Bio-Sprit nicht aus den Medien ist, dürfte die Aktie immer wieder unter Druck geraten. Obwohl Verbio in einer Pressemitteilung zwar bezweifelt hat, dass Umweltministerin Steffi Lemke ein entsprechendes Gesetz auf den Weg bringen kann, gehen wir davon aus, dass die Grünen-Politikerin Erfolg haben wird. Daher wird die Aktie für uns erst wieder interessant, wenn das Gesetz da ist und die Geschäfte bei Verbio weiter boomen. Dann sind alle Zweifel aus dem Weg geräumt. 

Mit Material von dpa-AFX

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