Versicherer Zurich schraubt Zielvorgaben hoch

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Zürich (Reuters) - Die Zurich Insurance Group will in den kommenden drei Jahren Rentabilität und Gewinn stärker steigern als bislang.

Davon sollen auch die Aktionäre von Europas fünftgrößtem Versicherer profitieren. "Wir erwarten höhere Dividenden", sagte Konzernchef Mario Greco am Mittwoch zur Nachrichtenagentur Reuters. Der Italiener, der seit 2016 an der Zurich-Spitze steht, zeigte sich zuversichtlich, dass der Konzern die ehrgeizigeren Vorgaben auch in einem sich rasch ändernden Umfeld erfüllen kann. "Wir wissen, dass die Dinge in den nächsten drei Jahren nicht so laufen werden, wie wir es geplant haben", sagte er. "Und wir wissen, wie wir den Gang wechseln können."

Zurich strebt in den Jahren 2023 bis 2025 basierend auf dem Betriebsgewinn nach Steuern eine Eigenkapitalrendite von mehr als 20 Prozent an. Im zu Ende gehenden dreijährigen Planungszeitraum lautete die Vorgabe 14 Prozent mit steigender Tendenz. Im ersten Halbjahr waren es 15,7 Prozent nach 14 Prozent im Jahr 2021. Die Umstellung auf den Rechnungslegungsstandard IFRS 17, der ab dem kommenden Jahr zur Anwendung kommt, dürfte die Rendite dabei um rund 2,5 Prozentpunkte erhöhen. Durch den Wechsel zu dem neuen Regelwerk verringert sich das Eigenkapital der Gruppe etwas.

ACHT PROZENT MEHR GEWINN PRO AKTIE JÄHRLICH

Zurich will Margen und Gewinne sowohl in der Schaden- und Unfallversicherung als auch in der Lebensversicherung steigern. Das Ergebnis pro Aktie soll im Schnitt organisch um acht Prozent wachsen, bislang wurde ein Plus von mindestens fünf Prozent angestrebt. Die Branche profitiert aktuell von steigenden Prämien, nachdem die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und teure Naturkatastrophen in den letzten Jahren hohe Schäden verursacht und die Nachfrage nach Versicherungsdeckung geschürt haben.

Die Schweizer zeigen sich mit den neuen Zielen ehrgeiziger als mancher Konkurrent. Europas Branchenprimus Allianz etwa will den Gewinn pro Aktie jährlich um fünf bis sieben Prozent steigern und mindestens 13 Prozent Eigenkapitalrendite erreichen. Die französische Axa strebt ein Gewinnwachstum je Aktie am oberen Ende der Spanne von drei bis sieben Prozent an und eine Eigenkapitalverzinsung zwischen 13 und 15 Prozent.

An der Börse kamen die neuen Vorgaben gut an. Mit einem Kursplus von 2,2 Prozent setzte sich Zurich an die Spitze der europäischen Versicherungswerte. "Verglichen mit unseren Erwartungen halten wir die Finanzziele von Zurich für etwas besser als erwartet", erklärten die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods.

AKTIONÄRE SOLLEN WEITERHIN 75 PROZENT DES GEWINNS ERHALTEN

An der Dividendenpolitik hält das Unternehmen fest: Rund 75 Prozent des Gewinns sollen ausgeschüttet werden - mit stetig steigender Tendenz dank zunehmender Gewinne. Die zuletzt bezahlte Dividende gilt dabei als Untergrenze. Untermauert wird diese Ambition mit einer weiteren Vorgabe: Im neuen dreijährigen Planungszeitrum sollen in Summe mehr als 13,5 Milliarden Dollar freie Mittel (Cash-Zufluss) erwirtschaftet werden und damit mindestens zwei Milliarden mehr als zuletzt angestrebt. Zurich gehört zu den Versicherern mit der höchsten Ausschüttungsquote. Zudem ist die Dividendenrendite von mehr als fünf Prozent - eine der höchsten an der Schweizer Börse - für viele Anleger ein Grund, die Titel zu kaufen.

Zurich will - basierend auf dem Regelwerk Swiss Solvency Test (SST) - unverändert mindestens 160 Prozent des benötigten Kapitals vorhalten. Ende September waren es 252 Prozent nach 212 Prozent 2021. Akquisitionen spielen laut Finanzchef George Quinn eine untergeordnete Rolle, doch verfüge Zurich dank einer starken Bilanz über finanziellen Spielraum, um bei sich bietenden Möglichkeiten zuzugreifen.

(Bericht von Paul Arnold und Carolyn Cohn in London, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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