Europas Börsen geht die Puste aus - China-Schwäche bremst

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Frankfurt (Reuters) - Der Börsenrally ist zum Start in die neue Woche die Luft ausgegangen.

Nach den zuletzt kräftigen Kursgewinnen ging es mit Dax & Co am Montag abwärts. Der deutsche Leitindex gab am Montag um bis zu 0,6 Prozent auf 16.003 Punkte nach. Der EuroStoxx50 sank um 1,2 Prozent auf 4347 Zähler. Auch an den US-Börsen blieben die Anleger in Erwartung weiterer Firmenbilanzen in Deckung: Die US-Futures lagen vorbörslich leicht im Minus.

Auf die Stimmung schlug, dass die Erholung der chinesischen Wirtschaft von der Corona-Pandemie im zweiten Quartal auch angesichts einer schwachen globalen Nachfrage erheblich an Schwung verloren hat. So wuchs das BIP von April bis Juni nur noch um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Analysten bezweifeln inzwischen, ob das von der Regierung ausgegebene Wachstumsziel von fünf Prozent für das Gesamtjahr geschafft werden kann. Die Analysten von Goldman Sachs sehen in den kommenden Monaten weitere gezielte staatliche Stützungsmaßnahmen vor allem bei den Bereichen Finanzen, Immobilien und Konsum. Allerdings dürfte das Konjunkturpaket wohl geringer ausfallen als vorangegangene Hilfen.

ROHSTOFFPREISE SINKEN - DISINFLATION IN CHINA BELASTET

Das verlangsamte Wachstum in der Volksrepublik schürte auch an den Rohstoffmärkten Sorgen um die Nachfrage des global zweitgrößten Ölkonsumenten. Brent-Rohöl aus der Nordsee v und US-Leichtöl WTI verbilligten sich jeweils um rund 1,4 Prozent auf 78,83 Dollar und 74,41 Dollar je Barrel. Auch die Preise für Metalle gingen deutlich zurück. Kupfer verbilligte sich um 2,5 Prozent auf 8463 Dollar je Tonne, Nickel um 2,8 Prozent. Europäische Aktien aus dem Bergbausektor gaben daraufhin ebenfalls nach, der Branchenindex verlor 1,9 Prozent.

Das Beispiel China zeige, dass die Märkte negativ reagierten, wenn die Inflation zwar sinke, der Grund aber eine wegbrechende Nachfrage sei, sagte Eduard Baitinger, Leiter der Asset Allocation der Investmentgruppe FERI. Anleger sollten deswegen bei aller Erleichterung über eine rückläufige Teuerungsrate dieses Szenario mitberücksichtigen. "Disinflation als Folge eines spürbaren wirtschaftlichen Abschwungs könnte im späteren Jahresverlauf auch in den Industrieländern ein Thema werden."

LUXUSWERTE LASSEN FEDERN - KRONES GEFRAGT

Am Aktienmarkt gerieten die von chinesischen Käufern abhängigen Luxusfirmen unter Druck. Die Edelmarken-Konzerne LVMH und Hermes in Paris sowie Moncler in Mailand büßten zwischen 3,8 und 4,5 Prozent ein. Auch ein Kurseinbruch von rund zehn Prozent auf ein Dreieinhalbmonatstief beim Schweizer Branchenschwergewicht Richemont trübte die Stimmung. Zwar schnellten die Verkäufe von Schmuck, teuren Uhren und Luxusmode in der umsatzstärksten Region Asien kräftig nach oben. Gebremst wurde der Aufschwung allerdings durch eine weiter verhaltene Nachfrage auf dem amerikanischen Kontinent, so dass die Zahlen des Konzerns hinter den Erwartungen blieben.

Von nach oben geschraubten Zielen profitierte dagegen Krones. Die Aktien des Getränkeabfüllanlagen-Herstellers zogen um 5,7 Prozent an und schoben sich damit an die Spitze im Nebenwerte-Index MDax. Eine angehobene Prognose und ein geringerer Betriebsverlust als erwartet gaben auch TomTom Auftrieb. Die Titel des niederländischen Anbieters von Navigationsgeräten und digitalen Landkarten verteuerten sich in Amsterdam um mehr als elf Prozent. Damit steuerte der Konzern auf das größte Tagesplus seit einem Jahr zu.

(Bericht von Anika Ross, Stefanie Geiger. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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