Hisbollah-Vize - Werden israelischem Einmarsch in Libanon trotzen

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(Durchgehend neu)

- von Maya Gebeily und Laila Bassam und Muhammad Al Gebaly

Beirut (Reuters) - Trotz erheblicher Verluste ist die radikal-islamische Hisbollah im Libanon ihrem stellvertretenden Anführer Naim Kassem zufolge in der Lage, einer israelischen Bodenoffensive entgegenzutreten.

In seiner ersten öffentlichen Ansprache nach der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah bei einem israelischen Angriff betonte Kassem am Montag, Israel werde seine Ziele nicht erreichen. "Wir sind auf alle Möglichkeiten vorbereitet und bereit, sollten die Israelis sich entscheiden, zu Land vorzurücken", sagte Kassem, an einem unbekannten Ort sprechend. "Die Widerstandskräfte sind für einen Bodenkampf gerüstet."

Während Kassem sprach, dauerten die israelischen Luftangriffe auf Ziele in Beirut und anderen Teilen des Libanons an. In der bereits zweiwöchigen Angriffswelle sind mehrere Hisbollah-Kommandeure getötet worden, am Freitag traf es Nasrallah. Insgesamt sind nach libanesischen Angaben rund 1000 Menschen ums Leben gekommen, etwa eine Million sind auf der Flucht und damit fast ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Die Hisbollah musste die schwersten Verluste hinnehmen seit ihrer Gründung durch die iranischen Revolutionsgarden im Jahr 1982 als Reaktion auf eine israelische Invasion im Libanon.

Nasrallah hat die Hisbollah mit iranischer Unterstützung zur mächtigsten militärischen und politischen Kraft im Libanon aufgebaut, mit großem Einfluss im Nahen Osten. Nun steht die Organisation vor der Herausforderung, Nasrallah zu ersetzen, der für seine Anhänger ein Held war, weil er sich Israel entgegenstellte, obwohl der Westen ihn als Terroristenführer brandmarkte. "Wir werden zum frühestmöglichen Zeitpunkt einen Generalsekretär für die Partei wählen, ... und wir werden die Führung und die Positionen dauerhaft besetzen", sagte Kassem.

"WIR WERDEN GEWINNEN"

Die Hisbollah sei weiterhin in der Lage, Raketen bis zu 150 Kilometer in israelisches Gebiet zu feuern. "Wir werden gewinnen, wie wir 2006 bei der Befreiung gegen den israelischen Feind gewonnen haben", betonte Kassem. Die Möglichkeit, dass Israels nächster Schritt eine Bodenoffensive sein könnte, schürt die Furcht vor einem allumfassenden Krieg in der gesamten Region, an dem auch der Iran beteiligt sein könnte. Israel hat bislang nicht ausgeschlossen, mit Bodentruppen in den Libanon einzumarschieren.

Die mit der palästinensischen Hamas verbündete Hisbollah hat nach Beginn des Gazakriegs kontinuierlich Raketen auf Israel abgeschossen. Im Norden des Landes mussten Zehntausende Menschen deshalb evakuiert werden. Die israelische Regierung hat es sich zum Ziel gesetzt, die Menschen wieder in ihre Heimat zurückzubringen. Der geschäftsführende Ministerpräsident des Libanons, Nadschib Mikati, sagte am Montag, seine Regierung sei bereit, eine UN-Resolution vollständig umzusetzen, die darauf abzielte, die bewaffnete Präsenz der Hisbollah südlich des Litani-Flusses und damit im Grenzgebiet zu Israel zu beenden.

Nach Angaben der radikal-islamischen Hamas wurde bei einem israelischen Luftangriff am Morgen ihr Anführer im Libanon in der südlichen Stadt Tyrus getötet. Die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) meldete zudem, dass drei ihrer Anführer bei einem Angriff auf das Viertel Kola in der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet worden seien. Die Welle israelischer Angriffe auf militante Ziele im Libanon ist Teil eines Konflikts, der sich mittlerweile auch von den palästinensischen Gebieten Gaza und dem besetzten Westjordanland über den Jemen bis nach Israel selbst erstreckt.

"KRIMINELLE HANDLUNGEN"

Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, sagte, seine Regierung werde keine der "kriminellen Handlungen" Israels unbeantwortet lassen. Russland verurteilte die Tötung Nasrallahs. Der Vorfall habe zu einer ernsthaften Destabilisierung in der weiteren Region geführt, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Die Bombardierung von Wohngebieten im Libanon habe schwere Verluste verursacht und schaffe eine humanitäre Katastrophe ähnlich der im Gazastreifen.

Die Bundesregierung sieht die Entwicklung im Libanon mit wachsender Sorge, hält die Evakuierung aller deutschen Staatsangehörigen aber noch nicht für nötig. Derzeit hielten sich 1800 registrierte deutsche Staatsangehörige in dem Land auf, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Deutsche in der Region könnten über die noch offenen Flughäfen etwa in Beirut mit kommerziellen Flügen ausreisen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums verwies darauf, dass man im Voraus keine Angaben über mögliche Evakuierungsplanungen mache.

(Mitarbeit: Andreas Rinke in Berlin; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Sabine Ehrhardt; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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