Dax gleicht Verluste nach Zoll-Deal aus - Heidelberger Druck rast nach oben

Der Dax hat am Dienstag den Vorwärtsgang eingelegt und die Verluste des Vortages wettgemacht. Bis zum Handelsschluss stieg der deutsche Leitindex um 1,03 Prozent auf 24.217 Punkte.
Der MDax der mittelgroßen Werte legte um 0,47 Prozent auf 31.774 Punkte zu, während der Euroraum-Leitindex Euro Stoxx 50 um 0,75 Prozent stieg.
Positiv sei mit Blick auf den Zolldeal hervorzuheben, dass "die Unsicherheit und die Sorge vor einer Eskalation im Handelskonflikt beseitigt wurden", schrieben die Experten der Landesbank Hessen-Thüringen. Belastende Faktoren blieben aber und würden ihre Wirkung in den kommenden Monaten entfalten. Preissteigernde und produktionsdämpfende Effekte in den USA beziehungsweise in der Europäischen Union seien zu erwarten.
"Der Dax steht jetzt einmal mehr vor der Aufgabe, die 24.000er-Marke zu verteidigen, um die Chance auf die Fortsetzung der Konsolidierung zu bewahren", schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Zwar werde die psychologische Barriere mit jedem erfolgreichen Test zu einer größeren Unterstützung, allerdings steige damit auch die Gefahr eines stärkeren Abrutschens, wenn diese Haltelinie dann doch gebrochen wird.
Licht und Schatten bei den Quartalszahlen
Unter den besten Werten im Dax gewannen MTU 3,5 Prozent. Basierend auf den neuen mittelfristigen Zielen, die der Triebwerkbauer Mitte Juni bekanntgegeben hatte, erhöhte Analyst David Perry von der US-Bank JPMorgan seine Gewinnprognosen für die Jahre 2025 bis 2030. Kurzfristige Probleme des Unternehmens könnten die Aktien in den kommenden Monaten zwar belasten, langfristige Investoren sollten aber jede Kursschwäche als Kaufgelegenheit nutzen.
Derweil mussten Anleger eine Reihe von Unternehmensnachrichten mit Licht und Schatten verarbeiten. So blickt der Halbleiterzulieferer Süss hinsichtlich der Profitabilität pessimistischer auf das laufende Jahr. Einmaleffekte in Form von Anlaufkosten für die Produktion des UV-Projektionsscanners in Taiwan und Wertberichtigungen auf Vorräte im Rahmen eines eingestellten Projekts hatten das Bruttoergebnis außerordentlich belastet. Damit knickten die Aktien um ein Fünftel ein und waren das klare Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax.
Der Chip-Zulieferer Siltronic schaut mangels deutlicher Nachfrageerholung vorsichtiger auf die Umsatzentwicklung 2025. Hier stand ein Minus von 8,9 Prozent zu Buche.
Heidelberger Druckmaschinen steigt im Zuge einer strategischen Partnerschaft mit Vincorion Advanced Systems in das Geschäft mit der Rüstungsindustrie ein. Für die ehemalige Militärtechniksparte des ostdeutschen Technologiekonzerns Jenoptik soll der Maschinenbauer Regelungstechnik und Energieverteilungssysteme bauen. Die Papiere des Maschinenbauers schnellten an der SDax-Spitze um 35 Prozent hoch.
Im MDax ragten Teamviewer mit einem Plus von 5,2 Prozent positiv hervor. Der Softwareanbieter konnte im zweiten Quartal trotz des schwierigen Umfelds in den USA vor allem bei der Ertragskraft punkten.
Die Aktien von K+S aber sackten um 10,2 Prozent ab. Logistikprobleme und die Abwertung des US-Dollar zum Euro belasteten den Kalidünger-Hersteller im zweiten Quartal. Die Abfahrt eines Transportschiffes hatte sich verzögert.
Euro weiter auf Talfahrt, Gold stabil
Der Euro setzte seine Talfahrt im Vergleich zum US-Dollar fort. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1540 Dollar gehandelt. Im frühen Handel hatte sie noch knapp 1,16 Dollar gekostet. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1533 (Montag: 1,1654) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8671 (0,8581) Euro.
Am Montagmorgen hatte der Euro noch 1,1750 Dollar gekostet, bevor die Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der Europäischen Union die Gemeinschaftswährung kräftig unter Druck setzte. Die Finanzmärkte reagierten zum Wochenauftakt mit Ernüchterung auf das Abkommen, kommentierten Analysten der Dekabank. "Angesichts der Einseitigkeit kann die Schwäche des Euro gegenüber dem Dollar kaum überraschen."
Unterdessen hielt sich der Goldpreis stabil. Zuletzt kostete eine Feinunze (31,1 Gramm) 3.323 US-Dollar und damit 0,48 Prozent mehr als am Vortag. Die Krisenwährung profitierte im Frühjahr noch deutlich von den Zoll-Drohungen der USA - eine umgekehrte Bewegung aufgrund der neu geschlossenen Deals zeichnet sich aktuell aber nicht ab. In Euro gerechnet ging es sogar um rund ein Prozent nach oben, was auch der heutigen Schwäche der Gemeinschaftswährung geschuldet sein dürfte.
(mit Material von dpa-AFX)