Bank Bär schließt Verschärfung des Sparkurses nicht aus

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Zürich (Reuters) - Der Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär hat in der zweiten Jahreshälfte Tritt gefasst.

Von Juli bis Oktober sammelte das Schweizer Institut bei reichen Privatkunden 7,5 Milliarden Franken ein, wie Bär am Donnerstag mitteilte. Auf das Jahr hochgerechnet entsprach dies einer Wachstumsrate von 4,8 Prozent. In der ersten Jahreshälfte war Bär noch auf eine Wachstumsrate von 1,7 Prozent gekommen. Das Neugeld habe allerdings einen großen einzelnen Transaktionszufluss enthalten, von dem der überwiegende Teil im November wieder abgeflossen sei. Weitere Angaben wollte ein Sprecher nicht machen. Ohne diese Transaktion habe sich die Wachstumsrate von Juli bis Oktober auf 4,2 Prozent belaufen. Damit übertraf die Bank die Analystenerwartungen.

Bär hatte zu den größten Kreditgebern der pleitegegangenen Immobiliengruppe Signa des Investors Rene Benko gehört. Anfang Februar entschied Bär, die Position vollständig abzuschreiben. Konzernchef Philipp Rickenbacher musste als Folge der Affäre den Hut nehmen. Im Sommer kündigte Bär an, dass Goldman-Sachs-Manager Stefan Bollinger Anfang 2025 das Steuer bei dem Zürcher Geldhaus übernehmen soll. Am Donnerstag präzisierte die Gesellschaft nun, dass Bollinger seine neue Aufgabe am 9. Januar antreten werde.

Das Kapitel Signa ist für Bär aber noch nicht abgeschlossen. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma untersucht die Geschäfte mit den Österreichern. Bär befinde sich diesbezüglich in Gesprächen mit der Aufsicht, erklärte Finanzchefin Evie Kostakis in einer Telefonkonferenz. Sie könne nicht sagen, wann diese Untersuchung abgeschlossen sei. Vorerst dürfte Bär die Aktienrückkäufe deshalb nicht wieder aufnehmen. "Ich denke, der Verwaltungsrat hält es für angebracht, zu warten, bis unsere Aufsichtsbehörde ihre Prüfung abgeschlossen hat." Der Start eines neuen Programms noch im laufenden Jahr sei vom Tisch. "Wir gehen davon aus, dass wir im nächsten Jahr wieder zur normalen Kapitalausschüttungspolitik zurückkehren werden."

In den ersten zehn Monaten sanken die Bruttoerträge gemessen an den verwalteten Vermögen, und der Kosten-Ertragssatz lag mit 71 Prozent deutlich über dem Zielwert von 64 Prozent. Bär habe dabei vom laufenden Sparprogramm, im Rahmen dessen das Unternehmen die Kosten bis im kommenden Jahr um 145 Millionen Franken drücken will, profitiert. "Dennoch bin ich mir darüber im Klaren, dass wir noch weit von unserem Ziel entfernt sind, so dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass in nächster Zeit weitere Kostenmaßnahmen erforderlich sein werden", erklärte Kostakis.

ZKB-Analyst Michael Klien stufte den Zwischenbericht als gemischt ein. "Während die Beschleunigung der Nettoneugelder für uns positiv ist, sehen wir in der Verschlechterung der Margen einen Schwerpunkt für den neuen CEO, der zu weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der Rentabilität führen könnte." Die Aktien eröffneten an der Schweizer Börse praktisch unverändert.

(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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