So stark sind wir noch nie gewachsen - Rheinmetall auf Rekordkurs
Düsseldorf (Reuters) - Hohe Rüstungsinvestitionen nach dem russischen Überfall auf die Ukraine halten Rheinmetall auf Rekordkurs.
"So stark sind wir noch nie gewachsen", sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger am Donnerstag. Der Umsatz kletterte im zweiten Quartal um 49 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis legte um 110 Prozent auf 270 Millionen Euro zu. Zudem stehen Aufträge in einer Höhe von rund 48,6 Milliarden Euro in den Büchern. Rheinmetall habe zudem 3500 Menschen neu eingestellt, sagte Papperger. Er bekräftigte, der Konzern wolle 2024 "mindestens" erreichen. In Italien winken zudem neue Aufträge mit einem Volumen von bis zu 25 Milliarden Euro für ein Gemeinschaftsunternehmen mit Leonardo, sagte Papperger. Seinen kommenden Kapitalmarkttag wolle Rheinmetall in Rom abhalten, kündigte er an.
"Auch in den kommenden Jahren erwarten wir jährliche Umsatzzuwächse in der Größenordnung von rund zwei Milliarden Euro", unterstrich Papperger. "Das Geschäft mit den Streitkräften in Deutschland und den Partnerstaaten in EU und NATO sowie auch die Hilfe für die Ukraine treiben die positive Geschäftsentwicklung weiterhin maßgeblich", teilte Rheinmetall mit. Der Düsseldorfer Konzern stellt sich angesichts des Rüstungsbooms auch breiter auf. In Italien hatten die Düsseldorfer jüngst ein Gemeinschaftsunternehmen mit der dortigen Rüstungsschmiede Leonardo gegründet, Ziel ist der Bau von Panzern. "Dies ist ein erster kleiner Schritt bei Fahrzeugen für eine Konsolidierung in Europa", hatte Papperger Anfang Juli gesagt. Nun könnten schon bald erste Bestellungen folgen: "Der erste Auftrag für das Joint Venture sollte entweder noch Ende des Jahres oder im ersten Quartal 2025 vergeben werden", sagte er: "Wir reden dabei über 20 bis 25 Milliarden Euro, der letzte Stand sind 24 Milliarden Euro." Das Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in Italien soll zwei Systeme entwickeln - einen Kampfpanzer und einen Schützenpanzer für die italienische Armee. Die Systeme könnten aber auch in den Export gehen.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine stärken Nato-Staaten ihr Militär, außerdem muss die Ukraine mit Munition versorgt werden. Rheinmetall ist einer der größten Munitionsproduzenten der Welt. Allein mit der Bundeswehr unterzeichnete Rheinmetall im Juni einen Rahmenvertrag, der die Lieferung von 155mm-Artilleriemunition im Wert von bis zu 8,5 Milliarden Euro umfasst. Im Jahr 2024 will Rheinmetall "mindestens" einen Umsatz von rund zehn Milliarden Euro erreichen und eine operative Gewinnmarge zwischen 14 und 15 Prozent. Er gehe davon aus, dass der Konzern bei der Marge eher 15 Prozent erreichen werde, sagte Papperger.
Auch mittelfristig sieht er Wachstum. Für das Jahr 2026 erwartet der Konzern einen Umsatz zwischen 13 und 14 Milliarden Euro, hatte er angekündigt. In einigen Jahren seien auch 20 Milliarden Umsatz drin. Helfen könnte dabei auch ein Großauftrag aus den USA. Rheinmetall setzt auf den Zuschlag für die Entwicklung eines Nachfolgers des US-Schützenpanzers Bradley. Das Projekt könnte ein Volumen von mehr als 45 Milliarden Dollar haben. Die USA sollen dabei auch nach der Präsidentschaftswahl im November ein Kernmarkt für den deutschen Konzern bleiben, betonte Papperger. Es komme dabei nicht darauf an, wer Präsident in den USA sei, sagte der Rheinmetall-Chef.
(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)