Swatch verwehrt aktivistischem US-Investor Sitz im Verwaltungsrat

Zürich (Reuters) - Der US-Investor Steven Wood ist mit seinem Versuch gescheitert, in den Verwaltungsrat des Schweizer Uhrenkonzerns Swatch einzuziehen.
Auf der Generalversammlung des von der Gründerfamilie Hayek kontrollierten Unternehmens stimmten am Mittwoch lediglich 19,2 Prozent der Aktionäre Woods Antrag auf einen Sitz in dem Strategie- und Aufsichtsgremium zu. "Wir werden unsere nächsten Schritte sorgfältig abwägen, einschließlich der Möglichkeit, eine außerordentliche Generalversammlung zu beantragen", erklärte Wood in einer Stellungnahme.
Die Generalversammlung des für seine Plastikuhren bekannten Konzerns aus Biel, zu dem auch Luxusuhren-Marken wie Omega, Breguet und Blancpain sowie der US-Juwelier Harry Winston gehören, fand virtuell ohne Anwesenheit der Aktionäre statt. Alle vom Verwaltungsrat gestellten Anträge wurden mit einer großen Mehrheit der Aktionärsstimmen angenommen, teilte Swatch mit. Die Hayeks kontrollieren 25,9 Prozent des Swatch-Aktienkapitals, dank einer zweistufigen Kapitalstruktur aus Inhaber- und Namenaktien aber 44,7 Prozent der Stimmrechte.
Wood ist Gründer der US-Firma GreenWood Investors und hält rund 0,5 Prozent des Swatch-Aktienkapitals. Er wollte sich als Vertreter der Inhaberaktionäre in den Verwaltungsrat wählen lassen. Auch Swatch erkennt an, dass die Inhaberaktionäre das Recht auf eine Vertretung haben. Umstritten ist, wie diese Person bestimmt wird. Der Verwaltungsrat von Swatch bestimmte den bereits seit 2010 in dem Gremium sitzenden Jean-Pierre Roth zum Vertreter der Inhaberaktionäre. Wood stellt sich dagegen auf den Standpunkt, dass die Inhaberaktionäre ihre Vertreter in einer separaten Abstimmung selbst bestimmen können müssen, wie das etwa der Rivale Richemont in einem ähnlichen Fall machte. Dies fand aber am Mittwoch nicht statt, sondern lediglich die Abstimmung aller Aktionäre. Dabei erhielt Roth mehr Stimmen.
KRITIK AN SWATCH-VORGEHEN
Wood kritisierte das Vorgehen von Swatch. Die Einladung zur Generalversammlung sei nicht ordnungsgemäß erfolgt, zudem seien die Abstimmungsanweisungen schwammig. So sei nicht klar gewesen, dass eine Stimme für Roth eine Stimme gegen ihn sei. "Wir haben in den letzten Wochen eine überwältigende Unterstützung von Investoren, Branchenexperten und Swatch-Mitarbeitern erhalten", erklärte Wood. "Dies hat uns in unserer Überzeugung bestärkt, dass neue Perspektiven im Verwaltungsrat unerlässlich sind, um die Leistung zu steigern und das volle Potenzial des hervorragenden Markenportfolios des Unternehmens auszuschöpfen." Wood hatte Swatch gedrängt, den Fokus stärker auf die Luxus-Uhrenmarken zu legen und jüngere Käuferschichten anzusprechen.
Der Verwaltungsrat hatte empfohlen, Woods Antrag abzulehnen. Das Gremium steht wegen Bedenken über seine Unabhängigkeit allerdings in der Kritik. So stellten sich im Vorfeld der Generalversammlung etwa die beiden einflussreichen Stimmrechtsberater Institutional Shareholder Services (ISS) und Glass Lewis gegen die Wiederwahl von Verwaltungsratsmitgliedern. Präsidentin Nayla Hayek steht seit 2010 an der Spitze des Gremiums. Ihr Bruder Nick Hayek ist als CEO auch für das Tagesgeschäft von Swatch verantwortlich und Marc Hayek ist Naylas Sohn. Andere Mitglieder, darunter der Verwaltungsratschef des Schokoladeherstellers von Lindt & Sprüngli, sitzen seit mindestens 15 Jahren im Verwaltungsrat. Für die Entlastung von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat sprachen sich auf der Generalversammlung nur 55,7 Prozent der Aktionäre aus. Vergangenes Jahr waren es noch 73,1 Prozent.
Swatch hat ein schwieriges Jahr 2024 hinter sich. Der Umsatz sank um 15 Prozent und der Gewinn brach um drei Viertel ein - vor allem wegen eines starken Abschwungs in China. Das Unternehmen wird von Investoren wegen seiner Intransparenz kritisiert, etwa dafür, dass es kein festes Datum für die Veröffentlichung seiner Ergebnisse nennt. Auch das Verhältnis zu Analysten gilt als angespannt.
(Bericht von Paul Arnold, Oliver Hirt und Dave Graham, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)